30.10.12

Berlin-Marathon 2012: Ausstellung zum Bersten voll (Teil II)

Nach einem gemütlichen Morgen erstes Ungemach in der S-Bahn: Die Linie 1 würde mich nicht ins Stadtzentrum bringen, ab Friedenau war alles eine einzige Baustelle, und das würde auch noch wochenlang so bleiben, versicherten drei Marathonis, die neben mir im Zug saßen. Also nichts mit »am Sonntag mit der S 1 bis zum Potsdamer Platz fahren« ...
In Friedenau stieg ich aus. Endstation. Es gab zwar einen Bus-Ersatzverkehr ins Stadtzentrum, aber da wollte ich ja nicht hin. Und so marschierte ich wenig später, den Stadtplan in der Hand, schwitzend (es war so sonnig wie tags zuvor) an irgendwelchen Kleingartenanlagen vorbei. So werde ich das nie schaffen, dachte ich. So ist mir eine halbe Stunde Verspätung sicher - und ich hab kein Handy, um S. zu informieren.
Doch an der nächsten großen Kreuzung erwischte ich ein Taxi und stand dann doch noch um 11.10 mit nur zehn Minuten Verspätung auf dem »Platz der Luftbrücke« vor dem Gebäude des stillgelegten Flughafens Tempelhof, einem der größten Gebäude überhaupt.
Von S. allerdings war nichts zu sehen, auch nach etlichen Minuten nicht. Als ich mich schon abwenden und ins Innere der Halle gehen wollte, hörte ich meinen Namen brüllen: S. war im Anmarsch. Er hatte mit der S-Bahn eine Stunde für die Herfahrt benötigt.
Gemeinsam gingen wir in die Sportausstellung, die jetzt (aus Kostengründen vielleicht) nicht mehr in den Messehallen am Funkturm stattfand, sondern in einem viel zu engen Teil des an sich riesigen Flughafengebäudes. Besonders an den Durchgängen bildeten die Menschenmassen richtige Schlangen, es ging oft nicht vor und nicht zurück.
Endlich hatten wir beide unsere Startnummern, Beutelchen mit diesem Kohlehydrat-Glibberzeug und diverse noch fehlende Kleidungsstücke und konnten uns in ein nahegelegenes Straßencafé zurückziehen, wo auch S.' Bruder und seine Freundin auftauchten und wir lange blieben. Anschließend mit der S-Bahn zum Bahnhof Friedrichstraße, Bummel zur Museumsinsel und über einen Flohmarkt, wo ich eine schöne alte Lupe erstand. Wir trennten uns und vereinigten uns dann wieder in einer am Bahnhof Friedrichstraße gelegenen Filiale des »Mommsenecks«, die zwar nicht so gemütlich war wie das Original, aber dasselbe »Sortiment« führte - und so kam ich zu meinen Königsberger Klopsen. S.' Gastgeber tauchte auch noch auf, und das Gespräch wurde lebhaft, allerdings nicht zu lang, denn wir hatten ja morgen früh was vor ...
Mit der S 7 fuhr ich dann Richtung Potsdam - da die S 1 momentan nur noch Fragment war, würde ich morgen mit der S 7 bis zum Hauptbahnhof fahren.
Aussteigen an der Station Nikolassee, hinaus auf den gepflasterten Pflatz mit den herrlich altertümlichen, mehrflammigen Kandelaber-Gaslaternen. Das »Biereck« wurde leider gerade renoviert (erst am 20.10. wurde es wiedereröffnet), aber in einem nahegelegenen griechischen Restaurant gab es noch ein gutes Flensburger »Duckstein« und einen interessanten Prospekt über das Schicksal der »Stammbahn«, Preußens ältester Bahnlinie (zwischen Berlin und Potsdam) - nach 1945 in Grenznähe liegend, fuhr bald kaum noch jemand mit ihr, und irgendwann wurde sie eingestellt - und bis jetzt auch nicht wiederhergestellt, obwohl der Einigungsvertrag beider deutscher Staaten das vorsah. Aber irgendwie scheint keiner Geld oder Interesse daran zu haben.
In der »Spinnerbrücke« lieferte mir ein Teller Nudeln mit Tomatensoße noch Kohlenhydrate für morgen und ein weiteres Bier Kalorien in Flüssigform.
Dann ab in die Juhe, alles noch für morgen »hinrichten«, wie es süddeutsch scheußlich heißt, und ab in die Heia - es war schon halb elf ...

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