31.10.12

Marterpfahl bei Facebook

Ich kann's nicht länger verhehlen: Der Marterpfahl Verlag hat jetzt ein Plakat bei dieser unsympathischen Tratschbude Facebook angeschlagen:
http://www.facebook.com/pages/Marterpfahl-Verlag-R%C3%BCdiger-Happ/166150476841900
Es ist wirklich nur so eine Art Plakat an einer Litfaßsäule, ein Plakat, das auf meinen eigentlichen Webauftritt marterpfahlverlag.com und auf meine Email-Adresse hinweisen soll, mehr nicht; tratschen werde ich dort garantiert nicht - schließlich bin ich ja schon Teilnehmer am denkbar größten »sozialen Netzwerk« überhaupt, dem Internet nämlich. Für ein Netzwerk innerhalb des Netzwerks sehe ich für mich keinen Bedarf.
Von Beileids- oder Sympathiekundgebungen, von Freundschaftsanträgen und sonstigen Mitteilungen via FB bitte ich abzusehen, sie werden nicht beachtet ;-)

30.10.12

Berlin-Marathon 2012: Ausstellung zum Bersten voll (Teil II)

Nach einem gemütlichen Morgen erstes Ungemach in der S-Bahn: Die Linie 1 würde mich nicht ins Stadtzentrum bringen, ab Friedenau war alles eine einzige Baustelle, und das würde auch noch wochenlang so bleiben, versicherten drei Marathonis, die neben mir im Zug saßen. Also nichts mit »am Sonntag mit der S 1 bis zum Potsdamer Platz fahren« ...
In Friedenau stieg ich aus. Endstation. Es gab zwar einen Bus-Ersatzverkehr ins Stadtzentrum, aber da wollte ich ja nicht hin. Und so marschierte ich wenig später, den Stadtplan in der Hand, schwitzend (es war so sonnig wie tags zuvor) an irgendwelchen Kleingartenanlagen vorbei. So werde ich das nie schaffen, dachte ich. So ist mir eine halbe Stunde Verspätung sicher - und ich hab kein Handy, um S. zu informieren.
Doch an der nächsten großen Kreuzung erwischte ich ein Taxi und stand dann doch noch um 11.10 mit nur zehn Minuten Verspätung auf dem »Platz der Luftbrücke« vor dem Gebäude des stillgelegten Flughafens Tempelhof, einem der größten Gebäude überhaupt.
Von S. allerdings war nichts zu sehen, auch nach etlichen Minuten nicht. Als ich mich schon abwenden und ins Innere der Halle gehen wollte, hörte ich meinen Namen brüllen: S. war im Anmarsch. Er hatte mit der S-Bahn eine Stunde für die Herfahrt benötigt.
Gemeinsam gingen wir in die Sportausstellung, die jetzt (aus Kostengründen vielleicht) nicht mehr in den Messehallen am Funkturm stattfand, sondern in einem viel zu engen Teil des an sich riesigen Flughafengebäudes. Besonders an den Durchgängen bildeten die Menschenmassen richtige Schlangen, es ging oft nicht vor und nicht zurück.
Endlich hatten wir beide unsere Startnummern, Beutelchen mit diesem Kohlehydrat-Glibberzeug und diverse noch fehlende Kleidungsstücke und konnten uns in ein nahegelegenes Straßencafé zurückziehen, wo auch S.' Bruder und seine Freundin auftauchten und wir lange blieben. Anschließend mit der S-Bahn zum Bahnhof Friedrichstraße, Bummel zur Museumsinsel und über einen Flohmarkt, wo ich eine schöne alte Lupe erstand. Wir trennten uns und vereinigten uns dann wieder in einer am Bahnhof Friedrichstraße gelegenen Filiale des »Mommsenecks«, die zwar nicht so gemütlich war wie das Original, aber dasselbe »Sortiment« führte - und so kam ich zu meinen Königsberger Klopsen. S.' Gastgeber tauchte auch noch auf, und das Gespräch wurde lebhaft, allerdings nicht zu lang, denn wir hatten ja morgen früh was vor ...
Mit der S 7 fuhr ich dann Richtung Potsdam - da die S 1 momentan nur noch Fragment war, würde ich morgen mit der S 7 bis zum Hauptbahnhof fahren.
Aussteigen an der Station Nikolassee, hinaus auf den gepflasterten Pflatz mit den herrlich altertümlichen, mehrflammigen Kandelaber-Gaslaternen. Das »Biereck« wurde leider gerade renoviert (erst am 20.10. wurde es wiedereröffnet), aber in einem nahegelegenen griechischen Restaurant gab es noch ein gutes Flensburger »Duckstein« und einen interessanten Prospekt über das Schicksal der »Stammbahn«, Preußens ältester Bahnlinie (zwischen Berlin und Potsdam) - nach 1945 in Grenznähe liegend, fuhr bald kaum noch jemand mit ihr, und irgendwann wurde sie eingestellt - und bis jetzt auch nicht wiederhergestellt, obwohl der Einigungsvertrag beider deutscher Staaten das vorsah. Aber irgendwie scheint keiner Geld oder Interesse daran zu haben.
In der »Spinnerbrücke« lieferte mir ein Teller Nudeln mit Tomatensoße noch Kohlenhydrate für morgen und ein weiteres Bier Kalorien in Flüssigform.
Dann ab in die Juhe, alles noch für morgen »hinrichten«, wie es süddeutsch scheußlich heißt, und ab in die Heia - es war schon halb elf ...

Der Klimawandel legt mal wieder 'n Päuschen ein

Kennen Sie den Witz, wo einer ergrimmt beim Wetterdienst anruft und sagt: »Ihre vorhergesagten 30 Zentimeter heiter bis wolkig habe ich soeben aus dem Keller gepumpt!«?
Na gut, zugegeben, diesmal haben's die Meteorologen vorhergesagt, diesen Wintereinbruch, wie er Ende Oktober nur alle 40, 50 Jahre vorkommt, aber lästig genug war er doch: Manche Zweige der noch fast voll belaubten Bäume in meinem Garten drohten zu brechen, andere neigten sich gefährlich über die Straße, und ich fürchtete schon, ich müßte im Naßkalten mit der Säge auf die Leiter steigen. Doch gottlob schmilzt der Schnee jetzt in der Sonne dahin ...
Schon erstaunlich, wie oft der Klimawandel beschworen wird und wie oft es dann ganz im Gegenteil naß, kalt und ungemütlich wird: Im August  2010, dem verregnetsten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, im ähnlich tristen August 2006, im März 2005, als zum Ende des Winters noch Rekord-Minustemperaturen von unter minus 30 Grad gemessen wurden, im Winter 2005/2006, als die Soldaten einsturzgefährdete Flachdächer vom Schnee befreien mußten, im Dezember 2010, als ich auf den Klimawandel vertraute und dann auf Sommerreifen gen Galicien rutschen mußte (wir berichteten) ...

Der Strukturwandel legt KEIN Päuschen ein

Bertelsmann/Random House und Penguin Books wollen jetzt fusionieren zum gigantischsten Medien- und vor allem Druck-Konzern, den die Welt je gesehen hat. Gemeinsam wollen sie den digitalen Giganten Google, Amazon und Co. machtvoll Papierenes und Druckerschwarzes entgegenwerfen ...

29.10.12

Beim Berlin-Marathon 2012: Alles ausverkauft! (Teil I)

»So untrainiert wie diesmal war ich noch nie!« klagte mein Bekannter, der Journalist S., als ich zusammen mit ihm und seiner Freundin in meinem Auto saß und wir zusammen Richtung Berlin unterwegs waren. Na, was sollte ich da erst sagen? Reichlich Übergewicht, pro Tag allenfalls ein halbes Stündchen Training, kein einziger langer Vorbereitungslauf und so schlaffe Zeiten wie nur selten zuvor ... Aber macht nichts: Dann wird eben nur gewalkt; bis zu 7 Stunden Zeit hat man ja.

Es war Freitag, der 28. September. Der Verkehr war so, wie man es von einem Freitag erwarten konnte: Auf Abschnitte, in denen man 150 km/h fahren konnte, folgten immer wieder lästige Staus. Stuttgart, Heilbronn, Würzburg, Schweinfurt, dann die einsame A 71 nordwärts Richtung Erfurt. Zwischen zwei der längsten Thüringer-Wald-Tunnels wußte S. eine Tankstelle, wo die Bockwurst noch 1,50 € kostete - und den Kartoffelsalat gab's mit Mayonnaise; ein Labsal für jemanden wie mich, der zu Hause nur den mayonnaiselosen schwäbischen Kartoffelsalat bekommt.
Dann wieder die unsympathischen Schilder »Sachsen-Anhalt, das Land der Frühaufsteher« oder »Wir stehen früher auf«. Wir waren uns einig, daß Brandenburg gleich dahinter Schilder eines sich verschlafen rekelnden Menschen aufstellen sollte, der so etwas wie »wir sind so richtig ausgeschlafen« sagen müßte oder »Sie haben's überstanden!«

Während ich mich gerade noch rechtzeitig zum Marathon angemeldet hatte, war S. zu spät dran gewesen.
Üblicherweise beginnt die Anmeldefrist zum Berlin-Marathon »zwischen den Jahren«, und ausverkauft ist er irgendwann Ende April, Anfang Mai. Diesmal hatte die Anmeldefrist bereits im Herbst begonnen, und schon im Spätherbst war alles zu. Ich hatte mich gerade noch rechtzeitig angemeldet, S. kam ein, zwei Tage zu spät. Nur durch Kauf des Startplatzes eines anderen bei Ebay war er doch noch zum Zuge gekommen - auf dem Platz vor der Sportmesse den Platz eines Zurücktreters zu kaufen war ihm zu riskant
gewesen ...

Das billige Einzelzimmer auf einem Dörfchen östlich von Berlin hatte ich wieder abbestellt, es war einfach zu entlegen gewesen, drei Kilometer bis zum Regionalbahnhof an der Strecke nach Küstrin und fünf Kilometer bis zur S-Bahn - da war es besser gewesen, die Stornogebühr zu zahlen und sich wieder in der Jugendherberge am Wannsee einzumieten, Mehrbettzimmer natürlich, aber noch etwas billiger (108 Euro für 4 Nächte) und natürlich ideal gelegen für den von Südwesten her Anreisenden.
Berlin empfing uns mit einem Stau, im Schneckentempo krochen wir am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden/Drewitz und am Ortsschild BERLIN vorbei. Na, egal, es sind ja nur noch wenige hundert Meter bis zu unserer Ausfahrt, der Ausfahrt »Spanische Allee« ... Doch nun ging gar nichts mehr - außer noch schnell in die Abfahrt vor der »Spanischen Allee« einzuschwenken. Sie führte uns auf die B 1, jene ganz Deutschland in Ost-West-Richtung durchquerende Fernstraße, die wir nun westwärts Richtung Potsdam befuhren. Und nun irgendwo nach rechts ... am besten da vorne die breite Straße [die hätte uns auch direktemang, wie der Berliner sagt, zur Juhe geführt] ... aber die kleine Nebenstraße hier ist auch nicht schlecht ...
In der Tat: Wir gerieten in ein Geflecht grobgepflasterter Nebenstraßen mit herrlichen alten Villen zwischen noch herrlicheren alten Bäumen. Ohne den Stau hätte ich die nie gesehen, denn nahe der Juhe, wohin wir mit Hilfe eines freundlichen Berliners rasch den etwas verschlungenen Weg unter der S-Bahn hindurch fanden, gab es nur etwas öde Zweckbauten, die hatte ich schon früher zu Fuß erkundet und nicht geahnt, welche Schönheit sich jenseits der Bahnlinie verbarg ...
Parken in der Nähe der »Spinnerbrücke«, jenes Lokals mit Motorradtreff, dort, wo die Spanische Allee die Autobahn überquert. Ich checkte in der nahegelegenen Jugendherberge ein. Es war etwa 18 Uhr, die Abenddämmerung nahte, die Fahrt hatte etwa 8 Stunden gedauert.
Zu dritt fuhren wir dann mit der S-Bahn in die Innenstadt, wollten uns mit S.' Bruder, der mit dem Zug angereist war, im »Marjellchen«, dem ostpreußischen Lokal in der Mommsenstraße 9, einer gasbeleuchteten Parallelstraße zum Kudamm, treffen - aber das Marjellchen war wie meistens überfüllt.
Im »Mommseneck« am Westende der Straße, dem »Haus der 100 Biere« aus aller Welt, war's genauso gemütlich, ganz ähnliche Traditionsgerichte standen auf der Karte, Königsberger Klopse haben in Berlin sowieso viele Lokale, und eine kiloschwere Kohlroulade, angeblich die schwerste Berlins, war ja auch nicht zu verachten, dazu ein »Duckstein« aus Flensburg; das belgische »Krieck«-Kirschbier war allerdings mit 4,95 € pro Fläschchen unverschämt teuer.
S.' Bruder war inzwischen mit dem Handy herangelotst worden; überhaupt mußte der drahtlose Fernsprecher noch öfter in Aktion treten, denn S. hatte für sich und seine Freundin ein Privatquartier bei einem alten Berliner Bekannten, der ausgerechnet um die Monatswende September/Oktober umzog und schwer erreichbar war, was die Dinge nicht gerade vereinfachte ...
In mein Zimmer in der Juhe hatten inzwischen auch Kevin, ein schottischer Tourist mittleren Alters, sowie ein Dolmetscher auf Berufsreise zu einer Berliner Konferenz eingecheckt. Unauffällig zischte ich, im Dunklen im Bett liegend, noch ein Dosenbier, das ich an der Tankstelle nahe der »Spinnerbrücke« gekauft hatte - in Berlin ist ja nicht, wie in Baden-Württemberg, der Alkoholverkauf nach 22 Uhr verboten - und dämmerte langsam ins Reich der Träume hinüber ...

28.10.12

Weinschmatzerei II: Kuhstall und Unterholz

Oliver Maria Schmitt in der Sonntags-FAZ vom 21.10. über die Weinschmatzerei in Bordeaux:
http://www.faz.net/aktuell/reise/nah/verkostung-in-bordeaux-noch-mal-wein-gehabt-11933000.html
Nach Kuhstall und Unterholz schmeckten die Weine, so lobend die Kritiker. So so - solange sie nicht wie ein Laternenpfahl ganz unten schmecken ...
(War mir letzten Sonntag gar nicht aufgefallen der Artikel, aber als ihn in der heutigen FAS ein Leserbrief über den grünen Klee lobte (»der aufgeblasenen Weinwirtschaft den Hohlspiegel vorgehalten«), fand ich ihn gottlob noch online, diese Trouvaille ... :-)

24.10.12

Der Niedergang der Wikipedia

Bist du ein Fachmann und willst bei der Wikipedia mitarbeiten, mach dich auf endlose nervige Debatten und Streitereien mit Leuten vor, die von der Sache allenfalls eine halbe Ahnung haben, hieß es schon vor Jahren. Das läuft dann so nach dem Motto: »Was bist denn du für einer!? Da könnte ja jeder kommen! Ha!«
Es kommt auch jeder. Jeder Hansel pfriemelt an der Wikipedia rum, und echte Fachleute haben das Nachsehen. Bei »Edit Wars«, d. h. kleinlichen Streitereien um des Kaisers Bart, um jedes Komma oder um ideologische Feinheiten gewinnen meist die, die am meisten Zeit für Internet-Zankereien haben - also nicht die besten Fachleute, denn die haben anderes zu tun.
Im Moment kapern anscheinend Linke und Feministen die Wikipedia - das fing bei Stichwörtern wie »Maskulismus« schon vor zwei, drei Jahren an, wird jetzt immer schlimmer und erfaßt auch Libertäre wie die Mannen von »eigentümlich frei« sowie an sich unpolitische wissenschaftliche Gegenstände. Mein Autor Arne Hoffmann beobachtet dies seit langem (er gehört auch zu den Betroffenen); hier einige Links aus seinem Blog:

http://genderama.blogspot.de/2012/08/leserpost-wikipedia-irrsinn-geht-weit.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/the-european-verleumdung-gehort-nun-mal.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/wikipedia-und-macht-wie-die-online.html

http://genderama.blogspot.de/2012/09/die-welt-uber-wikipedia-immer-mehr.html

http://genderama.blogspot.de/2012/08/wikimedia-erklart-sich-mit.html

http://genderama.blogspot.de/2012/10/verleumdungsplattform-wikipedia-jetzt.html

und zuletzt: http://genderama.blogspot.de/2012/10/aufruf-stoppen-sie-die-zerstorer-der.html

22.10.12

Wer hat unser Gold geklaut?

Sie waren wieder einmal erfolglos, die Abgeordneten Wanderwitz und Mißfelder, wie die WELT und die Junge Freiheit melden: Sie durften das deutsche Gold in Paris und London nicht sehen. Das in New York, den größten Batzen also, hätten sie im Frühjahr besichtigt. Wirklich? Die Preußische Allgemeine Zeitung berichtet, auch dort habe man den Abgesandten Deutschlands den Zutritt verweigert. Was stimmt nun? Und wo ist das deutsche Gold, immerhin 3400 Tonnen im Wert von 130 Milliarden Euro?

21.10.12

NEWSWEEK schmeißt hin

Ein Menetekel an der Wand? Newsweek ist pleite. Obwohl die Auflage noch bei 1,5 Millionen liegt (SPIEGEL: gut 900.000), fuhr das Magazin jährlich 40 Millionen Dollar Miese ein. Jetzt wurde die Notbremse gezogen: Die papierene Ausgabe wird bald Geschichte sein.
Vor Monaten las man schon, daß New Orleans in Zukunft ohne Tageszeitung wird auskommen müssen. Eine Großstadt ohne Tageszeitung - für Europäer eine ebenso seltsame Vorstellung wie eine Großstadt ohne Bahnhof (Atlanta, Georgia). Doch der Trend weg vom Papier und hin zum Elektronischen (Website, Ebook) ist in den USA weiter vorangeschritten als in Europa, und es heißt ja, alle Trends von dort kämen mit Verzögerung auch zu uns ...

10.10.12

Das Gruselschloß

Das SCHWÄBISCHE TAGBLATT, unsere Tübinger Lokalzeitung, brachte letzten Samstag wieder einen Artikel »Vom Lager in den Container« über die erschröckliche Wohnungsnot Tübinger Studenten, die z. T. von einem Notaufnahmelager in einen Notaufnahme-Container ziehen müßten, sich aber (das mußten die Zeitungsleute in einem Kommentar zugestehen) oft zu fein dazu seien, in den Dörfern der Umgebung nach billigeren Zimmern zu suchen.
Dieser Artikel veranlaßte mich zu folgendem (gestern abgeschickten) Leserbrief:

Betrifft: Artikel »Vom Lager in den Container« plus »Übrigens« von Sa 6.10.12

»2000 Studenten mehr, doppelter Abiturjahrgang – warum soll ich den Studenten und mir nicht etwas Gutes tun und nach einer jahrelangen Pause und einer Teilrenovierung des Hauses wieder zwei Zimmer vermieten?« So dachte ich vor Monaten.
2002 hatte es ja auch sofort geklappt; die Mieter störten sich nicht mal am aggressiven Hund meiner Tante, was ich ihnen hoch anrechnete. Nur einer Muslima mit Kopftuch, bewacht von einem mißtrauischen Bruder, war mein efeuumranktes Haus damals schon unheimlich …
Jetzt haben wir 2012; Tante, Oma und Hund sind nicht mehr. Dafür ist die Studentenschaft zu 80 Prozent weiblich, so scheint's mir. Scheue weibliche Erstsemester, bewacht von ihren Müttern, und wenn ich erwähne, daß ich hier alleine hause, dann bekommt das Gespräch schon einen Knacks ins Ängstliche. »Wir melden uns wieder« ist dann das Letzte, was ich höre. Für immer. Vielleicht haben sie ja mit ihren smarten Fernsprechern meinen Hauptberuf gegoogelt, und jetzt fürchten Sie, ich wolle sie flugs in Ketten legen – und dabei will ich ihnen doch nur 140 bzw. 120 € monatlich aus dem Kreuz leiern, warm, versteht sich.
Ganz andere Sorgen hatte der Diplomand, der schließlich doch einzog: »Keine Rolläden? Nur dunkle Vorhänge? Wird da nicht ein Schimmer von Straßenlampenlicht meinen Schlaf stören? Und kommen vom Efeu bestimmt keine Spinnen ins Haus und mir zu nahe?« Diese Furcht ließ ihn die halbe erste Nacht kein Auge zutun, klagte er am Morgen. (Im oberen Bad fand ich anderntags ein fettes Prachtexemplar von Spinne, die wäre ein würdiges Abschiedsgeschenk für ihn gewesen. Ich schlafe derzeit ganz ohne Vorhänge, damit meine Studentenzimmer welche haben. Mit Spinnen hatte ich 30 Jahre nie Probleme, allenfalls mit lästig heransirrenden Mücken, wenn man gerade am Einschlafen ist. Selbst Fledermäuse in den Zimmern sind ausgesprochen selten.)
Das Sensibelchen zog einen Tag später wieder aus, trotz unterschriebenem Mietvertrag, unter Assistenz seines Vaters. Der sagte mir: »Wenn Sie Ihre Website und Ihr Blog unter Ihrem Klarnamen führen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Sie Schwierigkeiten bei der Zimmervermietung haben.«
So? Mir wäre es früher nicht in den Sinn gekommen, meine Zimmerwirtin zu googeln, wenn's das schon gegeben hätte, und wäre sie Beate Schmuse höchstpersönlich gewesen, hätt's mich auch nicht gestört.
Aber so ist sie, die Generation Handy: tratschsüchtig und unverbindlich. Traf man früher feste Verabredungen (»Um acht im Ochsen!«), so wird jetzt endlos hin- und hertelefoniert, besichtigte man früher ein Zimmer und sagte spontan zu oder ab (und blieb dann auch dabei), so zählten jetzt selbst die zwei von Studentinnen unterschriebenen Mietverträge nichts mehr. Dabei ließ ich für eine von ihnen sogar den Schlüsseldienst kommen – als nämlich spätabends das alte Haustürschloß von außen blockierte und auf der Stelle repariert werden mußte, wollte ich meine Kurzreise zum Berlin-Marathon nicht abblasen und sicherstellen, daß meine (für mich telefonisch unerreichbare) Mieterin in meiner Abwesenheit mit ihrem Schlüssel auch wirklich reinkommen würde und einziehen könnte.
Die 150 € hätte ich mir sparen können, denn tags darauf rief mich ihre Mutter an: Ihr Töchterlein sei jetzt doch noch im Tübinger Wohnheim untergekommen.
Das war auch die offizielle Begründung der anderen Mieterin, einer schwarzen Medizinstudentin, für ihren Rückzieher. Verträge? Mit denen kann ich mir jetzt meinen Hintern polieren …
Der vorerst letzte Zimmerbewerber war ein griechischer Sportstudent, der den Mietpreis noch weiter runterhandeln wollte und einen Flunsch zog, weil es elf Gehminuten zum Nehrener Bahnhof und von dort zwölf Zugminuten nach Tübingen sind.
So, und nun mag ich nicht mehr. Lieber laß ich meine Buden leerstehen, als weiter diesen Zirkus über mich ergehen lassen und obendrein Zeitungsartikel über die angebliche studentische Wohnungsnot lesen zu müssen. Wer unbedingt zu doppelter Miete in die Kernstadt drängt, um ja nichts vom »studentischen Leben« (das auch nicht umsonst ist) zu verpassen, bei dem kann die Not nicht allzu groß sein.

Muffig rieche es auch im Zimmer, befand das Sensibelchen, das nicht schlafen konnte (ohne Kopfkissen könnte ich auch nicht schlafen, das hatte er gleich zurückgegeben - und jetzt find ich's nimmer, nur noch den Bezug). Jaaa, manch einer empfand mein am Busen der Natur liegendes Haus schon immer als eine grüne Hölle ... 

Mein Häuschen im Sommer 2006, als noch mein kleiner Daihatsu davorstand und der Ahorn bis an meine Hauswand schlug; Wochen später wurde er gestutzt, ist jetzt aber fast wieder so üppig wie damals geworden ...
Andere verglichen mein Fertighaus Bj. 1975 mit einem »alten Herrenhaus«. Nun ja ... Jedenfalls scheinen es die meisten ZimmerbewerberInnen eher als ein furchteinflößendes Gruselschloß empfunden zu haben ...

8.10.12

GEZ am Ende? Denkste!

Wer glaubte, mit der neuen »Haushaltsgebühr« ab 2013 habe die GEZ-Schnüffelei ein Ende, der irrt sich: Sie könnte vielmehr noch wachsen. (Jetzt wollen sie nämlich - unter neuem Namen - schnüffeln, ob es sich wirklich nur um einen Haushalt handelt oder nicht vielmehr um zwei oder drei ... ähnlich wie die Hartz-4-Schnüffler, nur daß die eher daran interessiert sind, daß es wenig Haushalte - »Bedarfsgemeinschaften« - sind.)
Stark überwachte GEZ-Zentrale in Köln

Wärmedämmung kann Energieverbrauch erhöhen ...

... bei Einfamilienhäusern; zu diesem Schluß kamen interessante und brisante neue Studien.

7.10.12

Die Flüssigkeit, die trocken ist

Ab und an geraten Journalisten wundervolle Formulierungen. So findet sich in der FAZ vom gestrigen Samstag im Wirtschaftsteil ein Leitartikel »Deutsche Frauen, deutscher Wein«, der wie folgt beginnt: »Es soll immer noch Kellner geben, die auf die Frage nach dem Weinangebot antworten: roten und weißen. Das ist ein guter Grund, sofort das Weite zu suchen oder ein Pils zu bestellen. Da kann man wenigstens nichts falsch machen. Schon möglich, daß in besseren Lokalen mancher auf sein Glas Wein verzichtet, aus Sorge, sich den Tischnachbarn als unwissend zu offenbaren. Mit Ehrfurcht wird der Kenner betrachtet, der versonnen auf einer Flüssigkeit herumkaut, nur um dann zu behaupten, sie sei trocken.«
So schön hat man die Weinschmatzerei selten auf den Punkt gebracht :-)

Sexistische Reklame ...

... auf Kosten der Männer mal wieder - aber ein Sprayer blieb die passende Antwort nicht schuldig:

Arschvoll in den USA

Was anderswo längst verboten ist, gilt in weiten Teilen der USA immer noch:
Arschvoll für freche, widerborstige Schüler mit dem Lederpaddel.

»Zeig brav ›Heil!‹ und nicht den Vogel, Elschen!« rief Mama Queenmom ...

  ... und sie tat's, Klein-Elschen. In der Bildmitte die spätere Queen Elisabeth II, links die spätere "Queenmom", rechts der ...