3.7.24

TROTZKÖPFCHEN WERDEN ORDENTLICH ERZOGEN - Reitstunden auf ostpreußischem Gut anno dazumal ...

 

Die Haushälterin war schon angewiesen worden, die Suppe warm zu stellen, als die beiden Mädchen endlich lärmend und gänzlich undamenhaft in den Raum gestürmt kamen. »Mr. Turner, darf ich Ihnen meine beiden Töchter vorstellen? Mädchen, das ist Mr. Turner, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat, dafür zu sorgen, daß ihr diesen Sommer nicht wieder mit Reiten und Schwatzen vergeuden werdet!« Der Lehrer war angenehm überrascht. Mit derart bezaubernden Schülerinnen hatte er trotz der attraktiven Mutter kaum zu rechnen gewagt. Er deutete eine knappe Verbeugung an, ergriff die widerstrebend vorgestreckten Hände der Mädchen und schickte sie dann erst einmal erneut zum Händewaschen hinaus. (…)
Als die Zwillinge sich nach dem Essen eilig davonmachen wollten, rief Mr. Turner sie noch einmal zurück. Mit gesenktem Kopf ließen sie eine Moralpredigt über Tischsitten und Pünktlichkeit über sich ergehen. »Ab heute weht hier ein anderer Wind, meine Damen! Schaut mich an!« Er griff jeder der beiden mit einer Hand unter das Kinn, damit sie ihm in die Augen sehen mußten. »Eure Mutter hat mich ausdrücklich damit beauftragt, euch nicht nur Unterrichtsstoff, sondern auch Tugenden einzubleuen, welche von Damen eures Alters und eures Standes erwartet werden!« Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür, und die Haushälterin überreichte dem Lehrer einen Rohrstock. Dann knickste sie, warf den Mädchen einen vielsagenden Blick zu und verließ den Raum, in welchem nun Totenstille herrschte. Die Mädchen waren bleich geworden. »Mama, wir sind doch keine kleinen Kinder mehr!« protestierten sie lautstark, doch Margarete v. Branitz ließ sich auf keinerlei Diskussion ein. »Es wird allerhöchste Zeit, daß ihr lernt, euch standesgemäß wie erwachsene Damen zu verhalten. Wenn ihr es vorzieht, euch wie unartige kleine Mädchen aufzuführen, dann werdet ihr eben auch so behandelt!« Erneut erhoben die Sünderinnen einen erfolglosen Protest, doch ihre Mutter drohte ihnen an, daß das gesamte Personal bei ihrer Bestrafung zugegen sein würde, wenn sie noch ein einziges Wort der Widerrede vernehmen müßte. »Sagen Sie, wieviel hätte es zu unserer Schulzeit für Unpünktlichkeit oder freches Verhalten gegeben?« fragte die Baronin den neuen englischen Hauslehrer. »Mindestens ein Dutzend«, antwortete der Angesprochene.

Das hätten sich die beiden Trotzköpfchen nicht träumen lassen, daß Mutter ihrem Eigensinn so entschlossen entgegentreten würde …

Der Text der hier vorliegenden Ebook-Ausgabe ist der stark erweiterte Text der Fraktur-Sonderausgabe. »Freuen Sie sich auf rund ein Viertel mehr Züchtigungen und Lesegenuß als in der Normalausgabe, verehrter und vergnügter Leser! ;-)« (aus dem Vorwort des Verlegers zur Ebook-Ausgabe)

Aus Kritiken:

"Preußisch-englische Erziehungsmaßnahmen im 19.Jahrhundert. Man löste die diesbezüglichen Probleme damals in sehr handfester Weise. Die Geschichte der Baronin die ihre Zwillingsmädchen allein aufziehen mußte und nun erkennt, daß sie mit dem Übermut der Mädchen nicht mehr zurecht kommt, ist sehr humorvoll geschildert. Der Hauslehrer, den sie deshalb [...] anstellt, um ihren Töchtern Zucht und Ordnung beizubringen, verändert das Leben auf dem Gut in schlagender Weise. Nicht nur die Mädchen bekommen den Rohrstab zu spüren, auch die Mutter und die Hausangestellten werden diszipliniert [ein italienischer Besucher vernascht z. B. eins der Hausmädchen und triumphiert schließlich mit "Ich habe fertig", bevor der durch "blühende Landschaften" gen Berlin fährt]. Trotzdem oder gerade deswegen sind alle Beteiligten sehr zufrieden und genießen Schmerz und Lust von ganzem Herzen. Ein Lesespaß [...]. Mir hat es gefallen." [Ernestine Baumann].

"Sehr schön und intensiv geschrieben, sehr gut recherchiert." [A. Eckstaedt]

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Donald und Kamala, die Lovestory :-)

Sind sie nicht süß? Und Klein-Donald erst, der aus dem Bauch herauskommt! So, jetzt muß ich mal gucken, wie ich das aus FB 'runterkrieg...