Der gute Nelson und die 3000 toten Bauern

Nelson Mandela war ein ehrenwerter Mann, ohne Zweifel - auch wenn er nicht ganz sooo friedfertig war, wie es heute in Nachrufen erscheint. Im Gegensatz zu Gandhi lehnte er es ab, der Gewalt im Anti-Apartheid-Kampf abzuschwören; hätte er das getan, hätte er seine lange Haftzeit vielleicht verkürzen können, daran glaube ich mich dunkel zu erinnern ...
Nach der Freilassung sei er ohne Bitterkeit gewesen (in der Tat) und vorbildlich versöhnlich. Nur seine Organisation, der ANC, blieb leider ein eher zweifelhafter Fall. Korrupt, gewalttätig, totalitär ... und es wittern zahlreiche Leute, die weniger versöhnlich sind als Mandela, die Chance, sich an den Herrschern von einst zu rächen. Und so sind weiße Farmer in Südafrika heute eine der gefährdetsten Gruppen in diesem eh schon von Gewalttätigkeit geschüttelten Land. 3000 von ihnen kamen seit dem Ende der Apartheid durch Mord ums Leben. Taucht ein Schwarzer auf, der behauptet, das Farmland sei seinen Vorfahren weggenommen worden, sind sie ihre Farm los. Wollen ihre Söhne einen guten Job in der Stadt oder im Staatsdienst, haben sie durch antiweiße Quotenregelungen oft das Nachsehen: Rassismus mit umgekehrtem Vorzeichen.
So glauben denn auch manche Kritiker, Südafrika sei ein Schwellenland, das an der Schwelle zur Kellertreppe stehe statt an der Schwelle zum ersten Stock; außerhalb einiger Vorzeige-Stadtviertel sei es auf dem schlimmsten Wege, so zu werden wie der Rest Afrikas auch ... Kapstadt sei eine herrliche Stadt, schwärmte mir ein Bekannter nach einer Reise vor, erzählte aber gleichzeitig davon, daß man, wenn man ins falsche Taxi einsteige, mit durchschnittener Kehle im Straßengraben zu landen drohe, statt ins Hotel gebracht zu werden. Na, prost Mahlzeit. Kein Wunder, daß die Auswandererschlangen immer länger werden ...
Gedenkfeld: Jedes Kreuz steht für einen ermordeten weißen Farmer
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Nachtrag:
Sage mir, welche Freunde du hast,und ich sage dir,
wer du bist: Diese sowjetische Briefmarke zu Ehren
des »Freiheitskämpfers Mandela« erschien 1988,
als man auch im Westen den siebzigsten Geburtstag
des  Heros mit einem Riesenpopkonzert feierte; als
mancher Südafrika für schlimmer hielt als die
Sowjetunion; als der ANC »Verräter« und
»Abweichler« grausam quälte; als Mandela selbst
schon drei Jahre hätte frei sein können, wenn er nur
der Gewalt abgeschworen hätte, ich habe mich da
nicht getäuscht. Mehr dazu in diesem
kritischen Artikel.












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