Profis und Amateure

»Ach hätte man doch einen Studenten vom Schnelldienst bestellt«, klagte Joseph von Westphalen vor 20 Jahren in seinem Essay »Warum ich trotzdem gegen Profis und für Dilettanten bin«, »der hätte die Wiese gemäht und ein bißchen an der Hecke herumgeschnippelt. Der Profi jedoch [dem wir den Auftrag gaben, den ein wenig verwahrlosten Garten in Ordnung zu bringen] hat ganze Arbeit geleistet: Alle Sträucher sind auf Augenhöhe abgesägt und der Rasen umgepflügt und neu eingesät. Zwei Sommer lang ist dieser Garten unbenutzbar. Stutzen, damit es wächst, das ist immer die Devise von Profis. Kündigen, damit die Firma blüht. Sie haben kein Erbarmen mit dem, was gerade lebt.«

An diese Worte fühlte ich mich erinnert, als ich sah, wie sehr der von mir beauftragte Gärtner den riesigen, herrlichen, aber leider auch in die Straßenseite hinein und über die Dachterrasse ragenden Ahorn stutzte. Dann hätte ich ein paar Jahre Ruhe, meinte er; überhaupt habe der Mann vom Bauhof (der mir den alljährlichen Meckerbrief »Ihre Sträucher ragen in die Straße!« geschickt hatte) noch mehr stutzen wollen, aber dann, so ein Lehrling, »hätt man's auch gleich voll vergessen können«. Hilfe! Das ist immer noch mein Ahorn! (Daß dieser Gärtner auch nie sagen kann, an welchem Nach- oder Vormittag er kommt - so war ich diesmal nicht da ...). Na, hoffen wir, daß der Ahorn wirklich wie prophezeit »bald wieder da ist« ...

Warum ich nicht gleich auch noch entlang der Querstraße was gemacht hätte, habe der Mann vom Bauhof wissen wollen. Na, da mühe ich mich diesen Herbst noch selber ab, nächstes Jahr kann dann mal der Gärtner kommen, hoffentlich weniger rabiat als dieses Mal ...

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