3 1/4 Stunden statt eine - unterwegs mit der Bahn

Endlich wollte ich meine Harley abholen, am Dienstag nach Ostern. Bei Limbächer in Filderstadt-Bernhausen südöstlich von Stuttgart stand sie, ca. 50 bis 60 km von Nehren entfernt. Mit dem Auto braucht man bei ruhigem Verkehr keine Stunde, aber das ging ja diesmal nicht, ich wollte ja mit dem neuen Mopped heimfahren. Mit der Bahn fährt man einen Dreiviertelkreis und garantiert 80 bis 90 Kilometer.

Also ging ich um 14 Uhr aus dem Haus und stand gegen 14.15 Uhr auf dem Nehrener Bahnsteig. Die Fahrkarte für gut 13 Euro hatte ich mir schon am Morgen aus dem Automaten gezogen, als ich den Fahrplan studiert hatte; das war unproblematisch gewesen.

Es war 14.19 Uhr - wo war der versprochene Zug? Jetzt erst bemerkte ich einen Anschlag unter dem Fahrplan: Heute und noch drei weitere Tage wird die Bahnlinie hier repariert, es gibt einen Schienenersatzverkehr. Abfahrt 14.32 vor dem Bahnhof.

Also rein in den Bus und ab nach Dußlingen, dort in den Zug nach Tübingen. In Tübingen stand der Zug nach Stuttgart am gegenüberliegenden Bahnsteig, Abfahrt 15.05 Uhr. Doch wenn ich schnell machte und direkt nach Stuttgart wolle, so die Bahnangestellte, die ich fragte, dann könne ich auf Gleis 3 noch den (fünf Minuten früher fahrenden) Interregio erwischen. Ich erwischte ihn. Zwischenhalt nur in Reutlingen - es sei denn ein außerplanmäßiger Halt. Wegen einer Baustelle im Bahnhof Wendlingen. »Bitte nicht aussteigen«, tönte es über den Lautsprecher.

Um 15.50 Uhr war ich in Stuttgart - auch nicht viel schneller als mit dem normalen Eilzug.

Ich weiß nicht, ob ich gleich in Nehren eine Fahrkarte nach Bernhausen hätte lösen können - ich hatte mich mit »Stuttgart Hauptbahnhof« begnügt, und jetzt brauchte ich Fahrplan und Fahrkarte für die Weiterfahrt. Die einst leere Bahnhofshalle war voller Verkaufsbuden für Dinge wie naturreinen Honig, die man als Reisender gar nicht benötigt. Nur Karten des S-Bahn-Netzes waren rar, und der Fahrkartenautomat nahm keine 50-Euro-Noten; andere hatte ich aber keine mehr. Also an einem Stand eine Bierdose gekauft (»Ohne Verkaufsvorgang öffnet sich die Kasse gar nicht mehr!«), Wechselgeld bekommen, Fahrkarte gezogen, nach dem Weg gefragt, raus aus dem Bahnhof, runter in die S-Bahn, mindestens eine Viertelstunde auf die richtige warten, rausfahren bis zur Endstation Filderstadt-Bernhausen und dann noch 15 Minuten bis zu Limbächer wandern. Ankunft: 17.15 Uhr.

Ergebnis: 3 Stunden und 15 Minuten für einen Weg, der mit dem Auto keine Stunde gedauert hätte ... Kosten für die Fahrkarten: rund 17 Euro. Benzingeld wären es um die 4 Euro gewesen. Zugegeben, die »Vollkosten« eines Autos sind natürlich höher, bei dieser Rechnung wäre es ähnlich teuer gewesen wie mit der Bahn. Aber das gilt eben nur für die totale Alternative: nur Auto fahren contra nur Bahn fahren. Für den Gelegenheits-Bahnfahrer hingegen fallen die Fixkosten eines Autos sowieso an, der vergleicht das Benzingeld mit den Kosten der Fahrkarte, und da sieht die Bahn noch älter aus als beim Vergleich der Fahrzeiten ohnehin schon ...

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