10.8.09

Die Fahndung nach Kinderpornos, indizierte Literatur und mehr ...

Die Fahndung nach Kinderpornos scheint intensiver zu werden.

Unlängst wunderten sich meine Zürcher Grafikerin Sibil Joho und ich darüber, daß die dringend in meiner deutschen Druckerei benötigten Coverdateien für geplante neue Titel, als CD per Post geschickt, ewig lang brauchten, um anzukommen.

Endlich waren sie da, nach vielleicht einer Woche, und der Chef der Druckerei erklärte mir am Telefon: »Wir mußten zum Zollamt, um die CDs zu holen, und die Umschläge waren alle geöffnet. Man erklärte uns, man habe überprüfen wollen, ob Kinderpornos auf den CDs drauf seien.«

Natürlich waren keine drauf, noch werden je welche drauf sein. Ich habe allerdings keine Lust, meine CDs in Zukunft noch den schnüffelnden Augen - pardon, Stilblüte ... also ... äh: den übermäßig neugierigen Augen irgendwelcher Zolleute und Grenzer zu präsentieren. Also muß irgendeine andere Art des Transfers dicker Datenpakete (zu dick für Emails) her ...

Es erhebt sich auch die Frage: War das nun nur 'ne Routinekontrolle, oder sind die schon ganz speziell auf den Marterpfahl Verlag und seine Druckerei aufmerksam geworden?

Wenig später ein Anruf von einem altgedienten Erotik-Grossisten: »Eine meiner Kundinnen hat mir erzählt, ›Unterm Pantoffel‹ alias ›Die Weiberherrschaft‹ stünde auf'm Index, zwei von drei Bänden!«

Leider bin ich in solchen Situationen oft zu perplex, um gleich das Richtige zu sagen; immerhin ist mir das meiste von der folgenden geeignten Entgegnung eingefallen:

»Die alte Ullstein-Taschenbuchausgabe der neunziger Jahre ist indiziert. Meine Ausgabe nicht. Deshalb hab ich ja den Titel geändert und - in alle drei Ausgaben - ein Vorwort von Arne Hoffmann eingebaut, in dem er sich kritisch mit der Indizierungspraxis auseinandersetzt - von diversen Korrekturen des Textes abgesehen. Damit unterscheidet sich meine Ausgabe deutlich von der indizierten Ullstein-Ausgabe und müßte erst mal ein neues Indizierungsverfahren durchlaufen - von dem man mich benachrichtigen müßte. Mir ist aber nichts derartiges zu Ohren gekommen. Außerdem bedeutet Indizierung ja nur, daß das Werk nicht an Jugendliche verkauft werden und in für Jugendliche zugänglichen Räumen zur Schau gestellt werden darf. Und wenn Ihre Kundin einen Sexshop betreibt [das tat sie], dann ist eh alles im grünen Bereich, selbst wenn mein Werk indiziert wäre, denn Jugendliche haben dort ja keinen Zutritt.« - »Ah so«, erwiderte mein Gesprächspartner etwas verdattert.

Eigentlich hätte ich ihn fragen müssen - und seine Kundin -, wie lange sie eigentlich schon in der Erotikbranche arbeiten, daß sie das nicht wissen ... Nun ja, Pisa ;-)

PS: Die CDs hatte Sibil nicht nur an die Druckerei, sondern auch in Kopie an mich geschickt. Die Exemplare für mich kamen genauso spät an, allerdings direkt im Postfach; ich mußte mich nicht auf den Zoll bemühen. Ob sie geöffnet und kontrolliert wurden, kann man nicht so recht erkennen ... Aber nebenbei: Für wie doof halten die »Ämtler« eigentlich eine Druckerei, Kinderpornographisches auf Papier zu drucken und zu vertreiben? So was soll doch nur in geheimen Zirkeln im Internet kursieren ...

1 Kommentar:

Zuerihegel-Rittmeister hat gesagt…

Hatten wir das nicht schon einmal? Gerade eben lief in der Glotze der letzte Beitrag (von SF DRS) über "Die Schweiz im 2.Weltkrieg". Da wurden doch auch Briefumschläge geöffnet, der Inhalt kontrolliert und oft genug auch konfisziert. Merke: auch eine Zollschlampe ist vor allem ein Mensch mit Bedürfnissen. Die befriedigt sein wollen. Und da sind halt Wichsvorlagen herzlich willkommen! Wer sagt denn, die Zeiten von damals seien vorbei??? Du weisst, wie ich die Grenzer zu bezeichnen pflege. Nicht in Blogs - öffentlich.

LG: HP

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