17.9.12

Denkmal für Palmer senior

Nachdem wir uns nun schon wiederholt mit Palmer junior, Boris, OB zu Tübingen, befaßt haben, soll sein Vater, der dauerquerulierende »Remstalrebell«, nicht zu kurz kommen. Hier ein Zitat aus einem Artikel der »Kontextwochenzeitung«, der eine soeben verfaßte Dissertation über Helmut Palmer vorstellt:
»Helmut Palmer war Obsthändler, Bürger- und Politikerschreck, Dauerkandidat und Leitplankenversenker. Acht Jahre nach seinem Ableben erscheint er als Ganzes wieder: In einer Dissertation, die zeigt, wie aktuell Tote sein können.
Man stelle sich einmal vor, der Kandidat Rockenbauch stürmt ins Rathaus, ins Dienstzimmer von Wolfgang Schuster, packt den Oberbürgermeister an der Krawatte, beide fallen über den Besuchertisch und die Bildzeitung schreibt: »Plötzlich bäumte sich der OB auf. Wie ein Riese, wie ein Roboter mit Armen aus Stahl. Schob ihn wie einen Gummibaum nach hinten. Durch sein Zimmer, das Vorzimmer, raus auf den Flur. Dort klatschte er ihn an die Steinwand. Recht so, Herr OB« Unvorstellbar.
Passiert ist es tatsächlich. Natürlich nicht zwischen Rockenbauch und Schuster. Die legendäre »Krawättles-Affäre« fand vor 20 Jahren statt, im Schorndorfer Rathaus und die Schlipszerrer hießen Helmut Palmer und Winfried Kübler. Der eine trug den Kampfnamen »Remstal-Rebell«, der andere die Verantwortung für die Stadt und dafür, dass der Obsthändler ein halbes Jahr keine Äpfel auf dem Marktplatz verkaufen durfte. Das gerichtliche Nachspiel dauerte damals mehr als vier Jahre, der Richter fand das Buch »Hitlers willige Vollstrecker« auf dem Tisch, die Staatsanwältin musste sich als Mitglied einer »kriminellen Vereinigung« beschimpfen lassen, der Berichterstatter der »Schorndorfer Nachrichten« als »Berufssudler«. Es war einer von 21 Prozessen, die baden-württembergische Amtsgerichte gegen Palmer führten.
Das waren noch Zeiten. Es waren die Jahre von 1981 bis 1995, in denen Helmut Palmer an mindestens 223 Bürgermeister- und Oberbürgermeisterwahlen teilnahm - gerne mit den einleitenden Worten: »Herr Vorsitzender, verehrte Gegner, liebe bedauernswerte Manipulierte, Belogene und Betrogene«.«
Palmer als Demonstrant vor dem Dreikönigstreffen der FDP - eine seiner Lieblingsrollen. Wo man ihm querkam, da witterte er alte Nazis. Eine typische Palmer-Annonce im Tübinger »Schwäbischen Tagblatt« begann mit einer schmähkritischen politischen Analyse, um dann etwa fortzufahren: »Heute günstige Erdbeeren ...« Viele kauften gar nicht gern an Palmers Wochenmarktstand, denn Palmer teilte nicht nur Erdbeeren, sondern auch verbal kräftig an jeden aus, der ihm irgendwie querkam ...
Und hier nun die Dissertation im Volltext:  http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/frontdoor.php?source_opus=6107&la=de

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