12.8.13

Bayrischer Jugendschutz vs. SM-Literatur oder: Galerie der von Amazon.de »verbannten« Sklavinnen ...

»Aus gut unterrichteten Kreisen« (expliziter darf ich leider nicht werden;-) erfahre ich über einen Mittelsmann eben folgendes:

»[Dieser Insider-Quelle, mit der ich redete,] zufolge hat Amazon wegen ›pornographischer‹ Cover immer wieder mal Probleme vor allem mit dem bayrischen Jugendschutz und muß bei unglücklich verlaufenden Fällen immer wieder 3000 Euro Strafe zahlen. Bayrische Medienschützer verwenden bei Aufnahmen von Leuten in Fetischklamotten oder in sehr offenherzigen Posen zwar nicht mehr die Worte ›sozialethisch desorientierend‹, aber inhaltlich laufe es auf dasselbe hinaus. Aus finanziellen Gründen sieht sich Amazon also gehalten, Beschwerden von Besuchern seiner Website nachzukommen. Und offenbar fand da jemand unsere Cover problematisch.«

... und zwar diese:
Sie war die erste, die verschwand ...Und was für ein »Narrenturm« ist unsere Welt, die so etwas anordnet?

Ausgeträumt - SM-Träume dieser Art sind nicht mehr erwünscht, sie sind offensichtlich »sittlich desorientierend« ...
Auch Gerwalts Mittelalter-Trilogie ist nicht mehr erwünscht, und bei Band 3 (»Kette und Kreuz«) blieb das Bild auf Amazon.de nur deshalb erhalten, weil irgendjemand dort irrtümlich das Backcover (statt des Frontcovers) eingescannt hatte ...

2002 schrieb Cagliostro diese Negativutopie: total sexualisierte Gesellschaft, aber Pornos sind verboten (so wie heute dieses Cover), und FOX, der Kandidatin des Spiels, droht im Falle des Verlierens, daß sie die Sklavinnen-Hauptrolle in einem Pornofilmdreh im (noch liberalen) Holland spielen muß ...
Als Hauptstadt des organisierten Verbrechens stellte Arne Hoffmann das biedere Wiesbaden in dem Roman »Die Sklavenmädchen von Wiesbaden« satirisch dar. Doch ist Wiesbaden oder das nahe Mainz nicht der Sitz von jugendschutz.net, und ist das nicht auch ...?

Die Nacht hat wirklich bald 24 Stunden für den interessierten Leser, denn alles ist schwarz - das Cover ist verschwunden von Amazon.de
Sklavinnen zu jagen ist offensichtlich auch nimmer erwünscht - ob es für männliche Sklaven eine Ausnahme gäbe?

Auch Wichser und Spanner sind offenbar nicht mehr erwünscht ... Gegen dieses Titelbild hatte Amazon.de schon 2005 etwas, als ich es hochlud (damals konnte man das noch selbst). Erst als ich Amazon.de klarmachte, daß die Schrift die (sowieso schon dezent retuschierten) anstößigen Teile verdeckte (im Buchinneren kann man das Bild in voller Pracht bestaunen), gaben sie nach - bis jetzt ...
Armer Prinzi, du bist in Ungnade gefallen - und dabei warst du doch so keusch! (Doch bei ihm mag das Verschwinden des Covers älter sein und andere Gründe haben, das weiß ich nimmer so genau  ...) 

3000 Euro Strafe sind natürlich schon eine Menge - es reicht so etwa an den Betrag heran, den ich bzw. Amazon.de mit einem mäßig bis ordentlich laufenden SM-Titel verdienen kann. Und wieder einmal zeigt sich, wie der Schwanz mit dem Hund wedelt: Weil die Cover möglicherweise jugendgefährdend sind, bekommen auch die Erwachsenen sie nicht zu sehen - es sei denn, sie kaufen das Buch unbesehen. Und weil die bayrischen Jugendschützer etwas verwerflich finden, bekommen die restlichen Bundesbürger es auch nimmer zu sehen ...

Interessant wäre auch zu erfahren, welche Rechtsgrundlage diese Bußgelder haben - schließlich ist der Titel selbst ja keineswegs indiziert, und auch das Titelbild unterlag keinem Indizierungsverfahren ... 
      

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