30.11.14

Marterpfahl jetzt keusch und sittsam - Neues zum 1. Advent


So präsentiert sich jetzt das »Dschungelgefängnis« auf Amazon.de, wahrscheinlich auf Weisung aus jenem Lande, in dem nackte Kanonen okay und Möpse und Muschis pfuibäh sind. Oder vielleicht war's ein Kompromiß mit den bayrischen Jugendschützern (wir berichteten). - Auf jeden Fall kamen vor einigen Tagen drei neue Titel aus der Druckerei und werden jetzt peu à peu in den Verkauf geschoben: »Sklavenhölle« (ein richtig guter Torres), »Herren und Sklaven« von Arne Hoffmann und die »Wiener Schlampengeschichten« von Lorelay. Viel Vergnügen!

Advent, Advent, die Hütte brennt! :-(

Vor rund zehn Tagen war ich zu Besuch im Europaparlament, mit anderen eingeladen vom AfD-Abgeordneten Kölmel, der sich im Vortrag als vernünftiger, routinierter Praktiker erwies, der die überkomplexe, immer mehr Zuständigkeiten an sich reißende EU auf ein vernünftiges, d. h. schlankes Maß zurechtzustutzen bemüht war. Auch mein Reisegefährte, ein leicht skeptischer AfD-Wähler, war angenehm überrascht. Ach, wäre der AfD doch bloß im Herbst 2013 mit 5,1 % der Einzug in den Bundestag gelungen - dann säßen dort jetzt um die 30 AfD-Bundestagsabgeordnete, darunter eine solide Mehrheit jener gutbürgerlich-konservativ-liberalen Typen à la Kölmel - und nicht jene deutschnationalen Sturköpfe, die jetzt in den ostdeutschen Länderparlamenten reüssieren. Schon der Westberliner Kolumnist Schupelius wunderte sich: Wohin steuert die AfD? Gen Osten anscheinend - Gauland war sogar mitten im Wahlkampf zu einer vertraulichen Unterredung in die russische Botschaft in Berlin eingeladen, und solche wie der JUNGE-ALTERNATIVE-Politiker Frohnmaier und seine Freunde faseln zusammen mit russischen Diplomaten von der Freundschaft mit Rußland und dem Ende der »Unterdrückung« durch die Amis, daß einem das kalte Grausen kommen kann ...  
»Compact«-Wirrkopf Elsässer und sein neuer Kumpel, Wanderprediger Gauland (rechts) Bild: B. Z.
Dazu im Blog des liberalen AfDlers Alexander Dilger der ebenfalls liberale Reinhard Wilhelm:

Gauland wäre für die AfD der Supergau. In einer internen Diskussion habe ich einmal die Außenwirkung der AfD beschrieben. Auslöser war eine E-Mail, die die HoGeSa-Vorkommnisse ins “rechte” Licht rücken wollte. Ich habe diese Rundmail als Anlass genommen, einmal auf die erschreckende Außenwirkung hinzuweisen:
“[…] Wenn man sich die letzten Umfragen anschaut, dann wird auch deutlich, dass die Nähe der AfD-Mitglieder zur HoGeSa, Elsässer, Putin nicht gut tat. Ich bringe einmal verkürzt den Vorstands-Zoff in Erinnerung:
1. Jemand lanciert an die Öffentlichkeit, dass Starbatty, Kölmel, Lucke und Henkel für die Sanktionen stimmten.
2. Pretzell brüstet sich, dagegen gestimmt zu haben.
3. Pretzell verlässt BuVo.
4. AfD gewinnt [trotz Querelen] die Landtagswahlen.
5. Lucke beschwert sich über Querulanten.
6. Mitglieder meinen, sich mit HoGeSa-Veranstaltung profilieren zu müssen. Einer [aus NRW] gründet einen außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss. Es finden Ausschlussverfahren statt. Derjenige, der den außerparlamentarischen Schwachfugausschuss gründet, verliert jede Wahl (LaVo und BeVo) und wird aus den LFA ausgewiesen, bzw. tritt freiwillig wegen angeblicher Arbeitsüberlastung aus.
7. Henkel schämt sich zeitgleich öffentlich über den Weltverschwörungsunfug.
8. Ebenfalls zeitgleich kommt es zu dem Weltverschwörungskongress, der als “Wissenkongress” bezeichnet wird, organisiert durch die NRW-Bezirksvertretungen. In der Presse wird über den Schwachsinnskongress gelästert. Landesvorstand und Bezirksvorstände rudern zurück.

9. Gauland fordert ebenfalls zeitgleich öffentlich den Rücktritt von Henkel.
Die AfD baut einen Prozentpunkt ab.
10. Lucke droht den Rückzug an. Petry fordert das Ende der One-Man-Show.
11. Gauland nimmt an Elsässer-Veranstaltung teil. NPD-Funktionäre sitzen als Gäste mitten drin. Das geht durch die Springer-Presse.
12. In Hessen fliegen die Fetzen. Ein Ex-Rep hat sich den Sprecherposten erschlichen.
Die AfD baut noch einen Prozentpunkt ab. 


Jetzt mal eine ganz ehrliche Frage:
Warum soll ein Bürger die AfD derzeit wählen? Wie ist denn die Außenwirkung zur Zeit? Sieht diese inzwischen besser aus als die der Piraten? Die Piraten sind gewählt worden, damit endlich mehr Demokratie ins Land kommt. Durchgesetzt hat sich eine ALG-II-Chaos-Truppe mit Linksextremisten.

Die AfD begann als bürgerliche Alternative, v/o Professorenpartei, die sich gegen den EUR, gegen undurchdachte und links-ideologische Politik, gegen Lobbyismus, gegen EU-Zentralismus, aber für mehr Demokratie und mehr nationale Souveränität einsetzte.
Wohin wandelt sich die AfD in der öffentlichen Wahrnehmung jetzt? In einen chaotischen und zerstrittenen Haufen, der sich mit Hooligans, radikalen Weltverschwörern, Islamhetzern und Kriegstreiber Putin in ein Boot setzt. Ist das gut? Nun – in der öffentlichen Wahrnehmung – es ist so schlecht, dass die führenden Köpfe Lucke und Henkel – für viele AfD-Wähler waren sie die Vertrauensträger, die Garanten für das Bürgerliche – sich über die eigene Basis schämen und den Rückzug erwägen. Und jetzt kommt das Beste: Gauland solidarisiert sich erst recht ungeniert und öffentlich mit HoGeSa, Weltverschwörern und Putin, und die Öffentlichkeit darf erstaunt feststellen, dass Lucke und Henkel sich zu recht schämen. Gauland legt sogar noch eine Schüppe oben drauf, Henkel solle sogar zurücktreten, er und seine AfD fühlen sich ohne ihn pudelwohl. Petry stößt ins gleiche Horn und fordert das Ende der One-Man-Show, also die Beschneidung von Lucke. Wenn er geht, sein Pech. Was ist in der öffentlichen Wahrnehmung von der AfD als bürgerliche Alternative, v/o Professorenpartei übrig geblieben?
Glaubt jemand wirklich, dass normale Bürger, die üblicherweise FDP und CDU wählen würden, uns mit so einer Außenwirkung noch wählen? Ich bin so erzogen worden, dass Hooligans, Rocker und Schläger der Abschaum dieser Gesellschaft sind. Ich habe gelernt, dass man sich von solchen Leuten in jeder Hinsicht fern hält. Ich vermute, dass viele unserer Wähler, die ja eben konservativ, bürgerlich oder erzkonservativ geprägt sind, über die HoGeSa-Sympathien – milde gesprochen – erstaunt sind. Wir wissen doch auch, dass Links-Ideologen Spinner sind und Weltverschwörer sind nichts anderes als Links-Ideologen. Dies erkennt man anhand der Personalie Elsässer besonders gut. Gestern war er ein linksextremer Ideologe “Nie wieder Deutschland”, heute ist er radikal-Weltverschwörer, der überall CIA wittert, der die HoGeSa ideologisch unterstützt, der die AfD-Basis gegen den Vorstand aufzuwiegeln versuchte. Ich habe gelernt, man solle zusehen, sein Geld zu verdienen, und nicht die Zeit mit solchen Idioten vertun. Ferner habe ich gelernt, dass wir uns über Demokratie und Bürgerrechte erfreuen und das Beste daraus machen sollten. Wie bringe ich so eine Erziehung mit Sympathien für den Verbrecher Putin in Einklang, der Völkerrecht und Menschenrecht ständig bricht? Wie kommt Gauland auf das dünne Eis, dass Bürger, die mit der USA wegen der Völkerrechts- und Menschenrechtsverstöße fremdeln, für Putin wären? Wenn deutsche Bürger die Sanktionen gegen Russland nicht wollen, dann doch nicht, weil sie für Putin wären, sondern weil sie in Ruhe und Frieden Geschäfte machen wollen.
Das, was zur Zeit öffentlich von der AfD wahrgenommen wird, das hat mit Problemlösungen, die der Bürger sucht, gar nichts zu tun. Das alles ist auch weit weg von Konsolidierung. Ich wünsche mir, dass der Komplex HoGeSa, “Wissenskongress” und Putin endlich beendet wird. Wir haben uns schon genug blamiert. Jetzt wird es Zeit, dass wir uns öffentlichkeitswirksam mit den bürgerlichen Themen auseinander setzen und als Bürger wieder erkennbar sind.”

Darauf der Blogbetreiber Dilger: 

Aus meiner Sicht läuft es auf eine Richtungsentscheidung hinaus. Herr Lucke hat diese immer gescheut, weil natürlich auch Herr Gauland mit seinen obskuren Thesen Wähler und Mitglieder anspricht. Zugleich schreckt er aber Wähler und Mitglieder ab, meiner begründeten Vermutung nach deutlich mehr.

So ist es - ganz abgesehen davon, daß diese rechtslastigen, putinfreundlichen Thesen grundsätzlich abzulehnen sind. Dazu noch mal Wilhelm:

Natürlich stellt sich für mich nur die Frage, ob Lucke oder nicht, bzw. Gauland oder nicht. Lucke hat sehr viele Fehler gemacht, aber er ist derzeit die beste Lösung. Gauland ist für mich keine Lösung. Er ist für mich eine Katastrophe. Eine Gauland/Elsässer-AfD hätte sich für mich nie als Option dargestellt. Jedes Zeitinvest in eine bizarre Gauland/Elsässer-AfD hätte ich von Anfang an als reine Zeitverschwendung abgetan. Und die AfD als zukünftige Gauland/Elsässer-AfD würde rückwirkend jedes Zeitinvest ebenfalls zu einer Zeitverschwendung negieren. Zudem droht mir ein Reputationsverlust. Ich habe mich öffentlich stets für die AfD eingesetzt. Ich bin lokal auch als AfDler bekannt. Wenn sich das Bild festigt, dass die AfD ein Chaos-Sauhaufen rund um den antibürgerlichen Ideologen Elsässer (antiwestliche Weltverschwörung, Pro-Putin, HoGeSa, Islamhetze) ist, dann bleibt mir nur das schamhafte Eingeständnis, dass ich mich in dieser Partei und ihre Entwicklung geirrt habe. Einen Imageschaden trage ich in jedem Fall davon.

Zustimmung. Auf Geolitico.de tobte der Richtungsstreit auch ziemlich, und in den Kommentaren gab's die übliche Ration rußlandfreundlicher, antiamerikanischer Verschwörungstheoretiker, die forderten, Lucke und Henkel und die ganzen Liberalen müßten weg aus der AfD (z. B. der hier: Eibl ist dann mal weg), dann werde es schon laufen - ja, ins Abseits ... :-(  Das befürchtete auch ein Kommentator namens Schüle, der »als Praktikant im baden-württembergischen Landtag in den 90er Jahren erlebt hatte, wie sich eine andere Parteigründung, die Republikaner, wegen der mangelnden Zähmung  des rechten Narrensaums selbst zerlegt hat«. Diesem Schicksal geht momentan vielleicht auch die AfD entgegen. »Mit Vollgas gegen die Wand« titelte Dieter Stein hier in der JF. - Ich bin keiner, der die Parteimitgliedschaften wie die Hemden wechselt, ich warte noch ab; aber der Ausgang des Abenteuers AfD ist durchaus ungewiß ...

Die nächsten Wahlen sind 2015 Hamburg und Bremen. In beiden Städten reüssierten schon Protestparteien - und scheiterten schließlich. Westliche Großstädte sind keine ostdeutschen Provinzen - ob Gauland das weiß? ;-)

12.11.14

Interessenverbände und ihre Bequemlichkeit und Konfliktscheu

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»Schöne Aussichten«: Wider den anonymen Internetpöbel!

Schöner kann eine Aussicht eigentlich nicht sein: Das Café Bellevue in Tübingen blickt direkt auf den Neckar. Leider blicken die Inhaber auch voller Zorn auf negative Internetkritiken ihres Lokals: Total essigsauer sei das Salatbüffet gewesen, ungenießbar, mosert einer. Nun mag es natürlich sein, daß dieser Gast tatsächlich einen miesen Tag erwischt hat, an dem das Büfett nicht so war, wie es sein sollte. Wahrscheinlicher aber ist, daß es sich um jemanden handelt, der dem Restaurant einfach eins reinwürgen will. - Wer z. B. Hotelkritiken auf Internet-Sites sieht, der wundert sich oft, wie der eine Gast seine Unterkunft als blitzsauber und ruhig beschreibt und der andere als kakerlakendurchseuchte Dreck- und Lärmhölle. Die Freunde jubeln das Haus hoch, die Feinde (Konkurrenten) ziehen es in den Dreck. Über die Kampagne gegen BELLEVUE berichtete schon das SCHWÄBISCHE TAGBLATT und ebenso darüber, was das Bellevue dagegen unternimmt: Frustbewältigung.

Im Schlafanzug durchs Weltall - im seidenen Morgenrock in den Nahkampf?

Wußten Sie schon, daß die Mannen in "Raumschiff Enterprise" Schlafanzüge trugen? Wenn man es weiß, sieht man es auch ... Wenn Schl...