»Adieu du Land der Mülltrennungsverordnungen, der Kleinkläranlagenverordnungen ...« ... und sonstiger kleinkarierter Verordnungen - so nahm vor einigen Jahren ein Bekannter in einer Rundmail frohgemut Abschied vom, wie er meinte, viel zu spießigen Deutschland und zog mit seiner Frau nach Thailand um.
Später kamen dann Mails mit leicht genervten Sätzen wie »schon wieder 34 Grad in meinem Arbeitszimmer« und eindrucksvolle Fotos von Überschwemmungen: Da sah man dann z. B., wie in halb überschwemmten Räumen die (keineswegs abgeschalteten) Elektrokabel lustig durchs Wasser hingen, und man glaubte sofort, daß die thailändische Elektrounfallrate die höchste der Welt ist ...
Mein Bekannter nahm's mit Humor - aber auch der hat ja bekanntlich mal ein Ende, z. B. dann, wenn auch noch politische Wirren hinzukommen:
»Bislang hatte ich die ganze Putsch-Angelegenheit nicht so ernst genommen. Eben nur der übliche Militärputsch, der 12. seit 1932, nach anderen Definitionen des Wortes waren es mehr, was soll's, wer zählt das noch, wer sieht da noch hin. Daß das Thai-TV auf drei gleichgeschaltete Programme beschränkt ist, hat mich ebenso wenig gestört wie die nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr, die nun gelockert wurde auf 0 bis 4 Uhr, damit die Mädels in den Touristenzentren wieder ihrem Beruf nachgehen können.
Aber nun nimmt die Sache beunruhigende Ausmaße an: Gestern ab 15 Uhr Ortszeit war Facebook für anderthalb Stunden WEG. Der Sprecher der Junta hat bestritten, daß sie was damit zu tun haben: "NCPO [der "Nationale Rat für Frieden und Ordnung" = die Junta] deputy spokesman Nathawat Chancharoen denied that the council had given an order to block the social media giant." Es sei ein technischer Fehler gewesen. In der BANGKOK POST (und NUR in dieser, nicht in THE NATION) lesen wir jedoch:
"Information and Communication Technology (ICT) permanent secretary Surachai Srisarakam said he had received an order from the National Council for Peace and Order (NCPO) to temporarily deny access to Facebook, after anti-coup movements were spreading on social media."
Gegen 17 Uhr ging es wieder, fragt sich nur, wie lange: "We have blocked Facebook temporarily and tomorrow [= heute] we will call a meeting with other social media, like Twitter and Instagram, to ask
them to cooperate." Ohne weiteren Kommentar.
Zwei Reporter der POST wurden bei der Junta einbestellt und "ermahnt", weil sie "aggressive Fragen" gestellt haben. Mitarbeiter einer Zeitung aus Phuket werden wohl vor ein Militärgericht gestellt, weil sie einen Artikel nachgedruckt haben, der den Pulitzer-Preis gewonnen hat und sich mit, vorsichtig ausgedrückt (Feind hört mit, was ist eine Verschlüsselung heute noch wert), mit der Marine und ihrem Umgang mit burmesischen Flüchtlingen beschäftigt ...
Siehe auch:
http://www.bangkokpost.com/news/local/412255/facebook-temporarily-down
(Mal sehen, wie lange dieser Link noch funktioniert!)
Das erinnert stark an die Türkei. Im Moment weiß ich nicht, wie lange ich noch hier bin ... und wie lange das Internet noch funktioniert.«
Tja - mal sehen, ob mein Bekannter bald wieder im Land der Mülltrennungsverordnungen eintreffen wird ... Die oben zitierte Mail schloß mit den Worten »Grüße aus der Hitzehölle« ...
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