Wenn man als Verleger die Arbeit des Paketeschnürens und -versendens nimmer machen möchte oder kann, kann man eine Verlagsauslieferung beauftragen. Die macht das, frißt einem Verleger aber oft den ganzen Gewinn weg, den man sonst hätte, heißt es. Aber es scheint Unterschiede zu geben. So scheint die SOVA, die „sozialistische Verlagsauslieferung“, relativ barmherzig zu ihren Verlagen gewesen zu sein.
Am 18.2.'23 schrieb ich im Marterpfahl-Blog:
Die Sova ist auch im Arsch!
Die Sozialistische Verlagsauslieferung nämlich. Insolvent. Die Krise des Buchmarkts hat sie erfaßt, siehe hier. Der »heftige Umsatzrückgang« habe Ihnen keine andere Wahl mehr gelassen. 75 Verlage sind jetzt im Arsch, stehen zumindest auf dem Schlauch. – Na, und meine eigene Verlagsauslieferung REVILAK im Münchner Speckgürtel hat auch das Handtuch geworfen, kaum hatte ich sie gefunden. Zu teuer sei's im Münchner Umland. Im Speckgürtel. Da kann man nicht den Gürtel enger schnallen. Vom Bayrischen Wald aus gehen meine Schweinereien jetzt in die Welt – wenn überhaupt noch einer bestellt. Fiese Zeiten :-(
Aus dem verlinkten Artikel: "Ihr Lieben", meldete er am 15. November, "leider haben wir gestern Insolvenz anmelden müssen." Er bedauere diese Entwicklung sehr, aber der "heftige Umsatzrückgang" in 2022 habe diesen Schritt notwendig gemacht.
Die "Lieben" teilten das Bedauern auf ihre Weise. Claudia Gehrke vom Tübinger Konkursbuch [Verlag] klagt in der Kontext-Rundfrage über "furchtbaren Stress". Sie kennt Richter seit mehr als 40 Jahren, ihre Mutter hat ihm Eis und Gebäck ins Büro mitgebracht. Ihr Homeoffice hat sie derzeit auf La Palma. Klaus Bittermann vom Berliner Tiamat spricht von einer "sehr prekären" Lage, die vergleichbar wäre mit einem Menschen, der keinen Lohn mehr bekäme. Glenn Jäger vom Kölner Papyrossa sagt, der Schaden sei "noch nicht abzusehen", sie arbeiteten aber unverdrossen mit Hochdruck am Frühjahrsprogramm. Und alle sind sich einig darüber, dass der Abgang der Sova für die meisten von ihnen existenzbedrohend ist. Das liegt an ihrer Funktion.
Gegründet 1971, war die Sova ein Herzstück des linken Buchhandels, Sammelstelle, Zwischenhändler und Kassier für 4.000 Buchläden. Sauber gestapelt lagen deren Bücher auf Paletten in Frankfurter Hallen, versandfertig gemacht für Unternehmungen, die entweder Niedlich hießen, wie ihr legendärer Stuttgarter Inhaber, oder [...] "Jakob Fetzer" (Reutlingen) [...] Was die Läden an die Verlage zu zahlen hatten, überwiesen sie an die Sova, die ihrerseits zwölf Prozent behielt. Und alle waren zufrieden.
So so, Heimbüro auf La Palma. Na ja – von den Sozis lernen heißt siegen lernen ... :-)
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12 % von allen verkauften Büchern – und anscheinend nix auf bloß gelagerte Bücher; da könnte ich mich fast auch für den Sozialismus erwärmen; aber dafür sind die jetzt auch Pleite. *schnüff * So viel Niedergang im Buchgewerbe …
Auch
bei Revilak, obwohl die wie die SOVA jahrzehntelang im Geschäft, ist
nun, wie gesagt, Sense. Die Sense des Sensenmanns. Manchen Monat
meldete mir REVILAK mit erstauntem Unterton, es sei absolut nix
verkauft worden. Dann wieder war's ein Dutzend Stück der aktuellen
Titel. An „Gebühren“ (Lagerhaltung) haben sie dann aber locker 160 € berechnet ... – Was habe ich mich im
Frühjahr '21, meinen Umzugstermin im Nacken, abgeschleppt: Dutzende
Pakete, insgesamt über 1000 Bücher, an den Kelm Verlag, einen
altbewährten Pornoveteranten, zu schicken. Aber der brachte trotz
Ramschpreis (1,- € pro Buch) nur Bruchteile der Ladung unters Volk
– und dann starb er plötzlich. An einem Tag fuhr ich nach Köln,
lud die üppigen Reste an Marterpfahl-Büchern ein und fuhr wieder
nach Hause. Auch an Revilak schleppte ich mich mit vielen Paketen ab, um alles zu versenden ...
Der Südost-Service in Waldkirchen nahe dem Bayrischen Wald, bei dem ich mit den Marterpfahl-Verlag Unterschlupf fand, wird wahrscheinlich überleben. Der „Service“ besteht nämlich größtenteils im Geldkassieren – ähnlich wie der „Beitragsservice“, wie sich jetzt die GEZ schimpft.
Aus einer jüngsten Monatsabrechnung: Insgesamt ca. 164 € – die winzigen Umsätze von vielleicht 17 € gingen fast darin unter, der ganze Rest waren „Büropauschalen“, Kosten für den Lagerraum etc. Es wird Zeit, das Ganze zum Jahresende 2024 zu beenden, bevor der Schaden noch größer wird.
An alle Autoren der noch lieferbaren Marterpfahl-Titel („SCHWARZE SERIE“): Nutzen Sie die Möglichkeit, Bücher für den Eigenbedarf zu bestellen über info@suedost-service.de ; schreiben Sie denen, ich hätte als Verleger einen Ramschpreis von 2,- € pro Buch eingeräumt. Das Zeug muß 'raus, sonst wandert es im Januar 2025 eh' auf den Müll.
Ich werde im Herbst, wenn ich nach der Bofewo heimkehre (einer Fetischmesse, bei der ich zu Ramschpreisen noch mal ein paar Dutzend Bücher loszuwerden hoffe) und dann noch mal bei der Rückkehr von der Passion (einer ähnlichen Messe im November) in Hamburg, mal bei den Waldbrüdern vorbeifahren und, wenn möglich, pro Titel 50 Stück mitnehmen. (Ich dachte an 100 Stück, aber das ist schon zu viel. Wird man nicht los. – Von einigen Titeln sind noch knapp 500 Stück da, fast die ganze Druckauflage, von anderen nur noch unter 100.)
„Die letzten Bestellungen!“ heißt es jetzt wie in einem britischen Pub, wenn die Polizeistunde naht.
Alle Autoren der noch lieferbaren Titel ersuche ich, die Gelegenheit zu nutzen, und zum Preis von 2 € pro Buch (teilen Sie das bei der Bestellung bei info@suedost-service.de mit!) noch von ihren eigenen Titeln, was ihr Herz begehrt, zum Eigenbedarf zu bestellen – denn 24/12/24 ist Sense – plus ein paar Gnadentage bis Silvester.
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