2.5.12

Erst aufgedonnert, dann abgeblitzt

Sic transit gloria mundi - so vergeht der Ruhm der Welt: Gestern haben sie sich noch aufgeblasen, die großen Buchhandelsketten wie Weltbild oder Thalia, heute droht ihnen die Luft auszugehen. Der größere Fisch frißt den kleineren, so läuft die Nahrungskette: Zuerst »verspeisten« die Ketten à la Thalia oder Hugendubel etliche kleine Sortimenter, jetzt drohen sie selbst verspeist zu werden - vom allergrößten Hecht im Karpfenteich: Von Amazon.de.
Demnächst wolle man die Schwelle von einer Milliarde Euro Jahresumsatz überschreiten, strunzten die Thalia-Manager noch vor wenigen Monaten frohgemut. Um dieses Ziel zu erreichen, griffen sie auch zu wenig feinen Maßnahmen: Da sollte z. B. ein Sortimenter in bester Kleinstadt-Zentrumslage, der als Kleinverleger zugleich auf den Absatz via Thalia angewiesen war, aus seinem Laden rausgemobbt werden oder seiner Selbständigkeit beraubt und zum Thalia-Filialisten degradiert werden, und nur eine Unterschriftenkampagne der Bürger konnte Thalia zum Rückzug zwingen.
Manche Kettenbuchläden empfingen keine Verlagsvertreter mehr, das hätten sie nicht nötig - dafür wollten sie den Verlagen immer größere Rabatte abnötigen.
Vorbei, vorbei: Die Buchhandelsketten müssen Filialen schließen, die Umsätze gehen zurück - und Amazon verkauft nun schon fast jedes dritte bis zweite Buch in Deutschland.
Die Ketten suchen nun ihr Heil darin, daß sie (wie Amazon) auch noch allerhand anderen Krimskrams verkaufen, aber auch darin werden sie wohl bald Amazon unterlegen sein, der ja schon längst eine Fotohandlung, ein Baumarkt etc. pp. ist, ein richtiger Gemischtwarenladen, in dem Bücher und andere Medien nur noch eine Ware unter vielen ist.
Das Schweizer Volk hat Mitte März in einer Volksabstimmung die wiedereingeführte Buchpreisbindung wieder abgeschafft - jetzt bleibt abzuwarten, wie sich das auf den Rest des deutschsprachigen Buchhandels auswirkt. Amazon.com streitet sich in den USA mit Verlagen und Regierung über den Preis von Ebooks - kurz, man kann mal wieder sagen: Panta rhei, alles fließt, und schwierig bleibt es sowieso ...

Die Sonntags-FAZ über das Thema.

So weit mein (verspätetes) Wort zum 1. Mai ...

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