22.8.24

Strände - ich pack's nimmer - ohne Ende - oder doch? Chronik einer verunglückten Reise Teil II

 Dornröschens Erlösung: Erotische Abenteuer einer Prinzessin

Oben: Strand auf Römö, 5 Grad, November  

Teil II


SA, 10.8.: Eine Woche ist vergangen seit meinem Aufbruch. Ca. 19 Tage stehen mir noch bevor. Zum Glück habe ich nicht noch länger geplant … Immerhin würde ich Mittwoch diesem gruseligen Ex-Knast und für eine Woche in ein „Sport Hotel“ am entgegengesetzten, südostlichen Stadtrand umziehen. Meine erotischen Fantasien fördert dieser der düstere, muffige Exknast in keiner Weise. Das hat schon bisher über die Jahre abgenommen, und jetzt ist es fast weg. Auch in dieser Beziehung bildet Reisen. Bei mir entwickelt jetzt das düstere Gemäuer eher Beklemmungen als Geilheit.

Nach dem „Sport Hotel“ wird das „Hostel Brize“ für fünf Tage den Abschluß bilden, an dem ich momentan täglich vorbeigehe, da es nahe dem Hafen und an der Durchgangsstraße vom Norden ins Stadtzentrum liegt.

Das Wochenende ist da, d. h. mehr Besucher. Da war es besonders wichtig, mein „Zimmer“ mit meinem Kram drinnen von außen zu verriegeln. Hoffentlich brauche ich nicht wieder ein Stemmeisen, um die Verriegelung wieder aufzukriegen. (Nachtrag: Nein, brauchte ich nicht. Man konnte es auch anders verriegeln …)

Schon in der Nacht zum Samstag hörte ich Geräusche wie das Rücken von Möbeln. Morgens erschien in meiner wie immer mehr als einen Spaltbreit geöffneten Tür zum Gang (weil's sonst ungelüftet und stickig und beklemmend ist) ein Frauenarm mit einem Fotohandy und knipste meine Zelle, während ich noch im Bett lag und mich ganz still verhielt. Vielleicht hat sie mich gar nicht bemerkt.

Über Nacht hatte es kräftig geregnet und abgekühlt, die See war bewegter, aber schon kam die Sonne wieder hervor.

Auf! In die Stadt marschieren und in Lokalen Texte verfassen – aber wozu eigentlich? Liest und kauft ja doch kaum jemand; und papierene Texte dann noch mal abzutippen, um sie in den Computer zu kriegen, ist ineffizient. Besser gleich daheim tippen. Aber je mehr trübe Gedanken einen so ergreifen, desto mehr läuft man Gefahr, „den Moralischen zu kriegen“, wie ein Bekannter das nennt, und im Trübsinn zu versinken.

Auf dem Rückweg gab es in den Karosta-Parkanlagen ein Volksfest mit militärischer Garnierung, und auch im Ex-Knast war man kriegerisch gestimmt. Einer der Ex-Knast-Angestellten, schon ganz als Gardist gekleidet, ermahnte mich, mich als Unbeteiligter dem kommenden Extremspektakel (also die Horrorshow für Freaks – stundenlang angebrüllt und schikaniert werden – und am Schluß eingelocht – wie ein „richtiger Häftling“) möglichst fernzuhalten. Das tat ich. Daher also das Möbelrücken in der vergangenen Nacht!

Ich hielt mich fern und lauschte dem Spektakel nur akustisch. Und Reisen bildet wirklich: Meine über die Jahre allmählich gewachsene Abneigung gegen solche Knast-Rollenspiele zerbröselte vollends.



So sieht der Strand vom Römö ohne Möpse aus ... Besser für das keusche Facebook 

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Hier noch mal in ganzer Pracht: der Strand von Römö. Platz für 1000 Möpse - und 1000 Menschen - zur Not sogar 1000 Autos. Man darf den Strand mit dem Auto befahren und auf ihm parken (Bild: WP, Arne Müseler)

2001 machte ich, wie die halbe Hamburger SM-Szene, bei den Dreharbeiten zu dem Zero-Budget-Film „Der Untergang von Rungholt“ mit. Ich war mit dem Auto von Bremerhaven unterwegs nach Hamburg. Unterwegs in irgendeinen gemütlichen Landgasthof! plante ich in Gedanken. Aber alles belegt auf dem Wege. Als ich auf der B73, der vielbefahrenen Ausfallstraße Hamburgs nach Nordwesten, die Stadtgrenze Hamburgs überfuhr, dachte ich: So, das war's. Keine billige Unterkunft mehr möglich.

War sie aber doch. Gleich nebenan. Aber kurz darauf fand ich sie doch. „Haus Fischbeker Heide; deutsche Küche; Soldatenheim.“ Gleich neben einer Kaserne ein gemütlicher Gasthof mit einem Gästetrakt mit einem Bad und Klo am Ende und 40 Mark pro Zimmer und Nacht. Oft ist man der einzige im ganzen Trakt, und so kann man sich bei „auf Kippe“ geöffnetem Fenster morgens um 7 noch mal gemütlich 'rumdrehen, während man zuhört, wie der Zugführer (?) die Rekruten über den Sportplatz scheucht … Das Lokal hatte erst nachmittags geöffnet. Frühstück beim benachbarten Asia-Imbiß oder in der einige hundert Meter entfernten Supermarkt-Bäckerei.

SO 11.8.: Es ist windig und frisch, die meisten Einheimischen haben eine Jacke an, aber ich habe keine dabei.

Wieder marschiere ich die über fünf Kilometer ins Stadtzentrum – aber das freundliche Straßenlokal mit „Sidrs“ (=Cider), innen mit „Omamöbeln“ hat sonntags zu. Einige hundert Meter entfernt finde ich ein mäßig ansprechendes Café mit (immerhin) Kirschbier. Länger als zwei Stunden kann und will ich da aber auch nicht bleiben, und so spazierte ich langsam wieder heimwärts (=Richtung „Knast“). Auf irgendwelche luxuriösen Hotelrestaurants – wenn sie überhaupt geöffnet waren –, in denen man scheel angesehen wurde, wenn man nur was trinken wollte und stundenlang blieb, Notizen machend (konnte und wollte ich das noch?), hatte ich keine Lust. Nahe einer Tankstelle und einem Sushi-Imbiß auf Plastikstühlen zu sitzen, in den Verkehr zu gucken und Flaschen- oder Dosenbier zu trinken aber auch nicht. Das fände ich schon zu Hause reichlich trist. (Woher kommt eigentlich die kuriose Doseninhaltsgröße „568 ml“? Ist das ein Pint? – Barber shops machen sich übrigens auch in Liepaja breit, z. T. in Verbindung mit Bars. Ich könnte doch eine Rasur gebrauchen, quatschte mich einer an. Nee danke!)

Die selbstverordnete und von mir fast lückenlos eingehaltene Flüssigdiät (nur morgens was Festes essen, ansonsten nur Flüssiges) machte übrigens nicht nur das Essen flüssig … Ich bekam Durchfall davon. Und auf dem „Heimweg“ passierte es nun, daß ich mir so halb in die Hose machte. Die „Hauptladung“ konnte ich zwar gerade noch einem gottlob nahen Gebüsch abladen, aber die „Ouvertüre“ samt einem peinlichen Fleck landete in meiner Hose.

Jetzt reicht's. Schluß mit dem Scheiß! Ich reise ab – gleich morgen, Montag. Dann verfallen die restlichen Buchungen eben. Die rund 450 € sind dann teures Lehrgeld, wie ich es nimmer machen sollte; für andere mag's ja richtig sein. Albanien hätte mir im Januar schon eine Warnung sein sollen, als ich Vier-Wochen-Buchung für ein billiges Hotel platzte; nie und nimmer hätt' ich's dort vier Wochen ausgehalten. Gottlob war nur eine kleine Anzahlung futsch – und weiter ging's ins nahe Igoumenitsa, Griechenland, mit seiner Kneipenmeile und seinen Hotels an der „Seafront“, wo alles sehr viel zwangloser und gemütlicher vonstatten ging.

Vielleicht, so dachte ich, kann ich ja ein bißchen was des verlorenen Geldes zurückholen, wenn ich einen Notfall vortäusche – etwa, ich hätte durch einen Anruf auf meinem nicht internetfähigen Handy vom Tode meines Onkels Eugen erfahren und daß ich sofort zurückreisen solle …

Der wahre Eugen war ein Bekannter von mir, Psychologe, und einige Jahre lang MANNDAT-Vorsitzender, setzte für Männerinteressen ein.

Er schrieb mir mal: „Ich bin etwas skeptisch, aber ich wünsche dir ein strammes Weib und sechs Kinder.“ Skeptisch? Ob ich es schaffen würde? Ob mich das wirklich glücklich machen würde? Mit beidem behielt er recht. Ich schaffte es nicht, und hätte ich heute mehrere Kinder, wäre ich wohl völlig entnervt und wüßte gar nicht, wie ich sie ernähren sollte …

Über seiner Todesanzeige standen die weisen Worte: „Wir wissen nicht, woher wir kommen, geschweige denn, wohin wir gehen; mein Vater sprach, dem Tode nah, das wird man dann schon sehen.“


Nacht zum Montag: Nach Mitternacht nimmt der „Nachtportier“ noch einen neuen weiblichen Gast auf, einen ausländischen. Ich hör's an den Stimmen und an den Worten. Viele buchen nur eine Nacht; manche halten noch nicht mal die aus.


Anderntags schlepp' ich am Morgen wieder das Gepäck zum Hafen. Die Umbuchung kostet mich 80 Euro – aber egal; Hauptsache, ich bin dann mal wieder weg …


Das Sonnenlicht glitzert auf dem Meer; es ist windiger als bei der Ankunft.


Froh sehe ich bei einem ersten Bier, wie das Land zurückweicht. In der Ferne ein gelber Strich mit dunklen Punkten über einem grünen Strich – Strand und Urlauber unter einem Wald.


19 Tage Libau sind eben fast wie 19 Tage Reutlingen – Reutlingen mit Strand, okay, aber eben Reutlingen.


Der Pullmansessel-Bereich war jetzt deutlich belebter als bei der Hinfahrt, leider auch mit ein paar hartnäckigen Labertüten. Ich tröstete mich, so gut es ging, mit Knoblauch-Käse-Brötchen, Bier und Cider.


Als ich im Morgenrot erwachte (der Sonnenauf- wie der -untergang in völliger Klarheit), waren wir schon zwischen schwedisch-dänischen Inseln. 2004 standen während der Vorbeifahrt an Bornholm alle an Deck, an der Reling – ich auch. Ich besaß zeitweise ein Handy und nutzte – wie die anderen – während der Vorüberfahrt an Bornholm die günstige Gelegenheit, kurze Zeit eine Handyverbindung zu haben. Zu Hause sei das Wetter pissig gewesen, erfuhr ich; bei meiner Baltikum-Rundfahrt nur an einem Tag – ausgerechnet dem, an dem ich von Memel nach Riga fuhr. Das Wetter in Osteuropa ist oft stabiler als das in Westeuropa; bis in den Osten schaffen es manche atlantischen Tiefausläufer nicht.


Bei bestem Sommerwetter nähern wir uns Travemünde; schon ist der Hotelklotz MARITIM wieder zu sehen. Eine Mitreisende möchte sofort schwimmen gehen, aber das sei zu Fuß fast unmöglich, nur mit dem Bus …


Ich schleppte mein Gepäck den Kilometer bis zu meinem geparkten Auto.


Ich fuhr nordwärts gen Flensburg, etwas flotter als sonst, denn ich wollte vor dem Ladenschluß des PRISS-Supermarkts in Neupepersmark dort eintreffen. Die dänische Supermarktkette PRISS – ein Kettchen mit unter zehn Märkten – siedelt ihre Märkte stets knapp jenseits der deutschen Grenze an – wegen der günstigeren Steuern. Das Sortiment besteht hauptsächlich aus Alkoholika, aber auch aus den leckeren roten Würstchen, die in Dänemark gern in die Hot Dogs gesteckt werden.

Ausfahrt 2 Flensburg-Harrislee. „Letzte Ausfahrt vor der Bundesgrenze“. Ausfahrt 1 gibt’s nicht, das ist schon der Grenzübergang. Als ich mal meinen guten Grundsatz „Vor der dänischen Grenze abfahren und Nebenstraßen benutzen“ mißachtete, rauschte ich prompt an der Grenze in eine Zollkontrolle (die nach Auslandskonteninhabern schnüffelte).

„Nach Tondern aus touristischen Gründen?“ fragte der Grenzer skeptisch. Aber dann rauschte hinter mir ein Mercedes ein; da war ich nimmer interessant. „Ja, kleinen Tagesausflug machen, nicht wahr? Gute Reise!“ Puh …

(Als ich im weiteren Verlauf der Reise mich von Belgien her über Luxemburg der deutschen Grenze näherte, sah ich vom luxemburgischen Moselufer aus, wie ein deutscher Grenzer-Bulli sich im Gestrüpp versteckte. „Ansitz“ sozusagen … Ich verschob – im wörtlichen Sinne – meinen Grenzübertritt ein paar Kilometer nach Norden …)

Also raus in Flensburg-Harrislee und auf die nordöstlich parallel zur Grenze westwärts führende Landstraße. Knapp 20 Kilometer, dann grüßte rechter Hand die Flagge von PRISS. Rauf auf den Parkplatz, der eine Wiesenbreite von der dänischen Grenze entfernt war, und rein ins Einkaufsvergnügen.

Die Alkoholika wurden leider fast nur minipalettenweise verkauft, fest eingeschweißt, 24 oder 50 Stück …

Endlich fand ich Cider, wenn auch nur „Blackberry Cider“, in etwas kleineren Paletten. Doch schon drohte neues Ungemach: „Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis, daß Sie Däne sind oder zumindest in Dänemark wohnen!“ verlangte die junge Frau an der Kasse. Konnte ich natürlich nicht. Sie geriet in Wallung. „In Deutschland gilt ein Pfandsystem, in Dänemark nicht“ – und die Mehrwertsteuer und ihre Erstattung spielt da, ähnlich wie an der Schweizer Grenze, auch eine Rolle. Endlich ließ sie mich mit meiner Ware ziehen – „Ausnahmsweise! Ich mache mich richtig strafbar!“ Du armes Mädel …

Weiterfahrt auf einen Parkplatz, gratis, am westlichen Stadtrand von Tondern und dennoch nur 500 Meter von Tonderns Haupteinkaufsstraße, Fußgängerzone und Flaniermeile entfernt, und Tondern ist eine hübsche alte Stadt.

Ich weiß nicht, wann genau, aber es war in der Coronazeit, als ich hier schon mal im Auto übernachtete, weil ich dringend an mein dänisches Geld mußte. Die ständig wechselnden und in Deutschland und Dänemark verschiedenen Corona-Vorschriften hatten mir Sorgen gemacht. Darf ich überhaupt so einfach nach Dänemark einreisen? Ich tat es einfach, denn wo keine Kontrolle ist, da ist kein Richter. Mit ein, zwei Dosenbierchen bettete ich mich zur Ruhe und wartete am anderen Morgen auf einer Bank in der Fußgängerzone schon auf die Öffnungszeit der Bank (ab zehn).

Diesmal ging ich abends durch die Fußgängerzone. Auch etliche Straßenlokale hatten geöffnet. Bei einer „Sportbar“ probierte ich mein Glück. Euroakzeptanz nur mit Kreditkarte; doch was auf dem Stena-Liner an der Bar anstandslos funktioniert hatte, nämlich einfach dranhalten und gut ist, das klappte hier nur mit Hängen und Würgen. Ich mußte die EC-Karte locker 20 oder 30 Sekunden lang an das Gerät halten, bis die Zahlung endlich akzeptiert war. Beim dritten Bierchen ging's gar nimmer; da mußte das Barmädchen doch einen Zehner in bar akzeptieren. (Mit der Sparkassen-Mastercard ging's gar nicht – vielleicht weil ich dort mangels Handy nicht „authentifiziert“ bin.) Na ja, das Bierchen kostet dort auch sage und schreibe 9 Euro. Da soll man auch nicht allzuviel saufen. Aber man gönnt sich ja sonst nix … z. B. fast keine feste Nahrung.

Ich verzog mich wieder in mein „Hotel Dacia“. Fast die ganze Nacht gewitterte es, regnete aber nur mäßig, kühlte auch nur mäßig ab.

Anderntags das Konto zum Jahresende geschlossen, was nach einigen bürokratischen Formalitäten möglich – nur den Großteil des Geldes in bar abräumen, dafür mußte ich warten, denn Bargeld gab's erst ab 13 Uhr. Also drei Stunden in der Fußgängerzone rumtrödeln. – Ich war auch nicht der einzige, der um 13 Uhr wartete. Geld einstecken – und was nun?

Ich könnte auf die Insel Römö mit ihrem riesigen, sogar mit dem Auto befahrbaren Sandstrand fahren, aber schon wieder war es stechend heiß, und vor allem hatte ich keine Lust mehr. Vielleicht im November, wenn ich auf einer Erotikmesse in Hamburg war (um möglichst viele der Marterpfahl-Bücher zu verramschen).

Das Titelbild meiner einstigen „Dornröschen“-Lizenzausgabe (oben) ist in einem November auf Römö entstanden, bei 5 Grad. Das verlangte dem Model sicher einiges an Leidensfähigkeit ab … (Auf Facebook habe ich das Mopsbild durch das zahmere Bild einer anderen „Dornröschen“-Ausgabe ersetzt – nicht daß das prüde Facebook noch in Wallung gerät …)

Unterschiede CH – DK

CH, Kontoeröffnung ca. 2003: „Sind Sie Mandatsträger in Deutschland?“

CH, Kontoeröffnung ca. 2010: „Sie müssen damit einverstanden sein, daß wir im Fall eines Abkommens mit Deutschland Ihre Kontodaten dorthin melden.“

DK, Kontoeröffnung ca. 2010: „Es ist uns ziemlich egal, was in Berlin und Brüssel für Vorschriften gemacht werden. Wir können sogar den Schriftverkehr mit Ihnen unterdrücken – dann erfährt keiner, daß Sie ein Konto in Dänemark haben.“ Und sie haben viele deutsche Kunden, sagten sie. Im Jahr der Eurokrise 2010 hatte ich Konten in zwei Nicht-Euro-Ländern eröffnet, in Dänemark und der Schweiz.

Einer meiner Schweizer Autoren, gelegentlich auf Besuch in Dänemark, berichtete Ähnliches. Während sich z. B. viele Schweizer Schlachthöfe, um weiterhin in die EU exportieren zu dürfen, in vorauseilendem Gehorsam gegenüber EU-Vorschriften ruinierten, seien diese Vorschriften Dänemarks Schlachtereien offensichtlich ziemlich wurst ;-)

CH: Bank wirbt für Online-Banking mit dem Slogan „Heute einloggen – morgen frohloggen“.

DK: „Online-Banking haben wir nur für Dänen oder andere Skandinavier. Die persönliche Nummer, die uns alle unser Leben lang begleitet, ist dafür nötig. Sie brauchen aber nicht jedesmal persönlich herzukommen, wenn Sie z. B. was abheben wollen. Schicken Sie uns einfach 'ne Mail, daß wir soundso viel Geld dahin oder dorthin überweisen wollen, das genügt.“ – „Und wenn Sie an jemand Verkehrtes überweisen?“ – „Ach, dann holen wir uns eben das Geld zurück.“ – Na, das nenn' ich eine entspannte Haltung. Online Banking light and easy, kein Paßwort, keine PIN …

Ich schwang mich wieder ins Auto, konsumierte zu einigen der roten, schmalen Würstchen eine der Blackberry-Cider-Döschen, und los ging's.

Auf die A7 Dänemark-Flensburg-Hamburg.

Es war wie zum Abgewöhnen. Stau wegen hohen Verkehrsaufkommens.

Dann ein Riesenstau bei Neumünster, weil ein Lkw in die Mittelleitplanke gerast war und quer stand. Fahrer schwer verletzt.

Umleitung über Landstraßen – nicht ausgeschildert. Ich fuhr meist den stärksten Bataillonen hinterher, und irgendwann war ich wieder auf der Autobahn gen Süden.

Ausfahrt Quickborn, nördlich von Hamburg. Hier gibt’s doch die …?

… billige Tankstelle, jawohl. Erst mal ein kaltes, erfrischendes, die Nerven beruhigendes „Carlsberg Elephant“ (7,5 % – der Energiedrink kann warten), dann hat der Feierabend schon fast begonnen. Nur noch eben durch den Elbtunnel (der Feierabendverkehr hatte sich schon verzogen) und irgendwo ein Plätzchen für die Nacht suchen.


Knapp hinter Hamburg, am nördlichen Beginn der Lüneburger Heide, steuerte ich einen „Autohof“ knapp jenseits der Autobahn an, eine jener modernen Karawansereien speziell für riesige Lkw, fand im Zufahrtsbereich ein halbwegs dunkles und ruhiges Plätzchen; die Pkw-Stellplätze dort waren nur halbwegs besetzt, während unter den 40-Tonnen-Sauriern das übliche Gedrängel herrschte. Etwa fünf Meter neben mir standen neben ihren geparkten Pkw mehrere Männer, die offenbar Türken waren, sich aber auf deutsch unterhielten, geradezu eine Konferenz abhielten. Einer sagte etwa: „Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber die anderen auch ...“ Die anderen äußerten sich ähnlich.

Bei einem Besuch in dem lustigen belgisch-niederländischen Doppeldorf Baarle, wie üblich im abgewetzten, aber billigen Hotel „Zum bunten Ochsen“ fand dort gerade – im Frühstücksraum – eine Versöhnungskonferenz zweiter Rockergruppen statt; der wurde von einem der Typen bewacht, auf daß sich niemand Feindliches näherte, und das benachbarte Klo konnte man erst besuchen, wenn man sich von der Wache beäugen ließ.

Jetzt lag ich auf dem runtergedrehten Beifahrersitz bei heruntergekurbeltem Beifahrerfenster und lauschte dieser „Konferenz“ der südländischen „Geschäftsleute“, und als ich genug hatte, drehte ich das Fenster nach oben und drehte das der Fahrertür herunter, und schon hörte man fast nichts mehr, und ich entschlummerte nach diesem langen Tag bei einem „Wacken Cider“ schnell. (Wer nach dem Rockfestival Wacken mit der Elbfähre Wischhafen schnell auf die Südseite des Flusses kommen will, muß mit Wartezeiten von zwei, drei Stunden rechnen, das hatte ich schon mal leidvoll erfahren …)

Überraschend tief schlief ich, und nachdem ich gegen 3 erwacht war, fuhr ich weiter.

Wirklich entspannt ist es auf der deutschen Autobahn nie. Selbst mitten in der Nacht drängeln Lkw-Fahrer, wenn man in der Baustelle langsam fährt.

Immerhin ging's aber im weiteren Verlauf ohne Staus voran, und kurz nach Mittag näherte ich mich der Heimat. Raus in Empfingen (statt in Horb), kurz einkaufen und runter ins Neckartal, nach Fischingen, wo ich im „Vesperstüble“ mit Bier und Schweinesteak und Blick auf die Talhänge des Neckars und auf vorbeicruisende Biker der Reise zu einem runden Abschluß verhalf. - - -

(PS: Das schöne Straßenlokal wird noch vor Ende August 2024 für immer schließen. Ob es irgendwann weitergeht, ist unklar. Das Sportheim gegenüber ist schon länger zu. Das Lokal Rössle im Nachbarort drei Kilometer weiter wird verkauft vom selben Makler, der meine beiden Häuser verkauft hat.)

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