Gehört hatte ich davon schon vor einiger Zeit - jetzt sah ich erstmals Konkretes. Alle Schriftsteller und Möchtegernschriftsteller aufgepaßt - geht mal auf die Seite www.nanowrimo.org. Die Abkürzung enträtselt sich dort* sofort: Es geht darum, sich am 1. November - also momentan leider schon vorbei - hinzusetzen und bis zum Monatsende einen Roman von mindestens 50.000 Worten fertig zu haben. Das soll die Schreibdisziplin fördern - und Schreiben ist zum großen Teil Disziplin. (Wie formulierte es mal Thomas Alva Edison: »Genie ist zu 1 % Inspiration und zu 99 % Transpiration.«)
50.000 Worte in einem Monat - das sind 1666 Worte pro Tag. Wenn man das grobe Gerüst der Handlung schon so ungefähr im Kopf hat, sollte das - außer bei besonders schwierigen Szenen - in zwei bis drei Stunden machbar sein. (Den Feinschliff kann man ja noch im Dezember anbringen, Hauptsache, die Worte sind zu Papier gebracht).
Einige Ami-Autoren sollen ihr Pensum mal wieder schon übererfüllt haben ... Aber wie steht's mit der Qualität? Immerhin sollen schon 75.000 Menschen teilnehmen - »man stelle sich das mal vor: Da entstehen in diesem Monat 75.000 absolut nutzlose Romane!« meinte mein gestriger Gesprächspartner, der mir die Seite vorstellte (und der selber auch teilnahm).
Nun, ganz so schlimm wird's wohl nicht sein; wie üblich wird zu 99 % Schrott entstehen, und das eine Prozent, das übrig bleibt, das ist gute Literatur. Immerhin sollen einige Teilnehmer schon von Verlagen unter Vertrag genommen worden sein, wobei die Verlage sich offenbar auch dachten: Die sind diszipliniert, die können auf Termin schreiben (... und wir lassen's dann monatelang auf Halde liegen ...).
Schaut Euch mal um auf der Website, man kann offenbar richtige Konten anlegen und sich dann sagen lassen: »Du hast 3000 Worte gut, das nächste Wochenende kannst du dich mal auf die faule Haut legen!«, es gibt sogar eine rückwärtslaufende Uhr, die sogar auf mitteleuropäische Zeit eingestellt zu sein scheint, obwohl die Idee dieses Schriftsteller-Wettbewerbs anscheinend aus San Francisco kommt (vielleicht erkennt die Software, aus welcher Weltgegend der User kommt).
In Deutschland scheint es sogar schon Stammtische der regionalen Teilnehmer an diesem Wettbewerb zu geben (in Stuttgart und Frankfurt).
Viel Spaß beim Erzeugen nutzloser Romane! ;-)
*(Ach ja: »Nanowrimo« = »National Novel Writing Month« - für alle, die zu ungeduldig sind, auf die Website zu schauen).
Neuerscheinungen aus dem Marterpfahl Verlag, Aktuelles, Politik - die Chronik des laufenden Wahnsinns ... - Der Marterpfahl Verlag ist seit der Jahresmitte 2024 Geschichte, den »aktuellen Wahnsinn« gibt es noch (leider), und es wird auch in Zukunft als freiberufliche Tätigkeit gelegentlich Neuerscheinungen geben, unter was für einem Label auch immer :-)
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