31.12.12

Verlags-Email (halb-)kaputt!

Aktualisierung 1.2.2013

Seit 26.12. kann ich von Outlook via T-online nichts mehr rausschicken, seit ca. 2 Wochen später auch nimmer empfangen. Muß mich umständlich mit vielziffriger Nummer einloggen, Mails brauchen lange, bis sie geladen sind, ich kann das Outlook-Adreßbuch nimmer nutzen ... Mein Webmaster (der Verlags-Website) wollte mir eine Adresse post@marterpfahlverlag.com einrichten, aber die funktioniert auch nicht. Vielleicht liegt's also doch an Microsoft (Outlook) - das behauptete T-online jedenfalls zunächst. In der Tat habe ich auch einige Microsoft-Testmails erhalten - aber geändert hat sich nix. Das Problem betrifft auch nicht nur mich, sondern auch (seit ca. Mitte Dezember 2012) eine wachsende Zahl vieler Tausend T-online-Nutzer.

Meine Emailadresse marterpfahl-verlag@t-online.de funktioniert seit dem 26.12. bis auf weiteres nicht. Rausschicken kann ich, empfangen nicht (»User unknown« – eine Macke eines Microsoft-Outlook-Updates offenbar, wie man mir am T-online-Sorgentelefon erklärte, froh darüber, meine Beschwerde – und die vieler anderer – abwimmeln und den schwarzen Peter weiterreichen zu können). Ich möchte daher alle bitten, die mir schreiben wollen oder es bereits getan haben (wenn’s was Wichtiges ist), es an die Ausweichadresse

ruthmor@gmx.ch

zu tun bzw. zu wiederholen. Danke. Trotzdem an alle ein frohes neues Jahr!

»Ich hasse Lenin!« läßt sie den Gast schreien

Das Jahresende ist die Zeit der Rückblicke und der Listen, so auch in der gestrigen FAS – 20 Orten, »die man meiden sollte«, wurden im Reiseblatt solche gegenübergestellt, die man unbedingt besuchen sollte, so z. B. Lemberg (Lwow / Lwiw auf russisch bzw. ukrainisch), vor 1918 eine vielsprachige Stadt am Nordostrand des K. u. K.-Imperiums, dann polnisch, später von den Sowjets annektiert (und entsprechend gut auf sie zu sprechen), heute ukrainisch, mit einer vom 2. Weltkrieg weitgehend verschonten, gemütlichen Altstadt – und mit einem »Café Masoch«:


»Wer sich im Urlaub über die lauten, unflätigen Tischnachbarn aus Rußland geärgert hat, wer also Grund hat, sich über reiche Russen aufzuregen, sollte in den Westen der Ukraine reisen, denn hier wird noch ordentlich geschimpft über die großen russischen Nachbarn. Im Café ›Masoch‹ kriegen sie, wie die anderen Gäste auch, die Peitsche zu spüren – wer hier einen Cocktail bestellt, bekommt eine Gratisbehandlung durch die servierende Domina. Russische Opfer läßt sie dabei immerzu ›Ich hasse Lenin‹ schreien. Das schmerzt, aber wirklich weh tut sich hier niemand. Die ganze Stadt, wir sprechen von Lemberg, ist so friedlich wie schmuck. Eine gute Nachricht ist, daß sich die Stadt mit ihrer von Kriegsbomben verschonten Altstadt für die deutschen Fans damals erfolgreich herausgeputzt hat. (…) Was bleibt, sind ein Flughafen, Ruhe und wieder annehmbare Zimmerpreise. Und natürlich die reichen russischen Touristen, die viel eher als die Westeuropäer erkannt haben, wie schön es hier ist. Russe müßte man sein.«

Wenn erst mal genügend Russen das Café Masoch frequentiert haben werden, geschieht vielleicht ein Wunder, und die eingepökelte Leiche des Putschistenführers in Moskau wird vielleicht doch endlich beerdigt.
Als ich vor Jahren das erste Mal ins spanische Galicien reiste, mißverstanden das auch einige und glaubten, ich würde im polnisch-ukrainischen Galizien auf Sacher-Masochs Spuren wandeln. Mitnichten – aber das wäre doch mal eine Idee für eine Touristenstraße: Hier das Café, wo Severin seine erste Watsch’n von Wanda empfing, dort der Ort, wo er als »Ackergaul« den Pflug ziehen mußte …

http://masoch-cafe.com.ua/ 

Vom Schubladenpoeten zur »Fernsehvisage«, vom Möchtegernautor zum Hochliteraten -

eine Typologie der (nicht nur deutschen) Schriftsteller, die nichts ausläßt, liefert die Achse des Guten.

Ein Drittel teurer

Neulich Post von meinem Stromversorger: Zum Jahreswechsel verteuert sich die Kilowattstunde von 21,x Cent auf 28,x Cent, also rund ein Drittel. Gut, absolut gesehen ist es nicht allzu dramatisch; bei mir sind es vielleicht 100 Euro mehr im Jahr. Wenn aber eine vierköpfige Familie mit geringem Einkommen zwei- bis dreihundert Euro mehr im Jahr für eine komplett überflüssige Energiewende zahlen muß, dann tut das schon richtig weh - besonders wenn sie dabei auch noch die Rabatte für energieintensive Großunternehmen - etwa Aluminiumhütten - mitbezahlen muß.

18.12.12

Marterpfahls Weihnachtsbescherung: 4 neue Titel!

Der Nikolaus und Knecht Ruprecht sind leider schon durch, aber wenigstens zu Weihnachten reicht's noch mit den 4 letzten Marterpfahl-Neuerscheinungen im Jahre 2012:

1.) Gerwalt: »Die Gottesanbeterin - der Albtraum des Sadisten«: Ein dominanter Mann der extremeren Sorte gerät in die Gewalt des Gegenteils: einer männerhassenden, extremen Sadistin ...

2.) Gerwalt: »Ricks Welt«: Ein Sadist wird von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt - oder treibt ein Trittbrettfahrer und Doppelgänger sein Unwesen?

3.) Anna Bunt: »Schleudergang«: Ein Berliner Waschsalon als Knotenpunkt aller erotischen Irrungen und Wirrungen, als Ort, wo sich SM-Paare finden ...

4.) Benny Bellini: »Bürosklave«, Teil II: Immer bunter treiben es die höheren Beamtinnen und reichen Erbinnen mit dem Büroschnösel Stan, dem die Schnöseligkeit mehr und mehr vergeht ...

Nr. 1 liegt schon seit ca. 2 Wochen vor, Nr. 2 bis 4 kamen gestern aus der Druckerei.

Mit den Kataloganmeldungen sowie den Einzeleinträgen auf der Marterpfahl-Website wird es noch ein wenig dauern ...

Neuerscheinung  Nr. 5 (»In Leder gebunden«) hängt mit technischen Problemen noch in der Druckerei fest und wird erst Anfang 2013 erscheinen, aber Marterpfahls Ebook Nr. 1 (»42 garstige Gerwalt-Geschichten«) ist korrekturgelesen und fast fertig - wird aber das Licht der Welt, sprich: den Käufermarkt, den Jahrmarkt der Eitelkeiten, auch erst Anfang 2013 erreichen.

Mit den Kataloganmeldungen etc. pp. dieser neuen Titel kann es aus diversen Gründen noch bis zur zweiten Januarhälfte dauern - sorry!

Allen Lesern wünsche ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein schönes neues Jahr!

Geschäfte auf dem Friedhof

»Na, gehen die Geschäfte gut auf dem Friedhof?« fragte mich heute morgen beim Frühstück in der Bäckerei ein Kunde. Ich: »???« - »Ich hab sie mal auf dem Friedhof gesehen [beim Grab meiner Verwandten], und da hat mir eine alte Frau gesagt, sie kümmerten sich hier generell um Gräber!«

Was die Leute sich manchmal so einbilden ... tsss ...

Diener und Herren

Die Gesellschaft in Griechenland stehe kurz vor dem Kollaps, urteilt ein »Traumatologe«, der schon in etlichen Krisenländern war, nach einem längeren Aufenthalt in Griechenland. Viele lebten von der Hand in den Mund, wer ins Krankenhaus müsse, müsse seine eigene Bettwäsche und sein eigenes Essen mitbringen, und putzen täten nach Entlassung der Putzkräfte nebenher Schwestern und Ärzte, die schon seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen hätten.
Ob auch »Fakelakhi« abgeschafft wurde, jene mit jeweils mehreren hundert Euro gefüllten Briefumschläge, die schnellere und bessere Behandlung garantierten? Oder blühen die unter den jetzigen Bedingungen erst recht? Ein Artikel warf ein anderes Licht auf Griechenland: In Athen gebe es über 1000 Parlamentsdiener, und jeder erhalte 300.000 Euro jährlich. Es sei üblich, daß die politische Elite Verwandte mit diesen Posten versorge, hieß es. Ein konservativer Politiker habe seinen einzigen Arbeitstag als Parlamentspräsident genutzt, um seine Tochter in so eine Pfründe zu hieven. Und als die Bezüge dieser »Diener« jetzt auf Druck der EU doch beschnitten werden sollten, traten sie prompt in den Streik ...

17.12.12

»Adieu, Obelix!« ...

... betitelte die FAZ einen Kommentar im Wirtschaftsteil. Nachdem Obelix-Darsteller Gérard Depardieu im Laufe der Jahrzehnte 125 Millionen Euro Steuern in Frankreich gezahlt hatte, wurde ihm nun Hollandes Reichenschröpfsteuer von bis zu 75 % zu viel, und er übersiedelte in ein belgisches Dorf gleich hinter der französischen Grenze, und als man ihm mangelnden Patriotismus vorwarf, gab er auch gleich seine französische Sozialversicherungskarte zurück und erklärte, belgischer Staatsbürger werden zu wollen.
Hollande tut, was er kann, um reiche Franzosen zu vergraulen - nach England, in die Schweiz, nach Belgien. Draußen bleiben soll nur das belgische Bier. Vom französisch-belgischen »Bierkrieg« war im aktuellen SPIEGEL die Rede. 160 % Steuererhöhung auf belgisches Bier - die belgischen Brauereien sacken in die Knie - Belgiens Premier Elio di Rupo auf dem Weg nach Paris ...

Marterpfahl, Suhrkamp und Thomas Mann

Großes Interview im FAZ-Feuilleton mit Hans Barlach, dem Zerstörer des Suhrkamp-Verlags: »Frau Unseld-Berkéwicz [die bisherige Suhrkamp-Eignerin] hat zwölf Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt sind. Der Verlag hat mit diesen Büchern 2010 fünfhundert Euro Umsatz gemacht und 2011 achthundert Euro.« Unter hundert Euro Umsatz pro Jahr und Titel? Na, DAS schaffen wir doch allemal - auch wenn's da manchen Autoren so gehen mag wie Thomas Mann im Januar 1932*: »›Ich habe heute die Quartalsrechnung bekommen. Es weht mir der schauerliche Hauch des Nichts daraus entgegen‹, schreibt er im Januar 1932 entgeistert an Samuel Fischer: eine ›runde Null‹ als Frucht des miesen Herbst- und Weihnachtsgeschäfts.« Und der Suhrkamp Verlag ist doch gewissermaßen der (im Streit entstandene) Teil-Nachfolger des S. Fischer Verlags ...

*Besprechung einer Thomas-Mann-Briefedition in derselben FAZ-Ausgabe

11.12.12

Schnelles Internet in Nehren - es ist soweit!

2011 beschloß eine Initiative von Geschäftsleuten, 100.000 Euro zu spenden, damit Nehren endlich schnelles Internet bekommt. Ich war bereit, einen Hunderter zu spenden, aber als ich nach Buchmesse und Belgienurlaub wieder daheim war, war schon alles vorbei, das Geld fertig gesammelt. Na dann ... An sich ist das ja eine Unverschämtheit, daß man für die Gnade, schnelles Internet zu bekommen, auch noch draufzahlen muß - aber so ist die Telekom seit der Privatisierung: frech und unverschämt. Früher hätte die Politik gesagt: »Wir machen das jetzt mit dem schnellen Internet« - und dann hätten sie's gemacht - ohne Mehrkosten für ländliche User.
Zweimal waren jetzt schon Telekom-Leute an meiner Haustür und priesen das neue schnelle Internet. Ich vertröstete sie, ich würde mich in einigen Monaten drum kümmern - geht ja auch so. Youtube kann ich eh nimmer gucken, meine defekten PC-Lautsprecher scheppern und klirren zu sehr, und Mails gehen auch so - außer abends und nachts, dann brauchen kleine Mails manchmal unendlich lange. Aber tagsüber - einer meiner Autoren war so freundlich, seinen neuesten Roman portionsweise als PDFs mit Bildern zu schicken - 56 Megabyte insgesamt, in über einem Dutzend Portionen. Es dauerte vielleicht eine Viertelstunde, das herunterzuladen. Das ist akzeptabel.
In der Festhalle gab's jetzt ein Fest des schnellen Internets, vor allem für die Sponsoren, aber nicht nur für sie. Ich ging nicht hin.

Pornokönig Thylmann festgenommen

Vor Monaten berichtete ich über den (einer breiten Öffentlichkeit fast unbekannten) Fabian Thylmann, den deutschen, millionenschweren Internet-Pornokönig. Der Bericht auf Welt online verschwand bald wieder - auf Betreiben von Thylmanns Anwälten. Und jetzt hat es ihn und sein weltumspannendes Firmenimperium - von Kanada bis Zypern - doch erwischt: Sogar BILD berichtete auf der Titelseite von Thylmanns Festnahme. Nun wird man sehen, was von seinem ausgeklügelten Firmenimperium bleiben wird.

R. I. P.: Suhrkamp?

Vor zwei, drei Jahren gab man sich noch aufgeblasen und arrogant: Mein geplanter Roman »Gefesselt von Piraten« sei kein geeignetes Umfeld für das »Sturmlied« von Ricarda Huch, das die Verfasserin dem Roman voranstellen wollte. Und gemeinfrei sind Frau Huchs Texte ja noch nicht, dazu ist die Dame noch nicht lange genug tot. Und jetzt sieht es so aus, als wäre Suhrkamp bald tot, der Verlag zerlegt sich momentan, und die Chefin hat eine Villa in Berlin-Nikolassee, ganz in der Nähe der von mir oft frequentierten S-Bahn-Station, so so ... »Warte noch drei Jahre, dann kriegst du die ganze Ricarda Huch für 100 Euro nachgeschmissen!« prophezeite mir 2009 ein Freund - sieht so aus, als bekäme er recht. Hier mal das Gedicht, für das ich nicht gut genug war - macht was dagegen, ihr Suhrkampesen!:

O Brausen des Meeres und Stimme des Sturms
Und Irren im Nebelschwarm!
In Hafens Ruhe, im Schutze des Turms,
Wie eng und arm.

Ich will kein Kissen mir unters Haupt,
Kein Schreiten auf Teppichen weich;
Hat mir der Sturm auch die Segel geraubt –
Da war ich reich!

O herrliche Fahrt im Windeshauch
Hinauf und hinab und zurück!
Nur kämpfend, und unterlieg ich auch,
Ist Leben Glück.

Ein kühles Helles ...

... wird man momentan weniger erstreben, eher einen wärmenden Glühwein. Dennoch wird wieder der Tag kommen, da wird man so empfinden:
Ach wie süß waren die »Berliner Kindel« 1910 - da sieht man doch alles gleich doppelt, und das nicht erst nach dem dritten Glas!:
Das waren noch Zeiten (1920)!: Der Herr von Welt läßt sich von seinem schwarzen Boy das Bier bringen:
Erreicht man so den Gipfel der Genüsse? I wo, den läßt man weit unter sich:

Unseren täglichen Formatärger gib uns heute ...

Es war wie verhext: Da hatte ich schon die »Absatzkontrolle« zwecks Vermeidung von »Hurenkindern« und »Schusterjungen« eingeschaltet, und dennoch rutschten diese Satzfehler immer wieder rein, wenn ich dann das endgültige PDF für den Druck erstellen wollte. Stundenlange Layout-Arbeit war vernichtet. Tagelang ging das so, immer wieder. Schließlich riet mir jemand, doch mal in den Winword-Einstellungen nachzuschauen, und tatsächlich, dort hatte der Autor die Einstellung »Text kompatibel halten zu diversen Uralt-Word-Formaten« aktiviert, und die kannten offenbar keine Absatzkontrolle. Als ich diese Einstellung deaktiviert hatte, ging's - und ich ging zur Feier der Lösung dieses Problems zum ersten Mal in den Tübinger Jazzclub, wo ich »tok tok tok« kennenlernte.
Das ist Jahre her. Aber es gibt ja immer neuen Ärger. Als ich vorübergehend Open Office benutzte, wunderte ich mich, daß die Texte so eigenartig ungleichmäßig aussahen. Kein Wunder: Alle Umlaute waren in einer anderen Schrift gehalten als der Rest des Textes ...
Vor wenigen Wochen befaßte ich mich mit einem Text, dem nicht nur (durch eine Panne) der Schluß fehlte, sondern der etwa in der Mitte ganz seltsame Anomalien aufwies: Bei zwei oder drei Seiten stand ober- und unterhalb des Seitenumbruchs derselbe Text, man hatte Schwierigkeiten zu begreifen, welcher Absatz auf welchen anderen Absatz folgen sollte. Auf Versuche, den Text zu bearbeiten und die Formatfehler zu beseitigen, reagierte er allergisch, ignorierte sie oder reagierte ganz anders als gewollt. Versuchte man etwa, die Leerzeile zwischen zwei Textabschnitten von 10 auf 30 Punkt zu vergrößern, blieb sie einfach so schmal, wie sie war. Gab man dann allerdings Text ein, erschien 30 Punkt großer Text, von dem aber nur ein schmales Band sichtbar wurde, die obere Mitte der Buchstabenlinie. Nie zuvor hatte ich derartiges erlebt. Es ging nicht anders: Ich kopierte alles außer den »infizierten« Stellen in ein neues Dokument und tippte die zwei, drei »infizierten« Seiten noch einmal neu. Die Reparatur dieser Stellen hat mich locker einen Arbeitstag gekostet, von den Nerven einmal ganz abgesehen.
Da war die Sache mit den Seitenzahlen direkt noch harmlos. Ich hatte die Fußzeilen - mitsamt Seitenzahlen - im Werk eines Autors gelöscht, und das Wiedereinfügen neuer Seitenzahlen im von mir gewünschten Format verweigerte Winword einfach. Auch hier blieb nur das Rüberkopieren des Textes in ein neues Dokument, dann ging's.
Ernster ist da schon das partielle Nichtmehrfunktionieren von Excel, das mein Assistent besorgt feststellte: Rechnungen auszustellen funktioniert noch, aber die ab 2013 geplante elektronische Verkaufsstatistik geht schon nicht mehr - auf einmal gehen die Rechenformeln in diesen Dokumenten nicht mehr. Ursache unklar.

Und so gehen Stunden und Tage mit diesem lästigen Formatkram drauf - verschwendete Lebenszeit, weil die Ingenieure und Software-Fuzzis ihren Kram nicht anständig zum Laufen bringen. Prost und gut Nacht.

PS: Der Excel-Ärger ist inzwischen behoben und erklärt: Wenn zu viele Excel-Dateien gleichzeitig geöffnet sind oder eine allzu groß wird, wird die Rechenfunktion automatisch abgeschaltet. Windows sieht das als ein gekonnten Schutzmechanismus an, das Ganze ist aber wahrscheinlich nur ein Fehler.

5.12.12

Unsere neuesten Titel im Urteil von SCHLAGZEILEN und SKLAVENZENTRALE

Die SCHLAGZEILEN urteilen über einige unserer letzten Titel wie folgt:

Boris Cellar, »Sklavenjäger«.

MarVol, »Krise«.

Benny Bellini, »Bürosklave«, Teil I.

Gerwalt, »Marie-Charlotte - Kerker, Ketten und Karibik«.

Die SKLAVENZENTRALE kam zu folgendem Urteil:

Arne Hoffmann, »Hörig und ausgeliefert«.

Tomás de Torres, »Das Geheimnis der Sklavin«.

Und nun, verehrter Leser, werfen Sie eine Münze und urteilen Sie selbst! ;-)

Bei Ausbruchversuch SMS-Alarm

Das Neueste aus Saudiarabien vermelden diverse Zeitungen: Wenn eine Frau das Land zu verlassen versucht - z. B. über einen Flughafen -, bekommt ihre männliche Aufsichtsperson (Ehemann, Bruder o. ä.) automatisch eine SMS aufs Handy - zur Information, ggf. zur Verhinderung ...

Die Ayatollahs von Gomaringen

Bald ist wieder Faschingszeit - nur nicht in Gomaringen, dem Nachbarort Nehrens (beide Orte gehören zum südlichsten Zipfel des streng protestantischen Alt-Württemberg, d. h. Württemberg, wie es bis zur Napoleonzeit war). 1976 machte der (protestantisch-)kirchliche Kindergarten Gomaringens auf sich aufmerksam, weil dort verboten wurde, Fasching zu feiern: Das sei eine heidnische Sitte und gehöre sich nicht für einen kirchlichen Kindergarten. Zu meiner Überraschung hörte ich neulich, daß dieses Verbot immer noch in Kraft ist: Die Eltern dürfen die Kinder nicht »im Fasnetshäs« (= in Faschingsverkleidung) vom Kindergarten abholen.

10 km westlich von Tübingen liegt Rottenburg am Neckar, einstmals (bis zur Napoleonzeit) habsburgisch und natürlich demgemäß stockkatholisch, eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Es herrscht - wie anderswo in solchen Gebieten - die übliche katholische Doppelmoral: Einerseits sind z. B. Plakate der Rockgruppe »Sumpfpäpste« unerwünscht, andererseits schilderten mir Bekannte glaubhaft, sie hätten selten so viele One-night-stands erlebt wie auf der Rottenburger Fasnet ...

29.11.12

»Hau wech, die Scheiße!« - immer schwerer für Japaner ...

... die sowieso schon bis zum Hals in der Scheiße stehen, bildlich gesprochen. Bei der immensen Verschuldung Japans kann man ja auf den Moment warten, wo das Land zusammenbricht ... Einwanderung wollen sie auch nicht, und die Kinderzahl ist gering, und so kam es, daß heuer zum ersten Mal die Verkaufszahl von Windeln für Erwachsene die von Kinderwindeln übertrifft: Ein Menetekel für Deutschland?
»Ich freu mich aufs Altersheim«, bekannte mal ein Windelfetischist gegenüber einer Profidomina, »da hab ich endlich die ganze Zeit Windeln - ohne Zusatzkosten!« Nur ob er dann noch Geilheit hat, das ist die Frage ...
Zum Abschluß ein Witz:
»Papa«, fragt Klein Fritzchen seinen Vater, »wie ist das eigentlich mit Regierung und Staat und Kapitalismus und Gewerkschaft? Unser Lehrer versucht uns das immer zu erklären, aber ich kapier das nicht so recht!«
»Also paß mal auf, mein Junge: Ich bringe in unserer Familie das Geld nach Hause, also bin ich der Kapitalismus. Deine Mutter verwaltet das Geld, also ist sie die Regierung. Opa paßt auf, daß alles mit rechten Dingen zugeht, also ist er die Gewerkschaft. Unser polnisches Dienstmädchen, das ist die Arbeiterklasse. Wir machen das alles, damit es DIR gutgeht, also bist du das Volk. Dein kleiner Bruder, der noch in den Windeln liegt, das ist die Zukunft. Hast du das verstanden, mein Junge?«
»Ich werde darüber nachdenken und darüber schlafen.«
»Tu das, mein Junge!«
Nachts wacht Fritzchen auf, weil er aufs Klo muß. Auf dem Weg dorthin hört er Geräusche im Schlafzimmer der Eltern und späht durch die nur angelehnte Tür. Er sieht, wie der Vater das Dienstmädchen bumst, während die Mutter seelenruhig daneben schnarcht und Opa vom Balkon aus zuschaut. Alle sind so beschäftigt, daß sie ihn, Fritzchen, gar nicht bemerken.
Fritzchen geht aufs Klo und danach wieder ins Bett und schläft weiter.
Am nächsten Morgen fragt ihn der Vater: »Nun, Fritz, hast du über das nachgedacht, was ich dir gesagt habe?«
»Ja, Papa!: Der Kapitalismus mißbraucht die Arbeiterklasse, während die Regierung seelenruhig schläft und die Gewerkschaft untätig zuschaut. Das Volk wird vollkommen ignoriert, und die Zukunft liegt in der Scheiße!«

Ich wünsche allen Lesern einen frohen Ersten Advent!

28.11.12

Marterpfahl - der Klassiker-Verlag

Das wolle er mir nicht vorenthalten - mit diesen Worten mailte mir Autor Gerwalt einen Screenshot von Amazon.de: Sein Titel »Marie-Charlotte - Kerker, Ketten und Karibik« hatte Rang 98 in der Rubrik »Belletristik, Klassiker« erreicht :-)
(Inzwischen scheinen die Amazonianer jedoch ihren Irrtum erkannt zu haben. :-(  )

Sie zerstören, was sie zu schützen vorgeben

»Die meisten Umweltschutzorganisationen (BUND, Umwelthilfe etc.) sind von der Erneuerbaren-Lobby unterwandert oder selbst in das Subventionssystem verstrickt. Indem sie kritiklos, unbedarft oder wider besseres Wissen in den Chor der Erneuerbaren-Lobby einstimmen, helfen sie zu zerstören, was sie schützen sollen«, schreibt ein Kommentator unter diesem Artikel. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Vogelbestand seien noch gering - um so größer die Auswirkungen des Klimaschutzes: Vermaisung und Verspargelung der Landschaft dezimieren viele Vogelarten, und wenn dann noch z. B. die rotgrüne NRW-Landesregierung die Bejagung von Elstern und Eichelhähern untersagt, dann - so etliche FAZ-Leserbriefschreiber - brauche man sich über den Rückgang der Singvogelpopulationen nicht zu wundern ...

(Auch vorm Mittelrheintal machen die Windmühlen nicht halt: Während der Bau einer Brücke schon den Weltkulturerbe-Status gefährdet, haben die UNESCO-Leute - und die sonstige politische Elite - anscheinend nichts gegen »Uwe« (=»Unsere Windenergie«). Während Thomas Gottschalk geht - er verkauft sein Schlößchen über Remagen -, kommt jetzt UWE: Rund ein Dutzend Windkraftanlagen auf den Höhen, Nabenhöhe 142 Meter ...)

R. I. P.: »Prinz«

Auch die Plapper-Postille »Prinz« soll es in Zukunft nur noch online zu lesen geben, nicht mehr auf Papier, las ich soeben in der »Achse des Guten«.

21.11.12

R. I. P.: FTD

So, jetzt ist es offiziell, was schon vor Wochen als unheilvolle Vorahnung den deutschen Blätterwald durchrauschte: Die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND hat's jetzt auch erwischt. Der Verlag Gruner und Jahr ist nicht länger bereit, die Verluste des Blattes zu tragen. Da diverse Zeitungen darüber berichten, schenke ich mir hier einen Link.

16.11.12

»Freiheit«, die sie meinen

Im folgenden Interview erklärt einer der syrischen »Freiheitskämpfer«, wie er sich die Freiheit vorstellt: Erstmal Assad wegbomben, dann die Scharia einführen und gemeinsam mit Libanesen und Jordaniern die Israelis ins Meer schmeißen - aber vorher noch in Deutschland oder in den USA zu Ende studieren dürfen. Na, Prost Mahlzeit!

Billy Six ist immer am Ball.

9.11.12

Das Cabinet des Martin Schulz: Viel Gewusel um nichts

Da besuchte neulich der Journalist Henryk Broder den Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz, und wunderte sich über die vielen Leute in seinem Büro, die geschäftig herumwuselten, obwohl sie eigentlich nichts zu tun hatten. Die Erklärung war einfach: »Präsident Schulz hat ein ›Cabinet‹. Dazu zählen: Ein Head of Cabinet, ein Deputy Head of Cabinet, der zum Zug kommt, wenn der Head of Cabinet verhindert ist, ein/eine Assistant to the Head of Cabinet, ein/eine Assistant to the Deputy Head of Cabinet, weitere Assistants und Advisers, ein Diplomatic Adviser, ein Spokesman, ein/eine Assistant to the Spokesman, vier Press Officers, ein Clerical Assistant, ein Driver und ein Personal Usher to the President, der das Essen vorkostet und die Pantoffeln des Präsidenten anwärmt. Alles in allem 38 Leute, die mit ihm zwischen Brüssel und Straßburg hin- und herfahren.« Und das alles von unseren Steuergeldern. Die Achse des Guten berichtet.

8.11.12

Deutsches Gold in New York, Flüchtlinge in die Schweiz, Streik der EU-Beamten

Der Hurrikan Sandy bringt es an den Tag: Das deutsche Gold in New York ist nur (noch) ein Fake.
Weiter unten schrieb ich, daß die Schweizer Armee sich auf Flüchtlinge u. a. aus Frankreich vorbereite. Nun, die ersten werden vorerst noch mit offenen Armen empfangen, es handelt sich ja auch um Millionäre. François Hollande sprach: »Ich mag die Reichen nicht, ich will sie schröpfen.« Das ließen die sich nicht zweimal sagen und sorgen nun durch ihre Zweitwohnsitze im bislang wirtschaftlich schwachen Kanton Jura und im Elsgau (Ajoie), der Grenzgegend zum Elsaß und Burgund, für einen kleinen Immobilienboom, zumindest bei großzügigeren Objekten (das renovierungsbedürftige Bauernhaus für 70.000 Franken wird man da schon noch finden). Über den neuen TGV-Bahnhof Mömpelgard/Belfort ist Paris ja auch keine zwei Bahnstunden mehr entfernt - ein Klacks ... Die ZEIT berichtet.
Die EU-Beamten in Luxemburg wiederum finden den Vorschlag, den EU-Haushalt zu kürzen oder auch nur einzufrieren, dermaßen empörend, daß sie in Luxemburg jetzt streiken wollen »gegen die nationalen Egoismen« - und für ihren eigenen. Der EU-Haushalt müsse mindestens auf 1033 Milliarden Euro aufgeblasen werden, um diverse Programme durchführen zu können ... (... natürlich mit Hilfe von Beamten ...) 

In solchen Kästen nisten sie zu Tausenden, hier in Luxemburg-Stadt, aber ebenso in Brüssel oder Straßburg ...
Das LUXEMBURGER WORT berichtet über diesen Aufstand der Sesselfurzer. (Schade eigentlich um das Großherzogtümchen, dieses nette kleine Ländchen von der Größe des Saarlands mit seinen lieblichen Landschaften, seiner niedlichen Mischung deutscher und französischer Elemente - aber sie sitzen so sehr im Herzen dieser bürokratischen Krake namens EU, daß sie da nie wieder rauskommen ...)

6.11.12

Wochenendbummel: Frankfurter Buchmesse 2012 (Teil II)

Samstag, 13.10.2012:

Frühstück beim Bäcker an der Ecke, dann Fahrt mit dem Auto zum Bahnhof Nehren. Ich hatte ja nicht nur meine Sporttasche mit dem Nötigsten für 3 Übernachtungen dabei, sondern auch eine ziemlich schwere Tasche mit Büchern für eine Lesung am Sonntag, die mußte ich nicht unbedingt einen Kilometer weit von meinem Haus bis zum Bahnhof schleppen.
8:16 Uhr Bummelzug nach Tübingen. Eilzug nach Stuttgart. Die Fahrkarte für 64,- € (hin und zurück) hatte ich im Internet gebucht. Weiter mit dem Eilzug nach Stuttgart. Auf dem Bahnsteig dort fiel mir siedendheiß ein, daß ich meinen Jugendherbergsausweis zu Hause vergessen hatte. Würde man mich in Frankfurt auch ohne Ausweis in die Juhe lassen? Vielleicht ja, vielleicht auch nein - und dann wäre ich ohne Quartier; auch das Auto als »Notquartier« hätte ich dann nicht ...
Die Zeit wurde knapp. Zu allem Überfluß war auch noch Gleis 11, wo mein Schnellzug nach Frankfurt abfahren sollte, eine einzige Baustelle, und aus dem Lautsprecher blökte es: »Der Zug Nr. ... nach Frankfurt fährt [wie einige andere] Stuttgart Hauptbahnhof heute nicht an - fahren Sie bitte mit dem Zug Nr. ... nach Vaihingen (Enz) und steigen Sie dort um.«
Jetzt reicht's, dachte ich und verließ den Bahnhof, warf mich in ein Taxi und ließ mich für teure 95 Euro erst zu mir (Jugendherbergsausweis!) und dann zum Nehrener Bahnhof bringen, wo ich mich ins Auto warf und nach rund 3 Stunden Frankfurt erreicht hatte.
So hatte ich noch Zeit für Gulasch mit Knödeln in einem Messerestaurant bis zu meiner Verabredung mit einer Autorin in spe. Eine Stunde sprachen wir. Ob was aus dem Buchprojekt werden wird? Wer weiß ...
Anschließend Bummel durch die anderen Hallen, Lesen der Messe-FAZ: 60 % aller deutschsprachigen Ebooks seien illegale Downloads, so hieß es (wie schon letztes Jahr). An die wirklich dicken Fische von illegalen Download-Plattformen, die etwa in Belize oder sonstigen exotischen Ländern säßen, komme man leider nicht heran. Üble Perspektiven!
Verleger Bittermann war mal wieder für eine zynische Satire gut: Er beschrieb, wie er ein Privatquartier während der Messe nicht finden konnte und anschließend als versoffener Penner im Park landete ...
18:30 Uhr. Schluß für heute. Zurück zum Auto. Das Parkhaus Rebstock ist so groß, daß es auf einem Parkdeck sogar einen Würstelbrater und -verkäufer gibt, damit man sich stärken kann für den weiten Weg zum Auto.
Rein ins Auto, am Hauptbahnhof vorbei nach Süden über den Main, ostwärts das Mainsüdufer entlang. Ich passierte die Juhe. So, jetzt nur noch unter der Bahnlinie durch und dann in diese von Kleinbetrieben und Schrebergärten gesäumte Nebenstraße, in der man gratis parken kann ...
Aber Pustekuchen: Wegen einer Baustelle an der S-Bahn-Unterführung war hier alles zu, von beiden Seiten, selbst Fußgänger wurden nicht durchgelassen, so groß war die Gefahr, daß einem etwas auf den Kopf fiel. Vermutlich mußten diese Arbeiten am Wochenende erledigt werden, damit Montag wieder alles frei war (war es auch).
So mußte ich mir mühsam mit viel Herumgekurve einen anderen Parkplatz suchen und fand ihn auch einige hundert Meter entfernt nahe der S-Bahn-Station Mühlberg.
Gepäck zur Juhe schleifen, einchecken, hoch in den dritten Stock: Zwei der vier Betten im Zimmer waren schon belegt, das dritte eigentlich auch, aber dessen »Inhaber« verbrachte die Nacht anderswo und tauchte erst am anderen Morgen auf.
Rein ins Sachsenhäuser Getümmel: Der »Struwwelpeter« ist so voll - keine Chance. Also ab in die deutsch-russische Grillstube, die jetzt eine deutsch-griechische Grillstube ist, aber allemal gut für ein großes, saftiges Steak. Anschließend noch ein bißchen trinken in einer kleinen Kneipe, nein, nicht im (proppenvollen) »Erdnüßle«.
Mein Zimmer in der Juhe war nach Norden raus: Ließ man das Fenster auf, war es zu laut, ließ man es zu, wurde es sehr stickig im Raum. Ich hatte natürlich eins der Oberbetten, die unten waren schon belegt. Also jedesmal rauf- und runterturnen, wenn man mal austreten mußte nach dem vielen Bier ...

Sonntag, 14.10.2012:

Morgens um 7 lief mir im Frühstücksraum der Juhe eine Angestellte von Klöpfer & Meyer über den Weg. Anschließend noch mal eine gemütliche Runde weiterschlafen. Um 10 mit der U-Bahn ab »Römer« drei Stationen weit bis zum Messeturm - das wäre auch 2009 schon kürzer gewesen als die S-Bahn, 10 Minuten hätte man bestimmt gespart.
Reichlich »Cosplayer« auf dem Messegelände, da fiel ich mit meiner Melone und meinem T-Shirt mit Frackaufdruck gar nicht besonders auf.
Boris Cellar traf ich, den Autor von »Sklavenjäger«; später lief mir Bernd Zeun, der SM-Kleinverleger, über den Weg, der nach meinem Stand suchte und ihn natürlich nicht mehr fand. Bei einem Kaffee erzählte er mir, daß er auch Marathons gelaufen sei, sogar mit einer bewundernswerten Bestzeit von 2:34 - und dennoch nicht zufrieden, weil er sich eine Zeit unter 2:30 gewünscht hatte. Radtouren von 200 Kilometern, das gehe noch, so sagte er, und darüber wolle er verstärkt Bücher publizieren, nicht mehr über SM.
Uli Bendrick tauchte mit einem Bekannten auf, und wir saßen in einem Stand, der von seinen Inhabern schon vorzeitig verlassen worden war, tranken Kaffee und unterhielten uns.
Ein Bummel noch durch Halle 8, wo laut Bernd Zeun ein für die englischsprachige Welt interessanter »distributor« sei, aber der war schon am Zusammenpacken, so wie nicht wenige in dieser Halle. Manche ließen einfach ihre Bücher zurück mit dem Vermerk »free books«. »EuroHorror« stand an einem Stand zu lesen - doch nicht die Währungskrise war damit gemeint, sondern eine Sammlung europäischer Horrorgeschichten.
Für mich wurde es Zeit: Ich ging zum City-Ausgang, rein in die U-Bahn (wo ich als Kuriosität noch mal fotografiert wurde von einem Messebesucher), raus aus der U-Bahn am Römer, Spaziergang im Nieselregen (die Bücher in der Tasche mühsam mit den Armen schützend) zur Jerome-Bar, einem hübschen Kellergewölbe, in dem man auch SM-Parties veranstalten könnte.
Am Donnerstag hatte hier der linke SMer Leander Sukov seine Veranstaltung »Literatur und Eierlikör« veranstaltet, als ich mit S. bereits auf dem Heimweg war, jetzt veranstaltete mein Autor Gerwalt zum Messeausklang eine Lesung, die zwar nicht sonderlich stark besucht war, aber dennoch schön.
Früh machte die Bar zu (nach einem Veranstaltungsmarathon mit viel zu wenig Schlaf für die Barbetreiber), und ich ging noch in den (diesmal halbleeren) »Struwwelpeter«, Schäufele mit Sauerkraut essen und dann noch in die »Bierstubb«, wo ein kleines 0,2-Liter-Bier nur 1,30 Euro kostet.
In meinem Zimmer hatten inzwischen zwei ältere Chinesen den Platz meiner Mitbewohner von gestern eingenommen. Ich begann mehr und mehr mit dem bayrischen Modell zu liebäugeln: Keiner über 27 darf in die Jugendherberge, damit das Gastgewerbe nicht geschädigt wird - und weil eine Jugendherberge kein Altersheim ist. Ich nahm mir vor, meine Mitgliedschaft im Jugendherbergswerk zu kündigen - halbwegs preiswerte Einzelzimmer werden sich ja wohl noch finden lassen, und dann ist Schluß mit diesem Geschnarche und Gefurze (außer es kommt von mir ;-).*

Montag, 15.10.2012:

»Bundesschuldenverwaltung« hieß sie einst realistisch und saß in Bad Homburg, »Bundesfinanzagentur« hieß sie jetzt und war in Frankfurts Norden ansässig. Dort konnte man seine »Bundesschätzchen« gebührenfrei deponieren. Wegen neuer Geldwäschevorschriften hätte ich allerdings eine Ausweiskopie an die schicken müssen, was ich unterlassen hatte. So würde man mein Konto mit dem Auslaufen der letzten dort von mir gehaltenen Bundesschatzbriefe 2013 auslaufen lassen, hatte man mir mitgeteilt. Eigentlich wäre es also nicht nötig gewesen, dort hinzufahren, aber ich wollte es interessehalber dennoch tun, meinen Ausweis vorzeigen und dann pro forma kündigen.
Fahrt mit der U-Bahn nach Norden. Aha, auch die U-Bahn verläuft hier überirdisch - und sie überquert sogar die Autobahn. Hoppla, da bin ich wohl eine Station zu weit gefahren! Zurück. Aussteigen an einer Behelfshaltestelle. Bauarbeiten. Laut Aushang würde heute abend sogar gar nichts mehr gehen auf dieser Linie.
Graues Wetter, graue, öde Bürogegend. »Der Publikumsverkehr wird sowieso 2013 eingestellt«, sagte mir der Angestellte der »Finanzagentur«. Klar, »Bundesschätzchen« gibt's bald nimmer. Alles umsonst: Das Ausweisgedöns wie meine Kündigung.
Mit der U-Bahn zurück und weiter bis in die Südstadt. Noch einmal richtig sattessen und dann ins Auto. Den Wegweisern zur Autobahn folgen - aber soll ich Richtung Würzburg oder Richtung Wiesbaden auf die A 3 einbiegen? Ich fuhr (unabsichtlich) einen Bogen über Rüsselsheim, bis ich endlich auf der Rheintalautobahn A 5 heimwärts war ...

*Bayern ist aber auch nicht mehr das, was es mal war: Zwar werden Juhe-Betten immer noch vorrangig an Jüngere vermittelt, aber seit 2005 dürfen auch Ältere in die Juhes ...

5.11.12

Worauf Schweizer Soldaten sich einstellen müssen

Während die Bundeswehr sich auf ihren Einsatz im fernen Mali vorbereitet (obwohl Afghanistan noch gar nicht passé ist - so nach dem Motto: »Von einem orientalischen Desaster ins nächste«), proben Schweizer Soldaten weitaus näher liegende / näherliegende Ernstfälle: Spanien, Portugal, Griechenland, Frankreich, Italien könnten so instabil werden, daß Flüchlingsströme die Schweiz heimsuchten. »Wenn diese Länder sich nimmer verteidigen können, verschärft das die Situation in Europa«, so der Schweizer Verteidigungsminister gegenüber der Zeitung »Schweizer Soldat«. Finstere Drohungen an die katalanischen Separatisten, man werde notfalls die »heilige Einheit des Vaterlands« mit der Waffe verteidigen oder wiederherstellen, haben spanische Militärs schon gen Barcelona geschleudert. (Es gibt ja einige Länder mit solchem Einheitsfimmel: Die Franzosen bezeichnen ihre Nationen als »une et indivisible«, die Amis sind wild entschlossen, jeden Sezessionsversuch wie 1860 im Blut zu ertränken, und lassen jeden Neubürger auf die »one and indivisible nation« schwören, und die Italiener wären von einer Sezession Südtirols auch nicht entzückt.)
Als ich letzten Herbst durch Belgien fuhr und im Autoradio auf Langwelle den Deutschlandfunk hörte, staunte ich nicht schlecht über die Wendungen der griechischen Politik: Auf einmal setzte Premier Papandreou einen Volksentscheid über die Sparpolitik an, obwohl die doch angeblich alternativlos ist - und wenig später wurde das Referendum wieder abgeblasen. Worüber man in Mainstream-Medien nichts findet: Drohte das griechische Militär mit einem Putsch wie 1967? 

Hurra! Schon wieder 500 Megawatt näher ...

... an der Energiewende, nämlich der Wende von einer Situation, wo wir's im Winter hell und gemütlich hatten, zu einer Situation, die zu dem alten Spruch paßt: »Atomkraftgegner überwintern / bei Dunkelheit mit kaltem Hintern.«
Schon letzten Winter stand das Stromnetz in Süddeutschland zwei- oder dreimal am Rande des Kollapses, und zwar keineswegs nur während der Kältewelle in der ersten Februarhälfte 2012, sondern auch vorher schon bei naßkalt-stürmischem Spätherbstwetter (ähnlich dem aktuellen Wetter).
Und noch'n alter Spruch: »Heute stehen wir am Rand des Abgrunds, morgen werden wir schon einen Schritt weiter sein.« Hier ist der Schritt: Heute sind laut Bundesnetzagentur noch mal 500 MW weniger am Netz als letzten Winter! Halleluja! Da können wir nur noch auf den Klimawandel (was ist eigentlich schlecht an dem?) und auf einen gnädigen, milden Winter hoffen ... (... oder uns schon mal mit Notstromaggregaten eindecken wie in den USA - billige um die 100 Euro finden Sie, verehrter Leser, auf amazon.de unter »Stromerzeuger«.)

4.11.12

Im Eiltempo: Frankfurter Buchmesse (Teil I)

Donnerstag, 11.10.2012

»Endlich hab ich meinen alten Campingbus durch den TÜV gebracht«, verkündete mein Freund, der Journalist S., wenige Tage vor unserem gemeinsamen Aufbruch zur Buchmesse. »Wir können also am Donnerstag abend gemütlich ein paar Bier trinken gehen und dann ausschlafen, und ich fahr am Freitag weiter zu Verwandten ... «
»... und ich soll dann am Freitag teuer mit dem Zug nach Hause fahren oder im messemäßig überfüllten Frankfurt ein überteuertes Hotelzimmer suchen, um die Nacht zum Samstag zu überbrücken?« (Am Wochenende wollte ich ein zweites Mal auf die Messe, aber die Jugendherberge hatte zwar von Samstag bis Montag, nicht aber von Freitag auf Samstag noch ein Bett frei gehabt.)
S. sah schließlich ein, daß wir bei unserem ursprünglichen Plan bleiben sollten: Am Donnerstag morgen hin, am Donnerstag abend zurück, auch wenn's stressig sein sollte. Und so klingelte ich denn morgens um 6 bei S., und wenig später saßen wir beide in seinem Kleinwagen und rollten gen Stuttgart. Selbst zu diesem frühen Zeitpunkt war die B 27 schon sehr belebt; ohne die (unbeliebten) neuen Pförtnerampeln an den Zufahrten rund um Filderstadt wäre der Verkehrskollaps jetzt schon da, nicht erst um halb 8. Als wir uns der A 8 näherten, war dort schon ein Riesenstau, vermutlich bis Leonberg - wir fuhren durch die Stadt und dann nördlich davon auf die A 81.
Ich löste S. am  Steuer ab, denn der wollte an seinem Laptop arbeiten und hatte außerdem noch weniger Schlaf gehabt als ich: Am Vorabend war er mit dem frischrenovierten Campingbus und einer Bekannten in Stuttgart im Kino gewesen und dann noch auf einen Wein in einem Lokal - und dann hatte er den Campingbus nicht mehr aus der inzwischen geschlossenen Tiefgarage holen können. Taxi kam für ihn nicht in Frage, und bis ihm dann das Herausholen des Busses durch den Wirt einer Kneipe nebenan doch noch gelang, war die halbe Nacht schon vorbei. (Als mich S. 2011 auf meinem Buchmessenstand besucht und auf meine Lesung begleitet hatte, hatte er nachts sein Auto mangels Kleingeld - 11 € lautete der Preis - auch nicht mehr aus dem  Messeparkhaus Rebstock auslösen können, mußte einem anderen Besucher den Ausfahrtschein abkaufen.)
Mit dem heute auf deutschen Autobahnen üblichen Wechsel zwischen freier Fahrt und Stau erreichten wir nach rund 3 Stunden Fahrt Frankfurt - rein ins Parkkhaus Rebstock, dann trennten sich unsere Wege: S. nahm den Shuttle-Bus zur Halle 3, ich den zur Halle 8, wo ich über den Eingang Galeria gewissermaßen »von hinten« ins Messegelände eintrat. Lang war der Fußmarsch bis in Halle 4, wo ich erst mal eine Messe-FAZ abgriff (die des Vortags hatte die Hallenaufsicht diesmal nicht, ich mußte sie mir irgendwo besorgen, etwa dort, wo in Halle 5 einige Orientalen ihre Stände nicht bezogen hatten und daher alte Prospekte und Zeitungen herumflogen und -lagen) und auf die Suche nach alten Bekannten ging: Die »Künstlerin« hatte ihren (vergrößerten) Stand jetzt eine Reihe weiter und erzählte mir am Donnerstag, Samstag und Sonntag sehr viel davon, wie sie - sie ist sehr begeisterungsfähig - irgendwelchen ukrainischen Fotografen und deutschen Lyrikern zu Aufträgen verholfen hatte.
GOLIATH eroberte nicht mehr die Welt, sondern mußte wegen des Absatzrückgangs kleinere Brötchen backen, aber immerhin, für eine Vitrine in der Durchgangshalle reichte es noch, und der Stand war schön wie eh und je. Unsere Bekannte von den zwei letzten Buchmessen war zwar nicht mehr als Messegirl dabei, aber das Wiedersehen mit den Verlegern erfreute - auch wenn sie ein wenig sauersüß lächelten, als sie merkten, daß ich all meine »Dates« an ihren Stand bestellt hatte.
Fast alle. Arne Hoffmann traf ich woanders, in Halle 3.1., wo er nach unserer Verabredung noch ein Treffen mit einem seiner anderen Verlage hatte.
Zuvor wollte ich aber bei der Signierstunde des Emirs von Schardscha dabei sein; die veranstaltete der u. a. auf Orientalica spezialisierte Olms Verlag, der die - man höre und staune - zweibändige Biographie des Herrschers verlegt hatte. Man erinnere sich: 2011 hatte ich der Eröffnungsveranstaltung der Frankfurter Buchmesse beigewohnt, hatte Westerwelles langweiliger Rede gelauscht und bei den isländischen Beiträgen auf die Übersetzung verzichtet. Der knorrig-altertümliche Klang des Isländischen war mir interessanter gewesen als die literarisch verbrämte Selbstbeweihräucherung der Vulkaninsulaner. Am Ende der Veranstaltung verkündete dann der Mann am Mikrophon: »Bitte warten sie auf Ihren Plätzen, bis die Ehrengäste alle ausmarschiert sind« - und zu denen gehörte auch »der Herrscher von Schardscha«. Ich hoffte auf einen Mann im Nachthemd mit einem Gefolge tiefverschleierter Frauen, entdeckte aber nichts dergleichen und war etwas enttäuscht. - Auch jetzt konnte ich beim Stand des Olms Verlags zu vorgesehener Stunde zwar einige orientalisch wirkende Herren in korrekter (europäischer) Kleidung sehen, aber keinen Emir. Vielleicht übersah ich ihn ja einfach, denn ich hatte natürlich mal wieder nach einem Herrn mit Geschirrtuch und Gummibändern auf dem Kopf Ausschau gehalten, und dabei war der Emir doch vielleicht wieder »in Reisekleidung« erschienen, d. h. in Anzug und Krawatte, so wie am Vortag beim Abendempfang des Olms Verlags, wo er (laut Messe-FAZ) von diversen Lobrednern ob seiner arabischen Version von Demokratie gepriesen worden sei, wodurch der gleichfalls anwesende Hans Magnus Enzensberger immer wieder ins Kichern gekommen sei.
Seltsam eigentlich: Kaum hatte ich keinen eigenen Stand mehr auf der Buchmesse, hatte ich mehr Termine als je zuvor. Ich traf mich mit einem Autor, der anderswo schon als Autor Geld verdient hatte und nun ein SM-Manuskript schrieb, das aber jugendschutzrechtlich problematisch war. - Ein Journalist, der in einem Sabbatjahr einen nicht sonderlich originellen, aber flotten SM-Roman geschrieben hatte, hatte zwei Tage vor der Messe einen Rückzieher gemacht: Er habe sich für einen anderen Verlag entschieden, der wilder und heißer auf sein Manuskript gewesen sei, als ich es war. Na dann ...
Noch einmal ein Rundgang durch die Hallen, soweit die Zeit reicht. Paßgenau zur Buchmesse erschien die 1000. Ausgabe der Jungen Freiheit, die einen himmelwärts zischenden Supermann auf dem Titelbild zeigte. »Unglaublich!« dazu die Gedankenblase einer hübschen Beobachterin, und unten der Vermerk: »Garantiert ohne Grass-Gedicht!«
Beim Stand der »Künstlerin« traf ich S. wieder, und nach dem Schlußgong gingen wir gemeinsam zur Garderobe am Ausgang Galeria, wo ich meine Überklamotten auslöste, dann zum Bus und dann ins Auto. Trotz seines Schlafmangels war S. durch die vielen interessanten Messe-Erlebnisse ziemlich aufgedreht. In Tübingen gingen wir noch ins irische »Saints and Scholars«-Pub im Universitätsviertel, in dessen Nähe S. seinen Campingbus abgestellt hatte. Mit dem brachte er mich dann noch zu meinem Auto und ich mich anschließend mit demselben nach Hause, wo ich gegen Mitternacht ankam ...

2.11.12

Villen im Grunewald: Berlin-Marathon (Teil IV)

Montag, 1.10.2012:

S. wird heute nachmittag beruflich unterwegs sein: Er interviewt eine Filmgröße in ihrer Grunewald-Villa. Ich mußte den Tag halt anderweitig rumbringen. Ich wußte auch schon, wie: Auf der Leipziger Buchmesse hatte ich diverse Anbieter schöner Massivholzregale gesehen, einige mehr was für die Bedürfnisse des Buchhandels, andere auch für Privaträume geeignet, einer war in Kleinmachnow, wenige Kilometer südöstlich des Wannsees (den ignorierte ich), ein anderer in der Suarezstraße im Westen Berlins.
Doch zunächst ein Spaziergang durch die Wannsee-Villenviertel, die wir bei der Anreise gesehen hatten: Herrlich. Die schönen hundertjährigen Häuser inmitten hundertjähriger Bäume - herrlich.
Nach ausgiebigem Spaziergang mit der S 7 stadteinwärts, schon nach einer Station im Grunewald wieder aussteigen, zu Fuß weitergehen ...
Die Suarezstraße entpuppte sich als eine etwas öde Straße, in deren Mitte aber eine erstaunliche Häufung von Antiquitätenläden war, darunter auch der von mir gesuchte Massivholzregalladen. Schöne Regale, aber einfach zu teuer ...
Das war's nun eigentlich, ich ließ mich treiben, trank hier mal ein Duckstein, kaufte da ein Buch mit Mauerfotos, drückte mich herum, bis es gegen acht Uhr abends Zeit war, sich wie verabredet im »Mommseneck« sehen zu lassen, wo S. und sein Bruder, wie sich herausstellte, schon lange warteten, S. ins Gespräch mit einer drahtigen, durchtrainierten Triathletin vertieft, der der Berlin-Marathon »viel zu lasch« war.
Ein schöner, feuchtfröhlicher Abend folgte, bis wir gegen Mitternacht mit den letzten Gästen das Lokal verließen.

Dienstag, 2.10.2012:

Am Vormittag fuhr ich noch mal raus ins Grunewald-Viertel, machte einen Besichtigungsspaziergang zu den Villen, von denen S. mir vorgeschwärmt hatte, und war um 12 wieder im Lokal »Spinnerbrücke«, wo S. schon saß. Wir aßen beide Schweinebraten mit Kruste, S. mit Bier, ich mit Faßbrause.
Gegen 13 Uhr Abfahrt. Wir kamen flott voran. Im Thüringer Wald wieder Bockwurst mit Kartoffelsalat. Gegen 19 Uhr waren wir zwischen Heilbronn und Stuttgart und gerieten in »zähflüssigen Verkehr mit zeitweiligem Stillstand«, wie es so schön heißt. Um 8 auf dem »Stammtisch unser Huhn« in Tübingen zu sein, das ging also leider nicht - aber um 9 ...

*****Nachtrag: Der Berlin-Marathon war innerhalb weniger Stunden ausverkauft - so was hat's noch nie gegeben. Ich müßte also zu irgendwelchen Tricks greifen, um wieder mit dabei zu sein. Ich weiß noch nicht, ob ich wieder hingehen werde ...

1.11.12

Goldelse im Sonnenglanz: Berlin-Marathon 2012 (Teil III)

Nach unruhiger Nacht war ich schon wach, als um halb 7 der Wecker klingelte. Blick aus dem Fenster: Bedeckt, trocken. Das sei doch besser zum Laufen als Sonnenschein, meinte mein schottischer Zimmergenosse, der auch schon wach war und mir beim Duschen den Vortritt ließ.
Frühstück gab's mit Rücksicht auf die Marathonis (in dieser Juhe vielleicht ein bis zwei Dutzend) heute auch schon um 6 statt erst ab 7.
Zurück aufs Zimmer. Die Startnummer mit Sicherheitsnadeln ans T-Shirt fummeln kann ich auch noch in der S-Bahn, dachte ich und eilte um Viertel nach 7 aus dem Haus. Die Eile hätte ich mir sparen können, denn an der S-Bahn-Station Nikolassee angekommen, mußte ich 17 Minuten auf den nächsten Zug warten (der vorige war mir wohl gerade vor der Nase weggefahren), und so war es schon fast 8, als ich endlich am Hauptbahnhof aus der schon reichlich vollen Bahn stieg.
»Um 8 auf der rechten Seite der Fußgängerbrücke über die Spree« war unser vereinbarter Treffpunkt, aber es war nicht möglich, auf der rechten Seite der Brücke stehenzubleiben, zu schmal war die Brücke, zu dicht der sich über sie wälzende Fußgängerstrom - so ging ich weiter nach Süden und am Südufer nach rechts, blickte dem Menschenstrom entgegen. Um 8.07 Uhr sah ich sie endlich, S. und seine Freundin - sie hatten auf dem rechten Flußufer (in Fließrichtung) gewartet, also am nördlichen Brückenfuß ...
Klamotten abgeben, S. mußte auch noch aufs Klo und schmuggelte sich weiter vorn in eine der endlosen Schlangen vor den Klo-Kabinen, sonst hätte die Zeit bis zum Start gar nimmer gereicht (daher ist es immer besser, früher aufzustehen, dann kann man das noch »zu Hause« erledigen), und endlich standen wir im Startbereich. Der Himmel war blau geworden, trotzdem wurde es im Laufe des Tages nicht zu heiß, und die Victoria, die »Goldelse« auf der Siegessäule, erstrahlte vor blauem Hintergrund im güldenen Sonnenschein, während wir noch im Schatten der Bäume des Tiergartens bibberten, obwohl der Moderator am Lautsprecher wacker versuchte, uns einzuheizen. Der Moderator machte gute Stimmung, Til Schweiger und Didi Hallervorden machten Stimmung für ihre neuesten Filmprodukte, Hallervordens Film hieß passenderweise »Der letzte Lauf«, und der Star wollte, so tönte es über den Lautsprecher, auch ein paar Kilometer mitlaufen. (S. sah ihn später - so zwischen Kilometer 5 und 10 -, ich, weiter hinten, sah ihn nicht.)

9 Uhr - der erste Startschuß ertönte - janz weit vorne, ganz weit entfernt von unserem »Loserblock«, wie S. ihn nannte. 9.23 Uhr war's, als S.' und ich schließlich über die Startlinie joggten, vor uns eine kleine Schwarze mit einem Bienchenkostüm und viele andere in lustigen Verkleidungen. Ich trug ein T-Shirt mit Frackaufdruck (nicht dasselbe wie in Stuttgart, ein anderes mit einer aufgedruckten roten Rose im Knopfloch) und meinen steifen Hut (eine Melone also).
Wie eine Insel umspülte der Läuferstrom die »Goldelse«, vereinigte sich wieder, floß weiter westwärts bis zum Ernst-Reuter-Platz, gut zwei Kilometer vom Start entfernt, bog dort nordwärts nach Moabit ab, zwängte sich durch eine engere Straße ... Mühsam hielt ich mit S. schritt, obwohl er gar nicht so schnell lief, vielleicht 9 km/h. Wir unterhielten uns über dies und jenes. Ich: »Deine Stimme hört sich aber auch gepreßter an als letzten April beim Solitudelauf« (da hatte er diesen Eindruck von mir gehabt). Er: »Kein Wunder bei der miesen Vorbereitung!«
Bei der Kilometer-3-Markierung ließ ich mich zurückfallen, wir verabschiedeten uns voneinander, S. zog davon.
Vor der Schweizer Botschaft ganz in der Nähe des Reichstags munterten Kuhglocken und (wie an etlichen anderen Stellen) Jazzbands die Läufer auf ...
Über den weiten, öden Alexanderplatz. Ein Passant, ähnlich mollig wie ich, knipste mich und sagte: »Ich beneide Sie!«
Yorckstraße, Kreuzberg:: Wieder diese muffigen Eisenbahnunterführungen. An einer Stelle stand eine ganze Menschentraube auf der »Blauen Linie« (der man folgen sollte, will man keinen Meter verschenken). Wie die schnellen ersten Läufer da wohl durchkamen? Vermutlich wie Asterix und Obelix beim Durchbrechen der römischen Linien: Da wirbeln nicht nur die Beine, da wirbeln auch die Fäuste, und: ZACK! fliegen links und rechts in hohem Bogen die Römer davon ...
Nach 2:55, zwei Minuten schneller als beim Stuttgarter Halbmarathon, erreichte ich die Halbmarathonmarke. So - nun werde ich die zweite Hälfte nur noch flott spazierengehen, dachte ich. Endlich einmal Zeit, alles in Ruhe zu betrachten. Ich leerte den Inhalt meiner Trinkflasche (Red Bull) und begann, mit 6 bis 7 km/h walkend, den Lauf zu genießen. Endlich einmal Kraft und Muße, all die Kinderhände abzuklatschen, den Hut grüßend zu lüpfen (wegen meines Outfits bekam ich viel Aufmerksamkeit), sich links und rechts alles anzuschauen ...
Immer weiter Richtung Südwesten ging's, Richtung Zehlendorf. Manche Backsteinhäuschen am Rande der Strecke hätten auch in Holland stehen können, manche Holzhäuser im Thüringer Wald oder in Skandinavien. Die Felder einer landwirtschaftlichen Versuchsanstalt gaukelten Nähe zum Stadtrand vor - der aber in Wirklichkeit natürlich noch ein Stückchen entfernt ist ...
Immerhin gelang es um 1900 einem wilden Eber, in ein Gartenlokal vorzudringen und dort alles zu verwüsten - woraufhin der betreffende Platz in Schmargendorf, einer der südwestlichsten des Berlin-Marathons, fortan »Platz zum wilden Eber« hieß. Als ich mich ihm näherte, sah ich vor mir eine schlanke, junge Blondine, - eigentlich müßte sie mir bei ordentlichem Training locker davonlaufen -, die mir schon am Start aufgefallen war. »Sie sehen noch so beneidenswert frisch und locker aus!« rief sie mir zu. Ich war geschmeichelt, mußte aber daran denken, daß ich beim Wien-Marathon 2007 bei derselben Zeit schon locker ein halbes Dutzend Kilometer weiter war ... Immerhin taten meine Füße nicht ganz so weh wie sonst - vielleicht lag das aber auch an den drei Aspirin, die ich in mein »Red Bull« gemischt hatte.
Endlich ging es nach einem Rechtsschwenk wieder stadteinwärts - zunächst auf dem nicht enden wollenden Hohenzollerndamm, dann wurde auf einer Brücke der Autobahnring überquert, auf dem sich (unseretwegen vielleicht) der Verkehr staute, und irgendwann war der Kurfürstendamm erreicht. Nur wenige Läufer und Walker wurden flankiert von vielen Zuschauern. Ich kam in den Bereich eines Lautsprechers. Michel Descombes wurde interviewt, der »Spaßpräsident«, der nicht nur in Berlin im Clownskostüm vor allem den schwächeren Läufern Mut zuzusprechen pflegt. Einst ein sehr guter Läufer mit einer Marathonbestzeit von 2:50, hatte er noch jetzt - auf seine alten Tage - mehr »Biß« drauf als ich, er lief mir nach dem Interview davon (was allerdings auch keine große Kunst war). Immerhin wußte ich durch das Interview endlich mal, wie alt er ist: 71.
Vorbei an der Gedächtniskirche, an der vor 1990 der Zieleinlauf war (Start war auf der Wiese westlich des Reichstags). Mühsam krochen die Kilometer dahin. Einbiegen auf die »Potze«, die Potsdamer Straße, die B 1. Die Musiker am Potsdamer Platz (Kilometer 38) hatten netterweise noch nicht eingepackt. »Nur noch vier - dann gibt's Bier!« pflegten hier 2005 Cheerleader zu skandieren. Vorbei an den DDR-Blöcken der Leipziger Straße und später am schön restaurierten Gendarmenmarkt. Dann lange auf der Französischen Straße westwärts, erst spät ging's auf den Boulevard »Unter den Linden«, vielleicht wegen der Baustelle dort.
Der große Moment naht, der manche zu Tränen rührt: Unter dem Brandenburger Tor durch! Die Zahl der Zuschauer war inzwischen locker fünfmal so hoch wie der zu einem Rinnsal gewordene Läuferstrom. Und ich lief ja noch nicht mal richtig, ich walkte nur. (Noch 2002 wurde in Gegenrichtung gestartet, und gleich hinterm Start gab es vor und unter dem Brandenburger Tor einen Stau.)
Unter dem Brandenburger Tor war ich durch, ich war wieder in Westberlin, passierte das 42-Kilometer-Schild, der »Spaßpräsident« war wieder da, erkannte mich auch wieder, ich war ja wegen meines Outfits auffällig genug, noch ein kleiner Schlußspurt auf den letzten 50 Metern, ich lief über die Matte, das Erfassungsgerät piepste - aus! Das war's mal wieder! 6:21:39, mein langsamster Marathon - aber ein schöner, gemächlicher. Etwa drei Dutzend Läufer und Walker kamen noch nach mir.

»Spaßpräsident« Michel Descombes bei einer Laufveranstaltung (Hamburg-Marathon, glaube ich)
Mit schmerzenden Gliedern zur Klamottenausgabe, zur Chiprückgabe. Geld gab's diesmal keins, das würde später überwiesen werden - ein Glück, daß ich nicht mit dem Zwanziger gerechnet, sondern noch zusätzlich Geld eingesteckt hatte.
»Um 16 Uhr beim Schultheiß-Stand« hatten wir ausgemacht - aber den gab's gar nicht mehr. Mist! Ich tröstete mich mit Kasseler und Grünkohl sowie Bier.
»Wenn das nicht klappt, dann um 18 Uhr im Café Lebensart, Lennéstraße 1, 200 Meter südlich vom Brandenburger Tor«. Also gut. Ich setzte mich ins Café und bemühte mich, mit Zwiebelkuchen und Bier knapp zwei Stunden totzuschlagen.
Trotz des Sonnenscheins fror ich, es war kühl - drinnen und draußen -, vielleicht 15 Grad, ich mummelte mich in meine Jacke ein - die nackten Schenkel konnte ich nicht einmummeln -, und die Zeit kroch dahin.
Doch endlich war es 18 Uhr, und als ich S. und seinen Bruder auf der Straße erblickte (die Freundin war schon auf dem Eisenbahn-Rückweg), sprang ich auf, lief vor die Tür und winkte: »Huhu!«
Auch für S. war es der langsamste Lauf seiner Läuferlaufbahn geworden, 5:15 h, glaubte er zu wissen, und er freute sich wie ein Schneekönig, als er anderntags in der »Morgenpost« las, daß es doch »nur« 5:10 waren, fünf Minuten schneller als befürchtet. Schon bei Kilometer 12 sei ihm speiübel geworden, er habe ans Aufgeben gedacht, sich aber dennoch weiter vorangekämpft. Vor allem dieses Kohlehydrat-Glibberzeug sei ihm nicht gut bekommen (nicht zum ersten Mal). Da er von sich auf andere schloß, hatte er sich sogar Sorgen um mich gemacht, aber ich war vergleichsweise putzmunter.
Schließlich wurde es noch ein angenehmer, halbwegs bierseliger früher Abend, mein Frieren wich einer angenehmen Wärme, ich hatte nicht mehr den Wunsch, mich in der Juhe 20 Minuten lang unter die heiße Brause zu stellen, ich genoß den Abend, als wir über das pompös gestaltete Areal nordwestlich des Reichstags Richtung Hauptbahnhof gingen.
Ziemlich früh und ohne zu duschen fiel ich in der Juhe ins Bett ...

31.10.12

Marterpfahl bei Facebook

Ich kann's nicht länger verhehlen: Der Marterpfahl Verlag hat jetzt ein Plakat bei dieser unsympathischen Tratschbude Facebook angeschlagen:
http://www.facebook.com/pages/Marterpfahl-Verlag-R%C3%BCdiger-Happ/166150476841900
Es ist wirklich nur so eine Art Plakat an einer Litfaßsäule, ein Plakat, das auf meinen eigentlichen Webauftritt marterpfahlverlag.com und auf meine Email-Adresse hinweisen soll, mehr nicht; tratschen werde ich dort garantiert nicht - schließlich bin ich ja schon Teilnehmer am denkbar größten »sozialen Netzwerk« überhaupt, dem Internet nämlich. Für ein Netzwerk innerhalb des Netzwerks sehe ich für mich keinen Bedarf.
Von Beileids- oder Sympathiekundgebungen, von Freundschaftsanträgen und sonstigen Mitteilungen via FB bitte ich abzusehen, sie werden nicht beachtet ;-)

30.10.12

Berlin-Marathon 2012: Ausstellung zum Bersten voll (Teil II)

Nach einem gemütlichen Morgen erstes Ungemach in der S-Bahn: Die Linie 1 würde mich nicht ins Stadtzentrum bringen, ab Friedenau war alles eine einzige Baustelle, und das würde auch noch wochenlang so bleiben, versicherten drei Marathonis, die neben mir im Zug saßen. Also nichts mit »am Sonntag mit der S 1 bis zum Potsdamer Platz fahren« ...
In Friedenau stieg ich aus. Endstation. Es gab zwar einen Bus-Ersatzverkehr ins Stadtzentrum, aber da wollte ich ja nicht hin. Und so marschierte ich wenig später, den Stadtplan in der Hand, schwitzend (es war so sonnig wie tags zuvor) an irgendwelchen Kleingartenanlagen vorbei. So werde ich das nie schaffen, dachte ich. So ist mir eine halbe Stunde Verspätung sicher - und ich hab kein Handy, um S. zu informieren.
Doch an der nächsten großen Kreuzung erwischte ich ein Taxi und stand dann doch noch um 11.10 mit nur zehn Minuten Verspätung auf dem »Platz der Luftbrücke« vor dem Gebäude des stillgelegten Flughafens Tempelhof, einem der größten Gebäude überhaupt.
Von S. allerdings war nichts zu sehen, auch nach etlichen Minuten nicht. Als ich mich schon abwenden und ins Innere der Halle gehen wollte, hörte ich meinen Namen brüllen: S. war im Anmarsch. Er hatte mit der S-Bahn eine Stunde für die Herfahrt benötigt.
Gemeinsam gingen wir in die Sportausstellung, die jetzt (aus Kostengründen vielleicht) nicht mehr in den Messehallen am Funkturm stattfand, sondern in einem viel zu engen Teil des an sich riesigen Flughafengebäudes. Besonders an den Durchgängen bildeten die Menschenmassen richtige Schlangen, es ging oft nicht vor und nicht zurück.
Endlich hatten wir beide unsere Startnummern, Beutelchen mit diesem Kohlehydrat-Glibberzeug und diverse noch fehlende Kleidungsstücke und konnten uns in ein nahegelegenes Straßencafé zurückziehen, wo auch S.' Bruder und seine Freundin auftauchten und wir lange blieben. Anschließend mit der S-Bahn zum Bahnhof Friedrichstraße, Bummel zur Museumsinsel und über einen Flohmarkt, wo ich eine schöne alte Lupe erstand. Wir trennten uns und vereinigten uns dann wieder in einer am Bahnhof Friedrichstraße gelegenen Filiale des »Mommsenecks«, die zwar nicht so gemütlich war wie das Original, aber dasselbe »Sortiment« führte - und so kam ich zu meinen Königsberger Klopsen. S.' Gastgeber tauchte auch noch auf, und das Gespräch wurde lebhaft, allerdings nicht zu lang, denn wir hatten ja morgen früh was vor ...
Mit der S 7 fuhr ich dann Richtung Potsdam - da die S 1 momentan nur noch Fragment war, würde ich morgen mit der S 7 bis zum Hauptbahnhof fahren.
Aussteigen an der Station Nikolassee, hinaus auf den gepflasterten Pflatz mit den herrlich altertümlichen, mehrflammigen Kandelaber-Gaslaternen. Das »Biereck« wurde leider gerade renoviert (erst am 20.10. wurde es wiedereröffnet), aber in einem nahegelegenen griechischen Restaurant gab es noch ein gutes Flensburger »Duckstein« und einen interessanten Prospekt über das Schicksal der »Stammbahn«, Preußens ältester Bahnlinie (zwischen Berlin und Potsdam) - nach 1945 in Grenznähe liegend, fuhr bald kaum noch jemand mit ihr, und irgendwann wurde sie eingestellt - und bis jetzt auch nicht wiederhergestellt, obwohl der Einigungsvertrag beider deutscher Staaten das vorsah. Aber irgendwie scheint keiner Geld oder Interesse daran zu haben.
In der »Spinnerbrücke« lieferte mir ein Teller Nudeln mit Tomatensoße noch Kohlenhydrate für morgen und ein weiteres Bier Kalorien in Flüssigform.
Dann ab in die Juhe, alles noch für morgen »hinrichten«, wie es süddeutsch scheußlich heißt, und ab in die Heia - es war schon halb elf ...

Der Klimawandel legt mal wieder 'n Päuschen ein

Kennen Sie den Witz, wo einer ergrimmt beim Wetterdienst anruft und sagt: »Ihre vorhergesagten 30 Zentimeter heiter bis wolkig habe ich soeben aus dem Keller gepumpt!«?
Na gut, zugegeben, diesmal haben's die Meteorologen vorhergesagt, diesen Wintereinbruch, wie er Ende Oktober nur alle 40, 50 Jahre vorkommt, aber lästig genug war er doch: Manche Zweige der noch fast voll belaubten Bäume in meinem Garten drohten zu brechen, andere neigten sich gefährlich über die Straße, und ich fürchtete schon, ich müßte im Naßkalten mit der Säge auf die Leiter steigen. Doch gottlob schmilzt der Schnee jetzt in der Sonne dahin ...
Schon erstaunlich, wie oft der Klimawandel beschworen wird und wie oft es dann ganz im Gegenteil naß, kalt und ungemütlich wird: Im August  2010, dem verregnetsten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, im ähnlich tristen August 2006, im März 2005, als zum Ende des Winters noch Rekord-Minustemperaturen von unter minus 30 Grad gemessen wurden, im Winter 2005/2006, als die Soldaten einsturzgefährdete Flachdächer vom Schnee befreien mußten, im Dezember 2010, als ich auf den Klimawandel vertraute und dann auf Sommerreifen gen Galicien rutschen mußte (wir berichteten) ...

Der Strukturwandel legt KEIN Päuschen ein

Bertelsmann/Random House und Penguin Books wollen jetzt fusionieren zum gigantischsten Medien- und vor allem Druck-Konzern, den die Welt je gesehen hat. Gemeinsam wollen sie den digitalen Giganten Google, Amazon und Co. machtvoll Papierenes und Druckerschwarzes entgegenwerfen ...

29.10.12

Beim Berlin-Marathon 2012: Alles ausverkauft! (Teil I)

»So untrainiert wie diesmal war ich noch nie!« klagte mein Bekannter, der Journalist S., als ich zusammen mit ihm und seiner Freundin in meinem Auto saß und wir zusammen Richtung Berlin unterwegs waren. Na, was sollte ich da erst sagen? Reichlich Übergewicht, pro Tag allenfalls ein halbes Stündchen Training, kein einziger langer Vorbereitungslauf und so schlaffe Zeiten wie nur selten zuvor ... Aber macht nichts: Dann wird eben nur gewalkt; bis zu 7 Stunden Zeit hat man ja.

Es war Freitag, der 28. September. Der Verkehr war so, wie man es von einem Freitag erwarten konnte: Auf Abschnitte, in denen man 150 km/h fahren konnte, folgten immer wieder lästige Staus. Stuttgart, Heilbronn, Würzburg, Schweinfurt, dann die einsame A 71 nordwärts Richtung Erfurt. Zwischen zwei der längsten Thüringer-Wald-Tunnels wußte S. eine Tankstelle, wo die Bockwurst noch 1,50 € kostete - und den Kartoffelsalat gab's mit Mayonnaise; ein Labsal für jemanden wie mich, der zu Hause nur den mayonnaiselosen schwäbischen Kartoffelsalat bekommt.
Dann wieder die unsympathischen Schilder »Sachsen-Anhalt, das Land der Frühaufsteher« oder »Wir stehen früher auf«. Wir waren uns einig, daß Brandenburg gleich dahinter Schilder eines sich verschlafen rekelnden Menschen aufstellen sollte, der so etwas wie »wir sind so richtig ausgeschlafen« sagen müßte oder »Sie haben's überstanden!«

Während ich mich gerade noch rechtzeitig zum Marathon angemeldet hatte, war S. zu spät dran gewesen.
Üblicherweise beginnt die Anmeldefrist zum Berlin-Marathon »zwischen den Jahren«, und ausverkauft ist er irgendwann Ende April, Anfang Mai. Diesmal hatte die Anmeldefrist bereits im Herbst begonnen, und schon im Spätherbst war alles zu. Ich hatte mich gerade noch rechtzeitig angemeldet, S. kam ein, zwei Tage zu spät. Nur durch Kauf des Startplatzes eines anderen bei Ebay war er doch noch zum Zuge gekommen - auf dem Platz vor der Sportmesse den Platz eines Zurücktreters zu kaufen war ihm zu riskant
gewesen ...

Das billige Einzelzimmer auf einem Dörfchen östlich von Berlin hatte ich wieder abbestellt, es war einfach zu entlegen gewesen, drei Kilometer bis zum Regionalbahnhof an der Strecke nach Küstrin und fünf Kilometer bis zur S-Bahn - da war es besser gewesen, die Stornogebühr zu zahlen und sich wieder in der Jugendherberge am Wannsee einzumieten, Mehrbettzimmer natürlich, aber noch etwas billiger (108 Euro für 4 Nächte) und natürlich ideal gelegen für den von Südwesten her Anreisenden.
Berlin empfing uns mit einem Stau, im Schneckentempo krochen wir am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden/Drewitz und am Ortsschild BERLIN vorbei. Na, egal, es sind ja nur noch wenige hundert Meter bis zu unserer Ausfahrt, der Ausfahrt »Spanische Allee« ... Doch nun ging gar nichts mehr - außer noch schnell in die Abfahrt vor der »Spanischen Allee« einzuschwenken. Sie führte uns auf die B 1, jene ganz Deutschland in Ost-West-Richtung durchquerende Fernstraße, die wir nun westwärts Richtung Potsdam befuhren. Und nun irgendwo nach rechts ... am besten da vorne die breite Straße [die hätte uns auch direktemang, wie der Berliner sagt, zur Juhe geführt] ... aber die kleine Nebenstraße hier ist auch nicht schlecht ...
In der Tat: Wir gerieten in ein Geflecht grobgepflasterter Nebenstraßen mit herrlichen alten Villen zwischen noch herrlicheren alten Bäumen. Ohne den Stau hätte ich die nie gesehen, denn nahe der Juhe, wohin wir mit Hilfe eines freundlichen Berliners rasch den etwas verschlungenen Weg unter der S-Bahn hindurch fanden, gab es nur etwas öde Zweckbauten, die hatte ich schon früher zu Fuß erkundet und nicht geahnt, welche Schönheit sich jenseits der Bahnlinie verbarg ...
Parken in der Nähe der »Spinnerbrücke«, jenes Lokals mit Motorradtreff, dort, wo die Spanische Allee die Autobahn überquert. Ich checkte in der nahegelegenen Jugendherberge ein. Es war etwa 18 Uhr, die Abenddämmerung nahte, die Fahrt hatte etwa 8 Stunden gedauert.
Zu dritt fuhren wir dann mit der S-Bahn in die Innenstadt, wollten uns mit S.' Bruder, der mit dem Zug angereist war, im »Marjellchen«, dem ostpreußischen Lokal in der Mommsenstraße 9, einer gasbeleuchteten Parallelstraße zum Kudamm, treffen - aber das Marjellchen war wie meistens überfüllt.
Im »Mommseneck« am Westende der Straße, dem »Haus der 100 Biere« aus aller Welt, war's genauso gemütlich, ganz ähnliche Traditionsgerichte standen auf der Karte, Königsberger Klopse haben in Berlin sowieso viele Lokale, und eine kiloschwere Kohlroulade, angeblich die schwerste Berlins, war ja auch nicht zu verachten, dazu ein »Duckstein« aus Flensburg; das belgische »Krieck«-Kirschbier war allerdings mit 4,95 € pro Fläschchen unverschämt teuer.
S.' Bruder war inzwischen mit dem Handy herangelotst worden; überhaupt mußte der drahtlose Fernsprecher noch öfter in Aktion treten, denn S. hatte für sich und seine Freundin ein Privatquartier bei einem alten Berliner Bekannten, der ausgerechnet um die Monatswende September/Oktober umzog und schwer erreichbar war, was die Dinge nicht gerade vereinfachte ...
In mein Zimmer in der Juhe hatten inzwischen auch Kevin, ein schottischer Tourist mittleren Alters, sowie ein Dolmetscher auf Berufsreise zu einer Berliner Konferenz eingecheckt. Unauffällig zischte ich, im Dunklen im Bett liegend, noch ein Dosenbier, das ich an der Tankstelle nahe der »Spinnerbrücke« gekauft hatte - in Berlin ist ja nicht, wie in Baden-Württemberg, der Alkoholverkauf nach 22 Uhr verboten - und dämmerte langsam ins Reich der Träume hinüber ...

28.10.12

Weinschmatzerei II: Kuhstall und Unterholz

Oliver Maria Schmitt in der Sonntags-FAZ vom 21.10. über die Weinschmatzerei in Bordeaux:
http://www.faz.net/aktuell/reise/nah/verkostung-in-bordeaux-noch-mal-wein-gehabt-11933000.html
Nach Kuhstall und Unterholz schmeckten die Weine, so lobend die Kritiker. So so - solange sie nicht wie ein Laternenpfahl ganz unten schmecken ...
(War mir letzten Sonntag gar nicht aufgefallen der Artikel, aber als ihn in der heutigen FAS ein Leserbrief über den grünen Klee lobte (»der aufgeblasenen Weinwirtschaft den Hohlspiegel vorgehalten«), fand ich ihn gottlob noch online, diese Trouvaille ... :-)

24.10.12

Der Niedergang der Wikipedia

Bist du ein Fachmann und willst bei der Wikipedia mitarbeiten, mach dich auf endlose nervige Debatten und Streitereien mit Leuten vor, die von der Sache allenfalls eine halbe Ahnung haben, hieß es schon vor Jahren. Das läuft dann so nach dem Motto: »Was bist denn du für einer!? Da könnte ja jeder kommen! Ha!«
Es kommt auch jeder. Jeder Hansel pfriemelt an der Wikipedia rum, und echte Fachleute haben das Nachsehen. Bei »Edit Wars«, d. h. kleinlichen Streitereien um des Kaisers Bart, um jedes Komma oder um ideologische Feinheiten gewinnen meist die, die am meisten Zeit für Internet-Zankereien haben - also nicht die besten Fachleute, denn die haben anderes zu tun.
Im Moment kapern anscheinend Linke und Feministen die Wikipedia - das fing bei Stichwörtern wie »Maskulismus« schon vor zwei, drei Jahren an, wird jetzt immer schlimmer und erfaßt auch Libertäre wie die Mannen von »eigentümlich frei« sowie an sich unpolitische wissenschaftliche Gegenstände. Mein Autor Arne Hoffmann beobachtet dies seit langem (er gehört auch zu den Betroffenen); hier einige Links aus seinem Blog:

http://genderama.blogspot.de/2012/08/leserpost-wikipedia-irrsinn-geht-weit.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/the-european-verleumdung-gehort-nun-mal.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/wikipedia-und-macht-wie-die-online.html

http://genderama.blogspot.de/2012/09/die-welt-uber-wikipedia-immer-mehr.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/wikimedia-erklart-sich-mit.html

http://genderama.blogspot.de/2012/10/verleumdungsplattform-wikipedia-jetzt.html

und zuletzt: http://genderama.blogspot.de/2012/10/aufruf-stoppen-sie-die-zerstorer-der.html

22.10.12

Wer hat unser Gold geklaut?

Sie waren wieder einmal erfolglos, die Abgeordneten Wanderwitz und Mißfelder, wie die WELT und die Junge Freiheit melden: Sie durften das deutsche Gold in Paris und London nicht sehen. Das in New York, den größten Batzen also, hätten sie im Frühjahr besichtigt. Wirklich? Die Preußische Allgemeine Zeitung berichtet, auch dort habe man den Abgesandten Deutschlands den Zutritt verweigert. Was stimmt nun? Und wo ist das deutsche Gold, immerhin 3400 Tonnen im Wert von 130 Milliarden Euro?

21.10.12

NEWSWEEK schmeißt hin

Ein Menetekel an der Wand? Newsweek ist pleite. Obwohl die Auflage noch bei 1,5 Millionen liegt (SPIEGEL: gut 900.000), fuhr das Magazin jährlich 40 Millionen Dollar Miese ein. Jetzt wurde die Notbremse gezogen: Die papierene Ausgabe wird bald Geschichte sein.
Vor Monaten las man schon, daß New Orleans in Zukunft ohne Tageszeitung wird auskommen müssen. Eine Großstadt ohne Tageszeitung - für Europäer eine ebenso seltsame Vorstellung wie eine Großstadt ohne Bahnhof (Atlanta, Georgia). Doch der Trend weg vom Papier und hin zum Elektronischen (Website, Ebook) ist in den USA weiter vorangeschritten als in Europa, und es heißt ja, alle Trends von dort kämen mit Verzögerung auch zu uns ...

10.10.12

Das Gruselschloß

Das SCHWÄBISCHE TAGBLATT, unsere Tübinger Lokalzeitung, brachte letzten Samstag wieder einen Artikel »Vom Lager in den Container« über die erschröckliche Wohnungsnot Tübinger Studenten, die z. T. von einem Notaufnahmelager in einen Notaufnahme-Container ziehen müßten, sich aber (das mußten die Zeitungsleute in einem Kommentar zugestehen) oft zu fein dazu seien, in den Dörfern der Umgebung nach billigeren Zimmern zu suchen.
Dieser Artikel veranlaßte mich zu folgendem (gestern abgeschickten) Leserbrief:

Betrifft: Artikel »Vom Lager in den Container« plus »Übrigens« von Sa 6.10.12

»2000 Studenten mehr, doppelter Abiturjahrgang – warum soll ich den Studenten und mir nicht etwas Gutes tun und nach einer jahrelangen Pause und einer Teilrenovierung des Hauses wieder zwei Zimmer vermieten?« So dachte ich vor Monaten.
2002 hatte es ja auch sofort geklappt; die Mieter störten sich nicht mal am aggressiven Hund meiner Tante, was ich ihnen hoch anrechnete. Nur einer Muslima mit Kopftuch, bewacht von einem mißtrauischen Bruder, war mein efeuumranktes Haus damals schon unheimlich …
Jetzt haben wir 2012; Tante, Oma und Hund sind nicht mehr. Dafür ist die Studentenschaft zu 80 Prozent weiblich, so scheint's mir. Scheue weibliche Erstsemester, bewacht von ihren Müttern, und wenn ich erwähne, daß ich hier alleine hause, dann bekommt das Gespräch schon einen Knacks ins Ängstliche. »Wir melden uns wieder« ist dann das Letzte, was ich höre. Für immer. Vielleicht haben sie ja mit ihren smarten Fernsprechern meinen Hauptberuf gegoogelt, und jetzt fürchten Sie, ich wolle sie flugs in Ketten legen – und dabei will ich ihnen doch nur 140 bzw. 120 € monatlich aus dem Kreuz leiern, warm, versteht sich.
Ganz andere Sorgen hatte der Diplomand, der schließlich doch einzog: »Keine Rolläden? Nur dunkle Vorhänge? Wird da nicht ein Schimmer von Straßenlampenlicht meinen Schlaf stören? Und kommen vom Efeu bestimmt keine Spinnen ins Haus und mir zu nahe?« Diese Furcht ließ ihn die halbe erste Nacht kein Auge zutun, klagte er am Morgen. (Im oberen Bad fand ich anderntags ein fettes Prachtexemplar von Spinne, die wäre ein würdiges Abschiedsgeschenk für ihn gewesen. Ich schlafe derzeit ganz ohne Vorhänge, damit meine Studentenzimmer welche haben. Mit Spinnen hatte ich 30 Jahre nie Probleme, allenfalls mit lästig heransirrenden Mücken, wenn man gerade am Einschlafen ist. Selbst Fledermäuse in den Zimmern sind ausgesprochen selten.)
Das Sensibelchen zog einen Tag später wieder aus, trotz unterschriebenem Mietvertrag, unter Assistenz seines Vaters. Der sagte mir: »Wenn Sie Ihre Website und Ihr Blog unter Ihrem Klarnamen führen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Sie Schwierigkeiten bei der Zimmervermietung haben.«
So? Mir wäre es früher nicht in den Sinn gekommen, meine Zimmerwirtin zu googeln, wenn's das schon gegeben hätte, und wäre sie Beate Schmuse höchstpersönlich gewesen, hätt's mich auch nicht gestört.
Aber so ist sie, die Generation Handy: tratschsüchtig und unverbindlich. Traf man früher feste Verabredungen (»Um acht im Ochsen!«), so wird jetzt endlos hin- und hertelefoniert, besichtigte man früher ein Zimmer und sagte spontan zu oder ab (und blieb dann auch dabei), so zählten jetzt selbst die zwei von Studentinnen unterschriebenen Mietverträge nichts mehr. Dabei ließ ich für eine von ihnen sogar den Schlüsseldienst kommen – als nämlich spätabends das alte Haustürschloß von außen blockierte und auf der Stelle repariert werden mußte, wollte ich meine Kurzreise zum Berlin-Marathon nicht abblasen und sicherstellen, daß meine (für mich telefonisch unerreichbare) Mieterin in meiner Abwesenheit mit ihrem Schlüssel auch wirklich reinkommen würde und einziehen könnte.
Die 150 € hätte ich mir sparen können, denn tags darauf rief mich ihre Mutter an: Ihr Töchterlein sei jetzt doch noch im Tübinger Wohnheim untergekommen.
Das war auch die offizielle Begründung der anderen Mieterin, einer schwarzen Medizinstudentin, für ihren Rückzieher. Verträge? Mit denen kann ich mir jetzt meinen Hintern polieren …
Der vorerst letzte Zimmerbewerber war ein griechischer Sportstudent, der den Mietpreis noch weiter runterhandeln wollte und einen Flunsch zog, weil es elf Gehminuten zum Nehrener Bahnhof und von dort zwölf Zugminuten nach Tübingen sind.
So, und nun mag ich nicht mehr. Lieber laß ich meine Buden leerstehen, als weiter diesen Zirkus über mich ergehen lassen und obendrein Zeitungsartikel über die angebliche studentische Wohnungsnot lesen zu müssen. Wer unbedingt zu doppelter Miete in die Kernstadt drängt, um ja nichts vom »studentischen Leben« (das auch nicht umsonst ist) zu verpassen, bei dem kann die Not nicht allzu groß sein.

Muffig rieche es auch im Zimmer, befand das Sensibelchen, das nicht schlafen konnte (ohne Kopfkissen könnte ich auch nicht schlafen, das hatte er gleich zurückgegeben - und jetzt find ich's nimmer, nur noch den Bezug). Jaaa, manch einer empfand mein am Busen der Natur liegendes Haus schon immer als eine grüne Hölle ... 

Mein Häuschen im Sommer 2006, als noch mein kleiner Daihatsu davorstand und der Ahorn bis an meine Hauswand schlug; Wochen später wurde er gestutzt, ist jetzt aber fast wieder so üppig wie damals geworden ...
Andere verglichen mein Fertighaus Bj. 1975 mit einem »alten Herrenhaus«. Nun ja ... Jedenfalls scheinen es die meisten ZimmerbewerberInnen eher als ein furchteinflößendes Gruselschloß empfunden zu haben ...

8.10.12

GEZ am Ende? Denkste!

Wer glaubte, mit der neuen »Haushaltsgebühr« ab 2013 habe die GEZ-Schnüffelei ein Ende, der irrt sich: Sie könnte vielmehr noch wachsen. (Jetzt wollen sie nämlich - unter neuem Namen - schnüffeln, ob es sich wirklich nur um einen Haushalt handelt oder nicht vielmehr um zwei oder drei ... ähnlich wie die Hartz-4-Schnüffler, nur daß die eher daran interessiert sind, daß es wenig Haushalte - »Bedarfsgemeinschaften« - sind.)
Stark überwachte GEZ-Zentrale in Köln

Wärmedämmung kann Energieverbrauch erhöhen ...

... bei Einfamilienhäusern; zu diesem Schluß kamen interessante und brisante neue Studien.

7.10.12

Die Flüssigkeit, die trocken ist

Ab und an geraten Journalisten wundervolle Formulierungen. So findet sich in der FAZ vom gestrigen Samstag im Wirtschaftsteil ein Leitartikel »Deutsche Frauen, deutscher Wein«, der wie folgt beginnt: »Es soll immer noch Kellner geben, die auf die Frage nach dem Weinangebot antworten: roten und weißen. Das ist ein guter Grund, sofort das Weite zu suchen oder ein Pils zu bestellen. Da kann man wenigstens nichts falsch machen. Schon möglich, daß in besseren Lokalen mancher auf sein Glas Wein verzichtet, aus Sorge, sich den Tischnachbarn als unwissend zu offenbaren. Mit Ehrfurcht wird der Kenner betrachtet, der versonnen auf einer Flüssigkeit herumkaut, nur um dann zu behaupten, sie sei trocken.«
So schön hat man die Weinschmatzerei selten auf den Punkt gebracht :-)

Sexistische Reklame ...

... auf Kosten der Männer mal wieder - aber ein Sprayer blieb die passende Antwort nicht schuldig:

Arschvoll in den USA

Was anderswo längst verboten ist, gilt in weiten Teilen der USA immer noch:
Arschvoll für freche, widerborstige Schüler mit dem Lederpaddel.

23.9.12

Von Hebeln und »Unabhängigkeiten«

Ein Déjà-vu-Erlebnis: Kaum ist das EU-Superermächtigungsgesetz, genannt ESM, in den Sattel gehoben, wird schon darüber geredet, ihn zu »hebeln«: http://www.welt.de/wirtschaft/article109413402/Euro-Laender-pruefen-Vervierfachung-des-Rettungsfonds.html . Einzig die Finnen leisten noch Widerstand, von Schäuble und Merkel hört man schon gar nichts mehr. Hier dazu die FAZ: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/schuldenkrise-eurolaender-wollen-rettungsfonds-vergroessern-11900584.html .
Die Unabhängigkeit der EZB, einst gedacht zur Wahrung der Preisstabilität, erweist sich mehr und mehr als ein Schuß nach hinten: http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/die-gekaperte-ezb.html - und wie der Artikel verrät, schauen die Spanier und Italiener schon ganz froh auf die Einlagensicherungsfonds der soliden deutschen Sparkassen - nachdem EU-Kommissar Mario Monti sie, weil halbstaatlich, vor Jahren noch am liebsten abgeschafft hätte ...
(Daß Island mit alternativen Rezepten ganz gut aus der Krise kam, wird gern unter den Teppich gekehrt: http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/verschwiegene-erfolgsgeschichte.html .)
Aber offensichtlich haben Banken und Großkonzerne schon Vorkehrungen für den »Tag X« getroffen - der folgende Artikel ist nur einer von mehreren: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/banken-und-konzerne-die-heimlichen-plaene-fuer-den-euro-crash-11867936.html

17.9.12

Das Porno-Imperium

Irgendwie scheine ich was falsch zu machen. Oder doch nicht?
Da gibt es jemanden in Deutschland, den kaum einer namentlich kennt - aber der beherrscht das ganze Internet-Pornogeschäft, mit einem verschachtelten Firmenimperium von Kanada über Zypern bis nach Mauritius, gesponsert von einem unbekannten Kreditgeber, der mal eben 360 Millionen Euro rüberwachsen lassen konnte. Lesen Sie selbst!
Nachtrag: Geht leider nimmer. Am 4.10. standen die Anwälte des Herrn Fabian Thylmann (ein Aachener, der jetzt in Brüssel lebt) vor der Tür der WELT und untersagten mit einer 60seitigen einstweiligen Anordnung das weitere Verbreiten des Berichts.

Denkmal für Palmer senior

Nachdem wir uns nun schon wiederholt mit Palmer junior, Boris, OB zu Tübingen, befaßt haben, soll sein Vater, der dauerquerulierende »Remstalrebell«, nicht zu kurz kommen. Hier ein Zitat aus einem Artikel der »Kontextwochenzeitung«, der eine soeben verfaßte Dissertation über Helmut Palmer vorstellt:
»Helmut Palmer war Obsthändler, Bürger- und Politikerschreck, Dauerkandidat und Leitplankenversenker. Acht Jahre nach seinem Ableben erscheint er als Ganzes wieder: In einer Dissertation, die zeigt, wie aktuell Tote sein können.
Man stelle sich einmal vor, der Kandidat Rockenbauch stürmt ins Rathaus, ins Dienstzimmer von Wolfgang Schuster, packt den Oberbürgermeister an der Krawatte, beide fallen über den Besuchertisch und die Bildzeitung schreibt: »Plötzlich bäumte sich der OB auf. Wie ein Riese, wie ein Roboter mit Armen aus Stahl. Schob ihn wie einen Gummibaum nach hinten. Durch sein Zimmer, das Vorzimmer, raus auf den Flur. Dort klatschte er ihn an die Steinwand. Recht so, Herr OB« Unvorstellbar.
Passiert ist es tatsächlich. Natürlich nicht zwischen Rockenbauch und Schuster. Die legendäre »Krawättles-Affäre« fand vor 20 Jahren statt, im Schorndorfer Rathaus und die Schlipszerrer hießen Helmut Palmer und Winfried Kübler. Der eine trug den Kampfnamen »Remstal-Rebell«, der andere die Verantwortung für die Stadt und dafür, dass der Obsthändler ein halbes Jahr keine Äpfel auf dem Marktplatz verkaufen durfte. Das gerichtliche Nachspiel dauerte damals mehr als vier Jahre, der Richter fand das Buch »Hitlers willige Vollstrecker« auf dem Tisch, die Staatsanwältin musste sich als Mitglied einer »kriminellen Vereinigung« beschimpfen lassen, der Berichterstatter der »Schorndorfer Nachrichten« als »Berufssudler«. Es war einer von 21 Prozessen, die baden-württembergische Amtsgerichte gegen Palmer führten.
Das waren noch Zeiten. Es waren die Jahre von 1981 bis 1995, in denen Helmut Palmer an mindestens 223 Bürgermeister- und Oberbürgermeisterwahlen teilnahm - gerne mit den einleitenden Worten: »Herr Vorsitzender, verehrte Gegner, liebe bedauernswerte Manipulierte, Belogene und Betrogene«.«
Palmer als Demonstrant vor dem Dreikönigstreffen der FDP - eine seiner Lieblingsrollen. Wo man ihm querkam, da witterte er alte Nazis. Eine typische Palmer-Annonce im Tübinger »Schwäbischen Tagblatt« begann mit einer schmähkritischen politischen Analyse, um dann etwa fortzufahren: »Heute günstige Erdbeeren ...« Viele kauften gar nicht gern an Palmers Wochenmarktstand, denn Palmer teilte nicht nur Erdbeeren, sondern auch verbal kräftig an jeden aus, der ihm irgendwie querkam ...
Und hier nun die Dissertation im Volltext:  http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/frontdoor.php?source_opus=6107&la=de

Hoch die Tassen! Auch die Kleinen! Auf in den fröhlichen Mai! :-) + Nachtrag

Ja, nicht die kleinen Tassen sind gemeint, sondern die lieben Kleinen. Bis 1956 waren - siehe links - Cidre, Bier und Wein in französischen ...