1.6.09

Hymnus auf »Entführt«

Der Titel war mir unheimlich. Wenn er nicht so gut geschrieben gewesen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich abgelehnt. Wer geilt sich auch schon an einem Martyrium wie dem von Elisabeth Fritzl auf? Und wer es doch tut, muß mit der »politisch korrekten« Ablehnung vieler SMer leben: »Das ist doch kein SM, das ist doch vollkommen nonkonsensuell, überhaupt nicht einvernehmlich!«

Ich entwickelte mit dem gepeinigten Helden einen Haß auf die Peiniger, ich litt mit ihm, wünschte, daß er seine Freiheit dauerhaft wiedergewann, ich war froh, als das Buch endlich in der Druckerei war. Und ich hatte ein bißchen Bammel vor der Reaktion der Kritiker. Zu Unrecht offensichtlich:

Einen verdammten Sonnenbrand habe ich mir geholt beim Lesen von »Entführt – die Geschichte einer Abrichtung«! Das passiert nicht oft, dass mich ein Buch so fesselt, dass ich alles um mich herum vergesse.

Der junge Kanadier Rajk studiert in New York Medizin und jobbt nebenbei als Security-Mann in einer Parkgarage, die zu einem Luxusclub gehört. Dort fällt er einem gelangweilten reichen Homosexuellen auf, der ihn gerne für sich gewinnen möchte.
Rajk ist zum einen heterosexuell und zum anderen nicht an Beziehungen interessiert, da er sich völlig auf seine Ausbildung konzentriert.
Zum Verhängnis wird Rajk sein phantastisches Aussehen, denn der verliebte Schwule kann ihn nicht vergessen und beschließt, ihn entführen zu lassen … Es gibt eine Organisation, die darauf spezialisiert ist, reichen gelangweilten Männern (und Frauen) jeden sexuellen Wunsch zu erfüllen, und aus diesem Grund Lustsklaven anbietet, die im wahrsten Sinne des Wortes das sind: Sklaven.
Nichts, was passiert, ist einvernehmlich; eindrucksvoll erlebt der Leser die Vergewaltigungen, Demütigungen und Strafen mit, die Rajk erleiden muss.
Letztendlich wird er nicht nur Lustsklave, sondern auch ein 1A-Hengst (die Sklavenhändler haben für ihre Sklaven Wettbewerbe samt Leistungsurkunden und Jury), der auf Verlangen Frauen schwängert.
Allerdings ergibt er sich nie in sein Schicksal und kämpft gegen seine Herrscher an.

Dem Autor Uli Bendrick gelingt es, die Geschichte stringent zu erzählen, nie verliert er sich in den Handlungssträngen, es entstehen keine Längen, rasant passt sich das Erzähltempo der Geschichte an.
[Na, da habe ich ja weise entschieden, als ich ihm zu der etwas kürzeren Fassung riet, trotzdem er sich beklagte: »Aber da fehlt doch dieser spannende Fluchtversuch und jene interessante Bestrafung!«]

(Obwohl die Geschichte auf drei Bücher aufgeteilt ist, handelt es sich nicht um eine Trilogie, sondern um eine längere Geschichte, die in drei Teile gesplittet wurde; warum, weiß wohl allein der Verleger.)[Allerdings: Weil die Druckkosten für einen 500-Seiten-Wälzer immens sind und ich dennoch nicht mit dem Preis entsprechend hochgehen kann.]
Diese Geschichte solltet ihr lesen – ohne Wenn und Aber. Ich verspreche, ihr werdet begeistert sein. Tut euch selber den Gefallen und lest ab dem zweiten Teil nicht mehr den Klappentext, dort wird einfach zuviel verraten.
Zilli«
(... in den SCHLAGZEILEN 103: »Entführt!«)

Wenn sich gute Kritiken denn auch in guten Verkaufszahlen niederschlagen/niederschlügen, ist/wäre es ja gut ...

1 Kommentar:

Zuerihegel-Rittmeister hat gesagt…

Der Titel liess mich auf viel Gutes hoffen... Dann las ich das Wort "homosexuell". Schade, nicht mein Ding, absolut nicht, was ich gerade erst mit meinem Therapeuten durchdiskutierte. Aber für jemanden wie mich, der als Konfirmand knapp einen schwulen, evangelisch-reformierten Pfarrer entkam, hat Homosexualität halt einen extrem bitteren Beigeschmack. Ein späteres Erlebnis mit dieser "Spezies" liess dann meine Abneigung noch anwachsen! Wieso konnten die "Akteure" in dieser Geschichte in der heutigen Zeit nicht zwei Weber sein??? Was ist denn an einem männlichen Körper so schön, dass man immer wieder Bücher mit Schwulengeschichten schreibt? Das wirklich Schöne der Natur findet man doch wirklich nur bei gepflegten weiblichen Körpern...

Grüässi!

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