Das ist echt der Hammer, auch wenn er absehbar war. Darauf muß ich mir erst mal einen genehmigen. Mist, ausgerechnet jetzt ist kein Bier mehr im Haus!
Die zweimonatliche Kolumne schrieb diesmal Geli - und sie hat reichlich zu berichten:
https://tinyurl.com/yc3zrzap
»Vor drei Jahren, als Matthias sein verdientes Rentensalär zum ersten Mal bekam, begannen wir nachzudenken …
In Panik (ich!).
[...]
• Aufhören?
• So wie immer weitermachen?
• Abspecken und nur die Schlagzeilen weitermachen?
[...]
Für mich kam [...] 2019 Aufhören überhaupt nicht
infrage. Denn auf die kargen 1.000,– €, die Matthias und ich uns
monatlich für eine 30-Stunden-Woche auszahlen, war ich absolut
angewiesen.
Als durch Corona auch noch meine Mieteinnahmen wegbrachen, waren
Panik und Untergangsstimmung meine täglichen Begleiter. Ich sah mich die
Wohnung verlieren und obdachlos vor Penny auf der Reeperbahn nächtigen. [Und auch ohne die staatlichen Coronahilfen für den Betrieb wär's schwierig geworden; ich erinnere mich an ein VORWEG, wo das Absenden der komplizierten Formulare mit Herzklopfen geschildert wurde. MARTERPFAHL bekam von dieser Seite nix, weil ich die Voraussetzungen nicht erfüllte, leider, leider ...]
Die Zeiten besserten sich und meine Zimmer füllten sich wieder; auch
ich bekam nun eine schmale Rente monatlich, und mein Kopf konnte ohne
Existenzängste wieder konstruktiv denken.
Wir führten eine Reihe von Gesprächen mit Leuten, die sich für den
Vertrieb der Schlagzeilen interessierten oder die gern unsere Renner,
die Handbücher, in den Verkauf übernehmen wollten. Die haben wir
mittlerweile mehr als 200.000-mal verkauft, und es ist immer noch großes
Interesse da.
[...] Da wird nicht nur eine Ausgabe zusammengestellt, layoutet, gedruckt und verschickt. Viel Arbeit läuft hinter den Kulissen ab:
Die Abonnenten-Verwaltung, Geld einziehen, Postvertriebsstücke
beantragen, Abgaben an die Künstlersozialkasse für Autoren und
Fotografen … Das hat die potenziellen Interessenten für die Schlagzeilen
dann doch umgehauen. Sie hatten sich das einfacher vorgestellt.
[...] Da hatten wir schon mal einen Nachmieter [nämlich ein medizinisches Beratungszentrum].
[...] Es gibt einen Erotik-Großhandel – sowohl 30 Jahre lang unser
Kunde und auch Lieferant – nur drei Straßen weiter, der in einem großen
Haus residiert und sein Sortiment langsam verkleinert.
[...] Es klappte. Wir bekommen einen halben Keller (Souterrain) mit 35 m² fürs Weitermachen in neuer – besser gesagt – alter Form.
Wir gehen wieder auf unser Grundgeschäft zurück:
Die Schlagzeilen machen, auch alle alten Nummern für die Jäger und
Sammler weiter vorhalten, auch die Böse Geschichten 1–38, alle Romane
aus früheren Jahren und die fünf Handbücher.
[...] Wie eng dürfen die zwei Meter hohen Regalreihen zusammenstehen, damit ich mit meinem runden Hintern vorm untersten Regal auf dem Boden knien kann, um einen Karton Schlagzeilen von ganz hinten hervorzuziehen? Ergebnis: 65 cm. [Im Keller meines Vaters, Prof. und Büchernarr, waren's, glaub' ich, 40 cm - das war aber auch eine Qual, auch für Schlankere.]
[...] Auch wenn Matthias seinen Part an den Schlagzeilen ab nächstem Jahr im Homeoffice machen wird, bleibt er ja mit seiner anderen Firma „Bondage project“ und seinen Kursen auf Tour [...]
[...] Da die Raumfrage ja geklärt war, machte ich Matthias den Vorschlag, doch
weiterhin alles rund um das Thema Seil-Bondage für unsere Kunden
vorzuhalten. [...] Er meinte:
„Ja, dann können wir ja die Handbücher auch weitermachen.“
[...] wir haben zu viele Schlagzeilen-Kartons in unseren Regalen.
Früher, vor Covid, haben wir auf dem WGT einige tausend alte
Exemplare an Interessierte verschenkt. Das fiel seit 2020 ja weg, und so
wurde das Büro immer enger und enger.
Wir trafen uns am Samstagnachmittag nach unseren meist getrennten
Aktivitäten [...] oder einem gemeinsamen Freibadbesuch regelmäßig im
Büro und warfen so viele Schlagzeilen in den Papiercontainer, wie
reinpasste, luden noch das Auto voll und füllten ein paar andere
Container in der Umgebung. [Das erinnert mich an einen 80er-Jahre-Hongkong-Spielfilm: Der Inhaber eines Schnellimbisses gibt den Angestellten bei Feierabend je eine Mülltüte mit: »Auf die Müllcontainer in der Umgebung verteilen!«]
In der Druckerei lagerten eine Reihe von Europaletten voller Bücher. Die
Handbücher flossen regelmäßig ab zu uns in den Versand, aber die
Belletristik lag wie [ein] Stein im Regal. [Kommt mir bekannt vor ... :-( ] Die Druckerei benötigte den
Lagerplatz, und wir trafen eine für beide Seiten vortreffliche
Übereinkunft, bei der uns die Entsorgung nichts kostete:
Wenn die Druckerei gerade unbeschäftigtes Personal hatte, wurden
diese abgestellt, die Bücher aus der Plastikhülle zu befreien und den
Hardcovereinband zu entfernen. Dies wurde auf Kosten der Druckerei
entsorgt. Für den Buchblock aus hochwertigem Druckpapier bekam die
Druckerei Geld, und damit wurde sowohl die Arbeitskraft als auch die
anderen Entsorgungskosten gedeckt. Eine Win-Win-Situation.
Trotzdem weinten wir den mehreren tausend Büchern heimlich Tränen hinterher. Aber so waren wir schon eine große Sorge los. [ :-( ]
[...] Und – wenn die Ausgabe 196 [mit einer »The Making of SZ-Umzug«-Bilderstory] erschienen ist – ja, dann muss ich erst einmal in den Urlaub. Mein letzter war eine Woche im Januar 2020 kurz vor Corona.
*Seufz* ... und das an einem 1.11., der mit seinen Gräberbesuchen sowieso schon so ... melancholisch ist ...
Und nun zu den weiteren Nachrichten:
Schweiz 9 % Inflation!
Laut dieser Statistik. Erstaunlich: Die Länder mit der niedrigsten Inflation sind überwiegend Entwicklungsländer. Marokko liegt bei 1,4 %, Israel bei 1,5 %. Nur ein europäisches und Euroland befindet sich unter den 20 Ländern mit der geringsten Teuerung: Andorra mit 1,7 %.
Gastl am Ende
Noch vor zwei Monaten machten sie auf Optimismus, die Gesellschafter der Auffanggesellschaft, ohne die die Tübinger Traditionsbuchhandlung Gastl schon vor einem Jahr am Ende gewesen wäre. Die alten Inhaber wollen nimmer, und alle Verhandlungen mit Kaufinteressenten waren gescheitert. Da formierte sich eine Genossenschaft der Gastl-Liebhaber, die den Laden weiterführte, aber die sind jetzt auch am Ende. Der Umzug vom dem verwinkelten alten Gebäude am Holzmarkt in das Gebäude am Schimpfeck erfolgte schon vor Jahren, vor einem Jahr dann der Umzug ins Nachbarhaus, weil der Eigentümer des bisherigen eine zu hohe Miete forderte.
Auch die Buchhandlung Schramm in Mössingen, die ich schon als kleiner Stöpsel kannte, gab vor einigen Jahren auf, als der Inhaber 69 war (ich berichtete). Er hatte mit mehreren Interessenten Gespräche geführt, aber es kam zu einem Abschluß, angeblich, weil er zu viel gefordert hatte.
Überall geht's mit den Papiermedien bergab ...
(Unabhängig davon: Auch das alte Kino »Blaue Brücke« wird nie mehr vom verlängerten Corona-Winterschlaf auferstehen, berichtete das TAGBLATT schon vor Monaten. Man käme auch schwer hin - alles eine einzige Baustelle ...)
Zu guter Letzt noch etwas wirklich Wichtiges: Dem Personal der Bahn steht's jetzt frei, Sakko oder Röckchen zu tragen, unabhängig vom biologischen Geschlecht, siehe hier.
Ciao!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen