Der Strand der dänischen Insel Römö an einem Novembertag, + 5 Grad Celsius
Ende März schickte ich folgende Rundmail an meine Autoren, Freunde, Verwandten:
Hallo Freunde,
hier für jeden, der will, eine lustige 1.-April-Grußkarte:
... und hier für jeden, der mag, Osterkarten - von albern bis kitschig :-) :
So,
jetzt bin ich kurz davor, den ersten Teil meiner vertrödelten
Steuererklärung für 2019 endlich einzuwerfen, und nun kann ich der
mehrfach überhöhten Schätzung und Pfändung vielleicht noch entgehen; ein
zweiter folgt noch. Dann gleich die nächste für 2020, die
Zusammenstellung der Autorenhonorare für die Künstlersozialkasse, sonst
wird die auch pfänden, hat sie schon mal, und eine Errechnung der
letzten für 2018 fälligen Autorenhonorare, wobei ich bemüht sein werde,
das für einige Autoren, von denen sich nur noch kleckerweise Bücher
verkaufen und die noch auf Restvorschuß laufen, als Schlußabrechnung zu
gestalten; ebenso wie ich bemüht sein werde, für etliche Titel,
eigentlich für fast alle bis Mitte 2014 erschienenen, die
Ladenpreisbindung aufzuheben und sie dann drei Monate später aus dem
VLB, dem Verzeichnis lieferbarer Bücher, zu streichen (zumindest die
auslaufenden »papierenen« Versionen). 100 Titel dort gelistet zu haben
kostet nämlich unverschämte 600 Euro - eine spürbare Belastung.
An
dem üblen Mißverhältnis zwischen geringem Einkommen und teurer privater
Krankenversicherung (aus der ich nimmer rauskomme), das mich auf Dauer
zu erdrosseln droht, hat sich leider nix geändert. Was tun? Ins Ausland
umziehen, wo die Krankenversicherung vielleicht billiger ist? Zimmer an
Studenten vermieten? Aus dem Fenster springen? (Am besten im
Erdgeschoß;-)
Jahrelang braucht man sie oft nicht,
und dann oft geballt, vor allem, wenn das Ende naht ... »Meine Therapie
kostet z. Z. 4000 € monatlich«, erzählte mir vor ca. einem Jahr ein
krebskranker Freund, der aber seinen »Untermieter« ganz gut im Griff zu
haben schien; dann wurde der aber doch übergriffig und verschlang meinen
Freund im Januar :-(
Nur wenige haben Glück im
Unglück wie ein Verwandter, der mit 81 beim Holzspalten im Garten
plötzlich einer Herzattacke erlag. Er hatte am 29.4. Geburtstag, und als
er an seinem 43. Geburtstag 1978 bei uns auf Besuch war, tönte er: »Die
nächsten 43 Jahre spul' ich auch noch so ab!« Doch der »Blitz« traf ihn
schon fünf Jahre früher ... Immerhin kein langes Siechtum ...
»Der
Versuch, durch Schreiben der Pleite zu entgehen, dürfte zum Scheitern
verurteilt sein«, meinte ein anderer Freund zu mir. »Doch, mein Autor x
kann das, der haut mit viel Disziplin jährlich mehrere passabel gehende
Bücher raus.« Der verschwendet auch keine Zeit mit langen Rundmails.
Doch wes das Herz voll ist, des fließt der Mund über ...
Ein
Autor schrieb mir, er bewundere meine Fähigkeit, trotz Widrigkeiten
immer weiterzumachen. Das geht mir runter wie ... Bier :-) - 2019 hatte
er mir noch geschrieben, die Finanzkrise bis zum geglückten Hausverkauf,
»das müsse man als Kaufmann halt abwettern können« - das erinnert an
den Häschenwitz: »Hattu Probleme? Muttu lösen!«
Ein
anderer meiner Autoren lebt normalerweise mit Familie in der
ausländischen Heimat seiner Frau, wollte vor gut einem Jahr bloß mal auf
Geschäftsreise nach Deutschland - und hängt wegen Corona jetzt hier
fest, und nur weil sein Geschäftsfreund ihm eine Unterkunft zur Verfügung
stellte, muß er nicht unter einer Brücke schlafen ... Wenigstens sei's
am Rhein fröhlicher und liberaler als im Bayern des Herrn Söder, dem die
sadistische Lust am »Zügelanziehen« ins Gesicht geschrieben steht. So
lästig der Föderalismus manchmal ist: Jetzt bietet er die Chance, Mutti
auch mal zu trotzen, Wasser in den Wein zu gießen ...
29.3.
Mittag: Mit dem Roller in Tübingen: Herrlich! Die Stadt erwacht aus
ihrem Winter-und-Corona-Schlaf! Auch das neue Eiscafé »Cafeist« im
Güterbahnhofviertel hat überlebt. Auf den Dörfern allerdings ist trotz
Sonne weiterhin alles tote Hose - ob für immer oder nur scheintot, ist
unklar.
30.3.: Und schon hagelt es Morddrohungen
gegen Palmer, unsere Freiheitsfeinde und Einsperrer lassen nicht locker,
berichtet die WELT: https://tinyurl.com/3a3p792z
. Also bei mir erwachen da eher finstere Gelüste gegen die
Freiheitsfeinde. »Was würden Sie Merkel sagen, wenn sie vor Ihnen
stünde?« - »Sie sind verhaftet!« sagte ein Ostdeutscher in einer
Straßenumfrage.
30.3. Der seit 13 Monaten
eingefrorene VHS-Stepkurs soll am 14.4. endlich wieder starten. Ich sei
jedoch der erste, der sich anmelde - vielleicht stockt wieder alles :-(
Übrigens gibt es eine Partei, deren
Anhänger zu 80 % gegen den Lockdown sind, und eine weitere, bei der's
immerhin 67 % sind. Ja, bei dieser Partei sind einige sonderbare Typen -
aber bestimmt nicht halb so viele wie die tragischen Gestalten in der
Regierung und ihren Parteien ...
Nun ja, trotz allem frohe Ostergrüße! Prost!
Gruß, Rüdiger
+++++
5.4.2021:
So, nachher geht der Rest der 2019er Steuererklärung in den Briefkasten des Finanzamts (schöne Osterbeschäftigung;-), das Wetter ist kurzzeitig noch mal fast winterlich geworden, und in meinen schlecht durchschlafenen Nächten ventiliere ich die Möglichkeiten.
Deutschland erscheint mir mehr und mehr als ein Irrenhaus: Während Schweden, Schweiz, Florida, Texas längst wieder offen sind, fällt vielen unserer Politiker immer noch nicht mehr ein, als uns einzusperren und mit dem Holzhammer »Lockdown« eins überzubraten, statt endlich mehr Impfstoff herbeizuschaffen.
Gleichzeitiger Ausstieg aus Kohle und Kernenergie, ohne einen ausreichenden Ersatz zu haben. »Die Energiewende scheint zu einer handfesten Ideologie geworden zu sein, die zum kompletten Realitätsverlust führt«, schrieb der Journalist Schupelius hier. Ende 2015 bezahlte er für den Strom seiner großen Familie fast 1000 € jährlich mehr als 2005; mit einer Eiskugel war's nicht getan.
Ein Schwall von Einwanderern aus der muslimisch-orientalisch-afrikanischen Welt, von denen kaum einer qualifiziert oder politisch verfolgt ist, aber viele islamistisch-feindselig gesinnt.
»Was ist der Unterschied zwischen Trump und Merkel? Trump kämpft für seine Wirtschaft, Merkel bekämpft unsere Wirtschaft«, so ein Kritiker. Sie duldet, daß unserer Auto-Industrie durch überzogene Grenzwerte der Rest gegeben wird; die Kernkrafttechnik haben wir freiwillig aufgegeben, die Gentechnik von Beginn an abgewürgt, die Computertechnik und das schnelle Internet weitgehend verschlafen, die Eurozone verwandelt sich in eine Transferunion, die Deutschland zur Ader läßt ... usw. usf. ...
Und dann noch die teure Krankenversicherung. »›Obamacare‹ bedeutet, daß den Leuten in den USA, auch denen, die nur 1800 Dollar im Monat verdienen, eine Krankenversicherung aufs Auge gedrückt wird, die sie nicht bezahlen können«, sagte mal ein Kritiker, und ich verstehe ihn und den Unmut vieler US-Bürger jetzt besser als früher. Ich kann auch nicht kündigen, seit 2007/2009 muß jeder eine KV haben; Anfang der 90er Jahre kam ich noch einige Jahre ohne aus.
Und wohin nun? Haus in Deutschland verkaufen? Und wohin dann?
Dänemark? Billige Häuschen nahe der deutschen Grenze, teure Steuern - na und? Wenn darin die Sozialversicherung integriert ist, ist es mir das wert.
Aber nicht 25 % Umsatzsteuer. Bei einem 16-Euro-Buch bedeutet das, daß 4,- Euro für die Umsatzsteuer weggehen, 8,- Euro schluckt der Großhandel, und von den restlichen 4,- Euro soll ich dann mich, die Druckerei und den Autor finanzieren? Unmöglich. Und mit dem Preis kann man in Deutschland auch nicht hochgehen, da gehen die Leser nicht mit ...
Schweiz? Teuer. Wohneigentum unerschwinglich. Aber vom Hausverkauf in D könnte man lange Miete zahlen. Die Basis-Krankenversicherung kostet in manchen Kantonen gerade mal rund 190 € monatlich, in Romanshorn am Bodensee z. B. Noch billiger ist Puschlav, ein italienischsprachiges Dörfchen im Südosten; da gibt' sogar eine Vierzimmerwohnung direkt im Bahnhofsgebäude für 800 € monatlich - nein, da fehlt keine Eins oder Zwei vornedran.
Durch diesen Bahnhof rauschen die Züge einer für ihre landschaftliche Schönheit berühmten Bahnlinie. Ende der 80er Jahre gab's im TV mal eine Reportage über diese Bahnlinie, und während man unter den getragenen Klängen klassischer Musik den Zug an herrlichen Landschaften vorübergleiten sah, verkündete der Sprecher, was ihm wirklich wichtig war: »In Puschlav lebt der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer, der den Weltuntergang durch ökologische Katastrophen für unvermeidlich hält« - und das Weltende wenigstens in hübscher Umgebung erleben wollte. Das Weltende erlebte er nimmer, aber immerhin hatte er noch einen ruhigen Lebensabend in beschaulicher Umgebung, bis er 1992 start. Die Puschlaver hatten ihn schon 1982 zum Ehrenbürger ernannt. Ob mir das auch gelänge?;-) (Larry Flynt hätt's verdient gehabt!)
Prost Mahlzeit! ;-)
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