23.6.10

Zur Preislage des Verlags (mal wieder)

»Wir müssen uns des öfteren anhören, Bücher im allgemeinen und unsere im besonderen seien zu teuer. Damit da Ruhe ist: ...« - so setzte Gerd Haffmans, Verleger von Büchern, die etwas teurer als die anderen waren, zu einer Philippika gegen den »allgemeinen Schrei nach dem billigen Buch« an. Das Thema bleibt aktuell, wie eine Amazon-Rezension zu Band I von »Entführt« beweist:

Warum keine volle Punktzahl?
Ging es nur um den Verlag dann wären es noch weniger. Was man bei seiner leidenschaftlichen Suche manchmal übersieht, dieses Buch hat weniger als 200 Seiten !! ist also ein Büchlein! Man braucht alle 3 für die fortlaufende Geschichte und das ist bei dem billig Druck ein unmöglicher Preis. Ich Illustriere oft für kleine spezielle Verlage, kenn mich ein wenig aus und finde es..... frech.
Entweder man glaubt kaum einen Markt dafür zu finden und traut sich nur an eine sehr sehr kleine Auflage ran, von wenig als 100,( was Quatsch ist, denn der Markt ist groß genug, das Buch gut ) oder man glaubt , dass Spezielle Menschen sowieso so durchgeknallt sind und jeden Preis zahlen für Spezielles( weis nicht, aber von Spielzeug oder Kleidung hätt ich länger was )
Oder man ist einfach etwas gierig.
Ich behalte normalerweise die Bücher die ich mag und unterstütze kleine individuelle Verlage, aber hier mache ich eine Ausnahme, kaufen ,lesen, weitergeben.


Nun, die Preise sind so, wie sie sein müssen, wenn ich davon leben will. Haffmans 1985: »Es geht darum, kleine Auflagen wieder ertragreich möglich zu machen.« So ist es.

>Entweder man glaubt kaum einen Markt dafür zu finden

Der Glaube mag Berge versetzen, aber er bewegt kaum Käufermassen. »Morgendunkel« oder »Don Juans letzter Flirt«, »FamilienWerte« und »Audienz beim Sonnenkönig« sind genauso gut, das fand ich, das fanden Testleser, das fanden Rezensenten - nur das Publikum nicht, mag es nun an den wenig »smig« klingenden Titeln liegen oder woran auch immer. Bei diesen Titeln hatte ich »geglaubt« und je 1000 Stück offsetgedruckt - und jetzt liegen hier nach zwei, drei Jahren immer noch 700 bis 800 Stück rum, verstopfen das Lager und binden Kapital. Passiert mir das öfter, kann es zur wirtschaftlichen Katastrophe werden. - Seit diesen Erfahrungen drucke ich von neuen Titeln wieder nur ca. 150 Stück als Startauflage, digital, »printing on demand«. Sollte es dann gut laufen - wie bei »Entführt« -, kann ich auch mal 500 oder 1000 Stück auf einmal drucken lassen. Die dann sinkenden Stückkosten bei konstantem Ladenpreis erlauben es mir, ein kleines finanzielles Polster zu bilden, das der Verlag in Flautezeiten dringend benötigt.

Die ganze »Entführt«-Geschichte in einem Band zu 19,99 Euro oder gar zu 9,99 Euro - das können sich Großverlage leisten, die 10.000 Exemplare drucken und auch loswerden können - bei mir sieht die Kostenrechnung anders aus: Ladenpreis 18,50 Euro. Der Löwenanteil des Geschäfts geht über Buchgroßhändler, die 50 % Rabatt und portofreie Lieferung verlangen. Bleiben dem Verlag ca. 9,- Euro. Minus Autorenhonorar: Verbleiben dem Verlag ca. 7,50 Euro. Minus Druckkosten in Kleinauflage: Bleiben dem Verlag ca. 4,- Euro. So. Und diese 4 Euro müssen nun reichen für Titelbildfotograf und -grafiker, IHK, Hilfskraftlohn + Sozialabgaben, alle paar Jahre ein neuer PC - und und und ... und nicht zuletzt meinen Lebensunterhalt. Eine Fettlebe ist das nicht.

>Ich Illustriere oft für kleine spezielle Verlage, kenn mich ein wenig aus

Ich kenne mich sogar noch ein wenig mehr aus, mit Umsatzverantwortung und persönlicher Haftung, und wenn ich etwas aus einem Dutzend Jahren Verlegertätigkeit gelernt habe, dann das: Das Publikum ist unberechenbar. Wäre es berechenbar, würden ja nur noch Bestseller produziert ...

Es gibt zwar Faktoren, die den Erfolg begünstigen (so mag das Publikum anscheinend knallharte Maledom-noncon-Stories und übersieht oft die Bücher mit den »leiseren Tönen«), aber letzten Endes ist der Verkaufserfolg unvorhersehbar. Und daher bleibt's bis auf weiteres bei (teureren) Kleinauflagen - sorry ...

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