20.9.11

Demnächst der »Ochse« - die Verödung der Dörfer hier in der Gegend

Ein sonniger Tag - wenn auch ein wenig kühl. Rauf auf die Harley, Postfach leeren, Post bei einem Cappuccino im Café in Mössingen lesen, weiter nach Dußlingen. Noch immer zerschneidet die B-27-Dauerbaustelle das Dorf wie fast die Mauer einst Ost- und Westberlin. Um 100 Meter weit auf die andere Seite zu kommen, müßte man einen drei Kilometer weiten Umweg fahren.
Also Maschine abgestellt und zu Fuß über die Fußgängerbrücke rüber, zum Elektriker, der mir nach der Küchen-und-Klorenovierung Lampen und Herd wieder anbringen soll.
Anschließend auf ein kleines Bier in den »Ochsen«, eine alte Eckkneipe, in der ich noch nie war. »Seltsame Öffnungszeiten haben Sie«, sagte ich zur Wirtin: Morgens von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr, an manchen Nachmittagen und gar am Samstagabend ganz zu, an anderen Abenden mal bis 19 Uhr, mal bis 22 Uhr.
»Ja, wissen Sie, das Lokal hier ist nur ein Anhängsel unserer Metzgerei gleich nebenan, und wenn die in einigen Jahren schließt, dann schließt auch das Lokal.«
Traurig. Von der Wirtin erfahre ich, daß auch die Nehrener Metzgerei Nill, eine von zwei überlebenden Metzgereien in Nehren, »kämpfen« müsse. Ach so? Der Dorfladen schräg gegenüber hat schon seit Monaten zu, ein weiterer, ein Italiener, schloß auch vor Monaten seine Pforten, nur noch ein neuer Supermarkt am Dorfrand existiert.
Ein Dorfgasthof in Nehren verschleißt einen Pächter nach dem anderen, ein weiteres wird zum Jahresende schließen, ein drittes hat schon zu, ein weiteres bietet Essen nur noch für Hotelgäste. Nehren hat rund 4400 Einwohner.
Dußlingen knapp 6000. Spanische Ortschaften dieser Größe haben locker ein Dutzend Kneipen (wenn man schon arbeitslos ist, möchte man doch auch wenigstens feiern), deutsche nicht. Dußlingen und Nehren werden aus lebendigen Dörfern immer mehr zu öden Schlafstätten.
Wo soll das enden?
Nur das »Picknick«, die kleine, knallgelbe Kneipe am Ortsrand, eine ehemalige Tankstelle, hält sich noch - da gehen abends und am Wochenende zumeist jüngere Gäste hin und gucken Fußball auf Großbildschirmen.
PS: In der aktuellen FAZ lese ich, daß auch in Bayern die Dörfer mehr und mehr zu öden Schlaf-Vorstädten mutieren ...

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